Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
Trost!
Sie schlug mit ihren Fäusten gegen die Essenz-Barriere, die sie gefangen hielt.
„Lassen Sie mich sofort hier raus!“, forderte sie. Dabei bemühte sie sich um einen überlegenen Tonfall, doch es wollte einfach nicht so klingen, wie sie sich das vorstellte.
„Schweig still!“, befahl er mit dröhnender Bassstimme. „Es ist sinnlos, Daimon! Du entkommst mir nicht. Der Bannkreis ist dazu geschaffen, Kreaturen wie dich an Ort und Stelle zu binden, auf dass sie sich nicht länger frei wähnen, um den unbescholtenen Seelen zu schaden!“
Cat war eigentlich kein gewalttätiger Mensch, aber sie war auch noch nie eingesperrt und als Dämon beschimpft worden. Nun spürte sie zum ersten Mal den Wunsch, diesem Priester fest gegen das Schienbein zu treten.
Da passierte es zum ersten Mal: Patricia sandte das Signal zur Rückkehr.
Obwohl es noch ganz sanft war, hatte Katharina das Gefühl, in alle Richtungen gleichzeitig gezogen zu werden. Ihr entwich ein unfreiwilliges Wimmern. Zu plötzlich war der Schmerz gekommen.
Der Oberpriester schien erfreut.
„Ich wusste, jemand hat dich hierher geschickt! Sprich, Daimon: Wie ist sein Name?“
Verärgert wollte sie ihm eine Antwort entgegenschleudern, die sich gewaschen hatte, doch da erfolgte zum zweiten Mal Patricias Signal. Diesmal stärker. Cat glaubte, ihr Innerstes würde zerrissen. Gepeinigt schrie sie auf. Ihre Hände schlangen sich um ihren Körper, doch der Schmerz wollte nicht vergehen.
Mit erregtem Blick rieb sich der Priester die Hände.
„Eigentlich hatte ich erst später mit der Folter beginnen wollen, doch es scheint, als nähme mir dein Helfer alle Arbeit ab. Hervorragend!“
Cat wurde für einen Moment schwarz vor Augen. Sie streckte ihre Hand zur Seite aus, um sich abzustützen, und erinnerte sich zu spät daran, dass das einzige, was ihr Halt bieten konnte, die Essenz war. Sie zuckte zusammen, als ihr die Berührung einen Schlag versetzte.
Höhnisches Gelächter drang an ihr Ohr. Ihrem Folterknecht schien das Schauspiel zu gefallen.
Patricia, hilf mir!
Cendrick schätzte, dass bereits zwanzig Minuten vergangen waren. Keiner der beiden Magier hatte einen Zauber auf den anderen gerichtet. Je länger Daniel Blumental ihm gegenüberstand und ihn zu provozieren versuchte, desto ruhiger und zurückhaltender wurde der blonde Student.
Er will mich zum ersten Angriff verführen. Warum? Welchen Vorteil bringt ihm das?
Er ging die Liste von Sprüchen durch, von deren Existenz er wusste, auch wenn er selbst nicht alle beherrschte. Schließlich wurde er fündig.
Ein Spiegelzauber! Blumental wird es zuerst mit einem Spiegelzauber versuchen. Wahrscheinlich hofft er, dass ich meine Beherrschung verliere und meinen stärksten Spruch verwende. Sollte er tatsächlich einen Spiegelzauber wirken, dann würde mein Angriff daran abprallen und mich selbst treffen. Somit hätte er mich mit einem einzigen Schlag ausgeschaltet. Darüber hinaus mit einem passiven Spruch. Aber das wird nicht passieren. Ich gönne dem Kerl nicht den kleinsten Erfolg. Die van Gentens sind den Blumentals weit überlegen! Dieser Knabe muss das noch lernen, wie mir scheint.
So zogen sie weiter ihre Kreise. Mittlerweile waren die Provokationen des älteren Hetaeria Magi immer persönlicher geworden.
„Van Genten, du bist so schweigsam … Ist das die plötzliche Scham für deine zweifelhafte Abstammung?“
„Meine Abstammung ist tadellos. Andere Familien sehnen sich nur danach“, antwortete Cendrick zähneknirschend.
„Das war sie womöglich mal. Aber nach dem Fauxpas deiner Schwester wirst du mit deiner Familie einen schweren Stand innerhalb des Ordens haben – falls du denn jemals aufgenommen wirst“, fügte der junge Prüfer nach einer kurzen Pause hinzu.
Es war ein Schlag unter die Gürtellinie – und er saß.
Jetzt schießt er sich auf Cat ein. Das hätte ich mir denken können.
Auf der einen Seite war Cendrick sich wohl bewusst, dass seine Schwester sich ihr Schicksal nicht selbst gewählt hatte. Auf der anderen Seite nahm er es ihr übel, dass sie dem unbescholtenen Ruf der van Gentens schadete.
Nein! Es ist nicht ihre Schuld, sie kann nichts dafür!
Und doch – da war ein leises Nagen an seinem Selbstwertgefühl. Das perfekte Familienbild hatte einen Knacks bekommen. Und jeder wusste bereits davon. Das war vermutlich der am schwersten verdauliche Teil.
„Das würde mich an deiner Stelle schon beschäftigen. Wie wahrscheinlich ist es, dass Dormesi dich
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