Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
nun unschlüssig am Eingang stehen. Desmondo schob geschäftig einige Akten auf einem Stapel zurecht und meinte knapp: „Der Rektor wünscht Sie zu sprechen. Wir werden unsere Sitzung auf heute Nachmittag verschieben müssen.“
Unschlüssig verharrte Flint wo er war.
Irre ich mich oder ist er sauer?
„Gibt es noch etwas?“, erkundigte sich der Professor, als der Student sich noch immer nicht von der Tür fort bewegte.
„Ich … ähm … Warum will Sir Fowler mich denn sprechen?“
„Das müssen Sie ihn schon selbst fragen. Ich bin nicht über Einzelheiten informiert worden“, kam die ausweichende Antwort.
Warum sagt er mir nicht einfach, was los ist?
Verwundert nickte Flint und wandte sich zur Tür. Desmondo ließ den Studenten gehen, ohne ihn noch einmal zurückzurufen.
Was hat das zu bedeuten?
Da der Student ungeduldig auf Antworten wartete, joggte er die Treppe zum Erdgeschoss hoch und den Gang zum Rektorat entlang. Er hob seine Rechte und klopfte leise an Sir Fowlers Tür.
Kurze Zeit später öffnete sich das Sekretariat.
Luna! Wie konnte sie das hören?
Es war tatsächlich die quietschbunte Schreibkraft, die mit einem breiten Lächeln vor ihm stand.
„Oh! Hallo! Tut mir ganz arg leid, aber da können Sie jetzt nicht rein. Sir Fowler hat Besuch.“
Wie immer quiekte sie in den höchsten Tönen.
„Äh … ja … hi … aber ich wurde herbestellt. Professor Desmondo schickt mich“, entgegnete er lahm.
„Oh! Das ist natürlich etwas anderes! Bitte warten Sie doch einen Moment, dann melde ich Sie gleich an.“
Sir Fowler erhob sich und deutete vor sich auf seinen Gast.
„Schön, dass du gekommen bist, Flint. Frau Dristi kennst du ja bereits.“
„Hallo … ja, wir hatten schon ein Gespräch. Guten Tag“, grüßte der Geisterseher in Richtung der alten Inderin, die ihm nur bis zur Schulter reichte.
„Guten Tag, Flint. Setz dich doch zu mir.“
Sie machte eine einladende Geste zum Sessel neben dem ihren.
Die beiden Männer nahmen gleichzeitig Platz.
„Flint, Frau Dristi ist heute Morgen extra wegen dir angereist. Kannst du dir denken, weshalb?“, erkundigte sich Sir Fowler.
Der Student hatte das Gefühl, in seinem Sessel zusammenzuschrumpfen.
„Vermutlich wegen Katharina“, murmelte er verlegen.
Der Rektor machte ein fragendes Gesicht, doch die Inderin nickte zustimmend.
„Die junge Dame macht sich große Sorgen um dich.“
Sie zwinkerte ihm lächelnd zu.
Peinlich! Ich will gar nicht wissen, was sie jetzt von uns denkt.
Dabei war das Verhältnis zwischen Flint und Katharina mehr als unschuldig. Er war zwar dankbar, dass sie sich um ihn sorgte, trotzdem wollte er nicht, dass sich nun jemand von offizieller Seite seiner Probleme annahm.
„Verdanken wir also Katharina van Genten Ihren Besuch, werteste Vanita?“
„So ist es. Sie äußerte gegenüber ihrer Prüferin, dass sie sich bezüglich Flint und dessen Ordensprüfung Gedanken mache.“
„Ach, so ist das.“
Die beiden älteren Herrschaften musterten den jungen Geisterseher mit Interesse.
Der schüttelte sich.
Täusche ich mich oder ist es gerade einige Grad kühler geworden?
Es wurde Zeit, das Thema zu wechseln.
„Ja, wir haben gestern kurz gechattet. Ich hoffe, das ist in Ordnung? Wir haben beide nichts über den Inhalt unserer Prüfungen gesagt. Ich erwähnte lediglich, dass meine Prüfung nicht so reibungslos laufen würde, wie ich es mir erhofft hatte. Ich habe vermutlich ziemlich übertrieben und sie dadurch geängstigt. Ich werde das natürlich sofort klarstellen. Tut mir sehr leid, dass Sie beide in die ganze Sache mit hineingezogen wurden. Ich werde das dann gleich mal klären gehen.“
Beim letzten Satz hatte sich der Student erhoben. Er erntete für seine Rede zwei verständnisvoll lächelnde Gesichter.
„Flint, sei doch so gut und setz dich wieder hin, ja?“, bat ihn Sir Fowler freundlich.
Ich könnte mich einfach weigern , überlegte der Geisterseher hoffnungslos und setzte sich schließlich doch wieder hin. Ich bin einfach zu brav.
„Ich denke, dass wir alle wissen, dass es sich nicht so verhält“, fuhr Fowler fort.
„Ich kann verstehen, dass er nicht mit uns darüber reden möchte. Die Ordensprüfung ist der Moment, an dem junge Männer mit ihren Talenten glänzen wollen, um die Damenwelt zu beeindrucken. Da ist es unangenehm, wenn man über das reden soll, was nicht gut läuft“, sprach Vanita verständnisvoll.
Jetzt geht es los!
„Streng genommen darf ich mich nicht in die
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