Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
Heim und eine eigene Familie haben.“
Impulsiv schloss Tricia ihre Freundin in die Arme. „Hör dich nur an, Carolyn“, meinte sie liebevoll. „Du willst über Brody hinwegkommen ? Er ist dir immer noch wichtig. Hat das etwa nichts zu bedeuten?“
„Es bedeutet, dass ich gestört bin“, erwiderte Carolyn lebhaft und wischte sich mit einem Handrücken über die Wangen, obwohl sie noch gar nicht zu weinen angefangen hatte. „Emotional abhängig, ein hoffnungsloser Fall – was auch immer.“
„Papperlapapp“, erwiderte Tricia mit einer wegwerfenden Handbewegung. „ Gestört. Abhängig. Das sind bloß Schubladen, leere Schlagwörter, und meiner Meinung nach werden sie in unserer Gesellschaft überstrapaziert. Du bist eine intelligente, starke, begabte Frau, Carolyn, kein psychisches Wrack. Trau dir selbst ein bisschen mehr zu, ja?“
„Und du, Tricia Creed, du bist eine sehr gute Freundin.“
„Und ich habe recht“, schloss Tricia und erwiderte ihr Lächeln.
Nachdem sie sich in diesem Punkt stillschweigend einig waren, machten sich beide an ihre Arbeit.
Etwa eine halbe Stunde später tauchten zwei Wagenladungen Frauen mittleren Alters mit roten Hüten und violetten Kleidern auf, und ein wahrer Kaufrausch setzte ein.
Eine von ihnen begeisterte sich besonders für die Weberin. „Wie schön“, rief sie, den Blick zu der Batik erhoben.
Carolyn, die an der Kasse fleißig Preise eintippte, hörte die Bemerkung trotz der entzückten Ausrufe, mit denen die restlichen Rothüte die Waren begutachteten.
Auch Tricia hatte sie offenbar gehört.
Sie und Carolyn tauschten einen Blick.
„Nicht wahr?“, sagte Tricia und gesellte sich zu der Frau.
„Von hier aus kann ich den Preis nicht erkennen“, sagte die Frau.
„Leider ist dieses Stück bereits vergeben“, antwortete Tricia,und ihre Wangen färbten sich rosig. „Aber ich gebe Ihnen gern die Kontaktdaten der Künstlerin, falls Sie etwas bei ihr bestellen wollen …“
Carolyn runzelte die Stirn. Die Weberin war vergeben? Seit wann?
Schon viele Kunden hatten das Batikbild bewundert, doch alle hatten geseufzt und den Kopf geschüttelt, als sie erfuhren, wie viel sie kosten sollte.
Um die Verwirrung komplett zu machen, warf Tricia Carolyn nun auch noch einen raschen Blick zu, als fürchtete sie Widerspruch von ihr. Carolyn erwiderte den Blick ihrer Freundin mit Nachdruck, sagte jedoch nichts. Sie wandte sich einfach wieder ihrer Arbeit zu.
Es war beinahe Mittag, als die Frauen mit den roten Hüten in ihre Busse stiegen, abfuhren und den Laden erfreulich leer geräumt zurückließen.
Gerade als Carolyn Tricia fragen wollte, warum sie behauptet hatte, die Batik wäre verkauft, öffnete sich die Ladentür erneut und Conner trat ein, dicht gefolgt von Brody.
Carolyn stockte der Atem, doch sie versuchte sich den Anschein zu geben, als hätte sie die Männer nicht bemerkt.
Brody nicht zu bemerken, dachte sie bei sich, ist, als würde man einen Meteor übersehen, der groß genug war, um die Dinosaurier auszulöschen.
Trotzdem musste sie es versuchen. Schon aus Prinzip.
Conner begrüßte Tricia mit einem Kuss, dann hob er sie hoch und schwang sie einmal behutsam in Kreis herum. Ihr Lachen klang hell wie das Glockenläuten am Ostermorgen.
Abgelenkt von diesem Treiben bemerkte Carolyn nicht, dass Brody sich ihr näherte. Urplötzlich stand er einfach da, ihr gegenüber auf der anderen Seite des Tresens.
Carolyn zuckte zusammen. Jeder Nerv in ihrem Körper war zum Zerreißen angespannt.
Brody bedachte sie mit einem trägen, gelassenen Lächeln.Entweder waren ihm die Gerüchte um ihr Kaffeestündchen mit Bill noch nicht zu Ohren gekommen – was höchst unwahrscheinlich war –, oder es war ihm schlicht einerlei.
„Das Bild da oben“, sagte er und wies mit einem Daumen auf die Weberin. „Ist das eine Arbeit von Primrose Sullivan?“
Carolyn räusperte sich und nickte. „Ja, aber …“
Tricia schlich näher. Rempelte Brody von der Seite an. „Hast du Bedarf an Kunst?“, fragte sie.
Conner, der ein Stückchen abseits stand, musterte seine Frau mit einem Ausdruck ratloser Verwunderung auf seinem schönen Gesicht. Für ihn war Tricia eindeutig ein leuchtend bunter Schmetterling in einer schwarz-weißen Welt.
„Könnte sein“, sagte Brody. „Wenn mein Haus fertig ist, muss ziemlich viel Wandfläche behängt werden.“
Carolyn ermahnte sich, zu atmen. Befahl ihrem Herzen, auf der Stelle wieder zu schlagen, Schluss mit dieser
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