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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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irgendeinen Unfug ausgeheckt hatten.
    „Sie hatte es eilig, den Laden zu öffnen“, sagte Brody kurz angebunden.
    Drüben im anderen Stall hatte er Davis und Conner sein Herz ausgeschüttet, hatte all die schmerzlichen Erfahrungen noch einmal durchlebt, und er würde das Gleiche noch einmal tun, wenn er heute Abend Carolyn besuchte. Bis dahin zog er es vor, sich so wenig wie möglich in Gespräche ziehen zu lassen.
    „Du hast Carolyn wieder verärgert, nicht wahr?“, hakte Kim nach.
    Brody seufzte innerlich und fragte sich, ob das gesamte Universum aus dem Gleichgewicht geraten war oder nur er selbst. Es musste doch irgendeinen Grund dafür geben, dass nichts nach seiner Nase ging, seit er heute die Augen aufgeschlagen hatte.
    „Nein“, widersprach er und hängte die Wurzelbürste mit der kleinen Lederschlaufe zurück an ihren Platz hoch oben an einem rostigen Nagel. „Hab ich nicht.“
    Als er die Boxentür öffnete, sich durch den Spalt zwängte und ihr gegenüber in der Stallgasse stehen blieb, musterte sie ihn aus schmalen Augen.
    „ Irgendetwas hat sie geärgert“, sagte Brody, senkte den Kopf und rieb sich den Nacken. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er seinen Hut irgendwo vergessen hatte. Neuerdings würde ich wohl meinen rechten Arm vergessen, wenn er nicht an der Schulter festgewachsen wäre.
    „Carolyn braucht mich nicht, um sich zu ärgern“, fuhr er nüchtern fort. „Das schafft sie ganz allein.“
    Kim seufzte. Für ihre Begriffe war sie ziemlich normal angezogen. Sie trug ein pinkfarbenes Westernhemd mit Perlmuttdruckknöpfen, dazu abgetragene Jeans und Stiefel. „Vielleicht solltest du hinter ihr herfahren. Ihr zwei könntet miteinander reden …“
    „Das haben wir schon geplant“, antwortete Brody, bereit, Kim diese eine Information zu geben, aber nicht mehr.
    Daraufhin öffnete Kim den Mund und schloss ihn wieder, als sie augenscheinlich zu dem Schluss kam, dass sie nichts mehr zu sagen hatte. Das war ein seltenes Phänomen, aber es kam vor.
    Brody grinste, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging zur Stalltür.
    Draußen wartete Moonshine geduldig an der Pferdestange. Brody schwang sich in den Sattel.
    Als er auf Moonshine an der Koppel entlangritt, stoppte er kurz, um nach Firefly zu sehen. Wenn er auch ihre Sorge um das Wohlergehen des Tieres verstand, hatte er Firefly gegenüber doch ernste Vorbehalte.
    Der Wallach war kein gewöhnliches Reitpferd. Der Vollblüter bestand aus fünfzehnhundert Pfund roher Kraft, und in seinen Adern floss das Blut des Champions. Körperlich war er noch wohlauf, aber berüchtigt für sein Temperament. Laut Davis hatten sich gegen Ende seiner Karriere selbst die ausgefuchstesten Jockeys im Geschäft geweigert, ihn zu reiten.
    Brody war Cowboy, kein Jockey, und aus genau diesem Grund reizte es ihn, den Wallach zu satteln und aufzuzäumen und selbst auszuprobieren, wie schnell der Gaul war.
    Natürlich würde Davis ihm den Hals umdrehen, wenn er das versuchte. Das hieß, wenn das Pferd ihn nicht vorher umbrachte.
    Trotzdem wühlte der Gedanke in Brodys ohnehin schon überlastetem Hirn, keimte dort und schlug Wurzeln wie eine Zauberbohne. Aber er vergeudete, wie Davis es ausgedrückt hätte, Tageslicht. Er musste Zäune abreiten, wenn er eine Standpauke seines Onkels über seinen Beitrag zur Arbeit auf der Ranch vermeiden wollte.
    Und im Augenblick konnte Brody keine Standpauke brauchen, ganz gleich, von wem.
    Was habe ich getan? fragte Carolyn sich auf dem Weg in die Stadt.
    Na, was wohl? antwortete ihre innere Stimme. Du hast dich Brody Creed praktisch auf einem Silbertablett angeboten. Du hast ihn in deine Wohnung eingeladen, obwohl du ganz genau weißt, was passieren wird.
    Ein Lächeln trat auf Carolyns Gesicht, und ein Schauer durchlief sie und setzte sich genau in ihrem Becken fest. „Gott, das will ich doch hoffen“, sagte sie laut. Der Ausspruch kam anscheinend aus der Tiefe ihres Seins, als hätte ihr Körper all seine Reserven zusammengesucht, um die Stimme der Vernunft zu übertönen.
    Randvoll mit Gefühlen, die sie nicht annähernd auseinanderdividieren, geschweige denn benennen konnte, fragte Carolyn sich, ob sie tatsächlich den Verstand verlor.
    Als sie im Laden ankam, war Tricia wie erwartet bereits dort.
    Was Carolyn allerdings nicht erwartet hatte, war ein Laden voller Kundschaft.
    Wo kamen all die Leute her? Sie hatte draußen keinen Bus, nicht einmal ein Auto gesehen.
    „Schön, dass du kommst“, sagte Tricia honigsüß und

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