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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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nach ihr aussenden würden, fand Carolyn Zeit, wütend auf sich selbst zu sein.
    Sie hätte in diesem Augenblick im Laden sein, die Tür aufschließen und das Geöffnet-Schild raushängen sollen.
    Stattdessen war Tricia vermutlich allein dort und fragte sich, wo zum Teufel Carolyn steckte. Sie war so vertieft in diese und ähnliche Gedanken, dass ihr Brodys sonderbares Schweigen nicht gleich auffiel.
    Seine Kinnpartie wirkte kantig, er hielt sich aufrecht, als hätte er einen Stock verschluckt, und blickte zwischen Moonshines Ohren hindurch starr geradeaus. Beide Pferde zockelten nun in gemütlichem Passgang.
    „Wie ich schon sagte“, fuhr er fort, ohne Carolyn anzusehen, „es ist Zeit, dass wir reden.“
    „Ich bin nicht sicher, ob wir einander etwas zu sagen haben“, antwortete sie und hoffte, dass ihre Worte nicht so traurig klangen, wie sie sich fühlte.
    Endlich fing er ihren Blick ein und hielt ihn gefangen. Seine Miene war finster. „Ich habe dir eine Menge zu sagen, Carolyn“, entgegnete er, „und ich habe fest vor, alles auszusprechen.“
    Panik flatterte wie ein verängstigter kleiner Vogel in Carolyns Brust. „Brody, ich muss zurück zum Laden – ich hatte nie vor, so lange wegzubleiben und …“
    „Später geht es auch noch“, sagte er, als sie mitten im Satz verstummte. „Bei dir oder bei mir?“
    Bei dir oder bei mir?
    Riskante Sache, das eine wie das andere.
    Doch Brody würde sich nicht abwimmeln lassen, so viel stand fest.
    „Wie wär’s mit dem Café?“, fragte sie etwas zu fröhlich. „Wir können uns dort treffen, nachdem ich um fünf Uhr den Laden geschlossen habe.“
    „Zu viel Öffentlichkeit“, wehrte Brody ab und sah so ernst aus, als wollte er sein typisches Grinsen nie wieder aufblitzen lassen.
    Carolyn versuchte klar zu denken. Wenn sie bei Brody „redeten“, hätte er Kondome zur Hand, und was hinderte ihn dann, sie zu verführen?
    Wenn sie sich dagegen in ihrer Wohnung trafen, bräuchte er sie nur zu küssen oder noch einmal sanft über ihre Brüste zu streicheln, und es wäre ihr egal, ob er ein Kondom benutzte oder nicht.
    „Bei mir“, entgegnete sie schließlich. „Um sechs Uhr heute Abend?“
    Brody nickte. Kims und Davis’ Stall kam in Sicht, und das Gespräch war beendet – zumindest für den Augenblick.

14. KAPITEL
    V or Kims und Davis’ Stall saß Brody ab und ließ Moonshine an der Pferdestange stehen, um Blossoms Zügel zu ergreifen. Carolyn saß noch im Sattel, verlegen und so köstlich anzusehen, dass bei ihrem bloßen Anblick ein ganz neuer Ansturm von Begehren wie ein Flächenbrand über Brody hinwegfegte.
    „Ich versorge die Stute“, erklärte er ruhig. „Fahr du in die Stadt und tu das, was du meinst, jetzt tun zu müssen.“
    Carolyn biss sich auf die Unterlippe, nickte knapp, saß ab und sprintete praktisch zu ihrem Auto. Im nächsten Moment raste sie schon in der sprichwörtlichen Staubwolke die Zufahrt hinunter.
    Als Brody das sah, zog er einen Mundwinkel hoch, doch es war nur ein halbherziges Lächeln. Hätte er nur nie den Mund so voll genommen und gefordert, dass er und Carolyn keinen Sex haben sollten, dann würde er vielleicht in diesem Moment im hohen Gras beim Hidden Lake mit dieser Frau schlafen – zum Teufel mit einem Kondom –, statt zuzusehen, wie sie davonbrauste, als wäre der Satan persönlich hinter ihr her.
    Er hörte, wie die Insektenschutztür in den Scharnieren quietschte. Kim trat aus dem Haus, ohne ihre gewohnten kläffenden kleinen Kumpane, blieb auf der Veranda stehen und schützte mit einer Hand ihre Augen gegen die Sonne. „Brody?“, rief sie und warf einen besorgten Blick in Richtung der immer noch sichtbaren Staubwolke. „Ist etwas passiert?“
    „Nein, nichts“, erwiderte Brody.
    Absolut nichts . Verdammt noch mal.
    Er führte Blossom in den Stall und hoffte, dass Kim ihn in Ruhe ließ, damit er die Stute absatteln, mit Heu versorgen, kurz striegeln und dann seiner Wege gehen konnte.
    Das Glück hatte er nicht.
    „So übereilt abzufahren ist gar nicht Carolyns Art“, sagteKim, die im überdachten Durchgang stand und Brody über Blossoms Boxentür hinweg beobachtete. „Sie hat sich nicht einmal verabschiedet.“
    Sie bewegte sich schon immer leichtfüßig wie ein Sioux-Späher, diese Kim. Damals, als er und Conner und Steven noch klein waren, hatte sie auch schon diese unheimliche Angewohnheit gehabt, aus dem Nichts aufzutauchen, geräuschlos und ohne Vorwarnung, immer gerade dann, wenn sie

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