Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
leuchtete in voller Pracht am Himmel.
„Was meint ihr? Fängt es jetzt bald an?“, wollte Maxima wissen.
„Keine Ahnung“, gab Valerian zurück und zog ein Beistelltischchen mit allerlei Speisen näher heran.
„Willst du hier überwintern?“, erkundigte sich Flint trocken.
„Iwo! Das sind nur ein paar Snacks für zwischendurch.“
Er griff nach einer roten Götterspeise. Seit er wieder in Cromwell war, hatte er Berge von Essen verdrückt.
„Weiß eigentlich einer von euch, wo sich dieser Fokus befindet, für den das Ritual gemacht wird?“, erkundigte sich Flint bei den anderen.
Allgemeines Kopfschütteln.
Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich Valerians Züge verhärteten. Flint wusste nicht, was er davon halten sollte, doch er ließ das Thema auf sich beruhen. Schweigend blickten sie auf den immer dunkler werdenden Himmel. Irgendwann kletterte Maxi auf Valerians Schoß und lehnte sich bei ihm an.
Auf seinen skeptischen Blick hin entgegnete sie: „Eigentlich wäre ich schon längst im Bett. Ich bin müde.“
„Aha“, kam es betont freudlos von ihm zurück.
Die Sensitive quittierte das mit ihrer herausgestreckten Zunge. Nur Flint sah das kurze Grinsen, das über Valerians Gesicht huschte, als ihr schließlich die Augen zufielen und sie einschlief.
Flint zog sich ebenfalls einen Stuhl vor das Fenster und machte es sich bequem. Gedankenverloren starrten die zwei hinaus.
„Geht es dir gut?“, fragte der Geisterseher schließlich.
Er konnte sich denken, dass Valerian ihm eine seiner typischen Antworten geben würde, deshalb hatte er gewartet, bis sie ungestört reden konnten. Doch der Unsterbliche überraschte ihn. Kein Scherz, kein dummer Spruch kam über seine Lippen. Allein das war bereits auffällig.
„Keine Ahnung“, sagte er stattdessen.
An dem vortretenden Kieferknochen konnte Flint erkennen, dass Valerian die Zähne zusammenbiss. Der Geisterseher wusste zwar, dass sein Mitbewohner gefoltert worden war, aber er kannte keine Details. In den Nachrichten hörte man ja immer mal wieder von ähnlichen Fällen, aber es waren Informationen, die einen nicht besonders berührten. Nun hatte sein Freund so etwas Schreckliches durchlebt und Flint wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.
„Gibt es etwas, was ich für dich tun kann?“
Valerian schüttelte den Kopf.
Klar, was soll ich auch machen?
Der Geisterseher verfiel erneut in Schweigen. Für eine ganze Weile sagte niemand etwas. Dann, sein Blick war immer noch nach draußen gerichtet, murmelte der Unsterbliche: „Ich hatte so irre Träume.“
Flint sah fragend zu ihm herüber. „Was für Träume?“
„Keine Ahnung. Ich erinnere mich normalerweise nicht an so was … aber in diesen Träumen … Ich wurde ermordet.“
Flint senkte den Blick. Kein Wunder, dass der Unsterbliche so etwas träumte. Vermutlich musste sein Unterbewusstsein irgendwie mit der Sache fertigwerden. Der nächste Satz ließ ihm jedoch das Blut in den Adern gefrieren.
„Von meinem besten Freund.“
Flint schluckte schwer.
Was soll man nur darauf sagen?
Doch ihm blieb keine Gelegenheit, noch länger darüber nachzugrübeln, denn in dem Moment begann das Ritual. Valerian setzte sich aufrecht hin und warf einen Blick auf die Uhr.
„Mitternacht! Sind wir nicht dramatisch?“
Er schüttelte den Kopf und weckte die Kleine.
„Hey, Maxi, aufwachen! Sonst verpasst du noch das Ritual. Los, wach endlich auf, du Schlafmütze!“
Müde blinzelte die Neunjährige und schaute sich benommen um. Valerian hob sie behutsam hoch und hielt sie so, dass sie etwas sehen konnte. Und auch Flint stellte sich näher ans Fenster.
„WOW!“, machte das Kind und starrte mit großen Augen und offenem Mund nach draußen.
Atemberaubend schön , dachte Flint und verfolgte das Essenzspiel, das sich vor ihren Augen ausbreitete.
In der Ferne hatte es ganz zart zu glitzern begonnen.
Wie goldener Regen , dachte der Geisterseher.
Nur dass der Regen mitten in der Luft begann und in einem Bogen zur Erde fiel. Der „Regen“ wuchs an und schließlich konnten die drei die Konturen einer riesigen Kuppel ausmachen, deren magische Form von Essenz „begossen“ wurde. Immer wieder flackerte eine Farbe auf, die ein wenig so aussah wie das Licht einer UV-Lampe. Das Blitzen wurde häufiger und bildete schließlich ein Gitter, welches die goldene Kuppel komplett umspannte.
Faszinierend!
Es dauerte eine ganze Stunde, bis der Essenzschild erneut aufgebaut und der Fokus gänzlich aufgeladen war.
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