Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
spät ist!“
Katharinas Meinung nach war es das bereits, denn Patricias Zeichen war noch einmal stärker geworden und ihre Schreie gellten durch das Kellergewölbe.
Ultraviolett zeichneten sich die Konturen ihres Fußes ab. Langsam, sehr langsam ließ Linda ihren Blick an ihrem Bein nach oben gleiten. Es dauerte immer einen Moment, bis sie die gespeicherte Essenz in ihrem Körper wahrnehmen konnte, doch schließlich funktionierte ihr Trick: Sie konnte ihr Bein sehen.
Ich muss mich nur darauf konzentrieren .
Ihr Blick glitt immer weiter. Hell strahlten ihre Hüfte, der Bauch und ihr Oberkörper. Von dort aus verschob sie ihre Wahrnehmung über Ober- und Unterarme und schließlich zu ihren Händen, die sie sich direkt vor das Gesicht hielt.
Faszinierend!
Linda hatte noch nie so etwas Schönes gesehen. Sie hatte bisher keine Möglichkeit gehabt, Essenz aus der Nähe zu betrachten. Nun entdeckte sie feine Bewegungen im Muster der Magie – und das in ihrem eigenen Körper!
Ein wenig sieht es aus wie Wasser. Wie Wellen auf dem Meer. Durcheinander und doch irgendwie geordnet.
Linda hatte sich einmal die Augen einer Möwe geliehen, als sie und ihre Familie Urlaub an der See gemacht hatten. Die Bewegung der Essenz glich diesem Eindruck, jedoch war der Anblick noch viel ergreifender.
Alles leuchtet! Wow, sieht das toll aus!
Nun galt es, eine Verbindung zwischen der Essenz in ihr und der Essenz um sie herum aufzubauen.
Fragt sich nur, wie …
Die Studentin bewegte ihre Hand hin und her, aber das hatte keinen sichtbaren Einfluss auf das Netz. Sie versuchte sich wieder daran zu erinnern, wie sie bei der Aurensicht vorgegangen war.
Ich habe mich für die feineren Schwingungen geöffnet und versucht, die Aura von ihrer Umgebung zu trennen. Diesmal muss ich genau das Gegenteil machen: Ich muss versuchen, die Verbindung zwischen meiner Essenz und der Umgebungsessenz zu finden.
Erneut hielt sie ihre Hand vors Gesicht. Dabei bemühte sie sich, jedes Gefühl von Anspannung loszulassen. Da sie aber sehr aufgeregt war, fiel die Übung schwieriger aus als erwartet.
Endlich entkrampften sich ihre Muskeln. Ihr Blick dehnte sich ein Stück aus – und schließlich konnte sie es sehen.
Kaum zu glauben!
Zu allen Seiten zweigten winzige, hauchdünne Essenzfäden von ihrer Hand ab. Als befände sie sich in einem dreidimensionalen Spinnennetz.
Es sieht aus wie kleine Blutgefäße.
Der Vergleich barg viel Wahrheit in sich. So wie der Blutkreislauf einen Körper am Leben erhielt, genauso versorgte die Essenz alles Leben mit Energie.
Einfach schön!
Linda, die sich mittlerweile wie eine Entdeckerin vorkam, ließ sich mit den Schwingungen des magischen Geflechts treiben. Sie öffnete sich für diese neue Empfindung und tauchte mit ihren übermenschlichen Sinnen weiter in den (für sie) schwarzen Raum ein. Ein Impuls löste sich von ihrer Hand und wie sanfte Wellen breitete sich das Netz der Essenz um sie herum aus. Das Color Micare zeichnete Linien und Muster in eine Umgebung, in der für Linda sonst nur Finsternis herrschte. Staunend beobachtete sie, wie die Magie sich ihrer Wahrnehmung gefügig machte und sich weiter und immer weiter ausstreckte. Noch nie zuvor hatte die Studentin in solcher Ferne etwas sehen können. Sie drehte begeistert den Kopf.
Wahnsinn!
Nun erreichte ihr Blick die Gegenstände, die ihr Blindenstab als „Hindernis“ identifiziert hatte. Zuerst waren es nur schattige Flecken in dem leuchtenden Geflecht, doch beim näheren Hinsehen, konnte sie genauere Umrisse erkennen.
Zwei gebogene Stangen und ein Brett dazwischen, das an einer Kette hängt?
Sie drehte sich weiter und konnte noch mehr Dinge entdecken.
Eine Schräge, die auf der einen Seite eine Leiter hat? Eine runde Plattform mit kleinen Stühlen darauf? Was soll das denn sein?
Es war das erste Mal, dass die junge Seherin solcher Gegenstände gewahr wurde. Sie beschloss aber, sich nicht weiter davon verwirren zu lassen, sondern genau das zu tun, was beim letzten Mal bereits ihre Prüfung gewesen wäre: das fortgefahrene Auto zu finden.
Katharina lag zuckend auf dem Rücken. Sie war erneut zusammengebrochen und ihre ganze Welt bestand nur noch aus Schmerz.
„Ekatariní! Steh auf!“, hörte sie eine energische Stimme neben sich.
Cat hielt das für keine gute Idee. Jede Bewegung, ja, der bloße Gedanke an Bewegung war eine Qual. Als ob bereits die Idee, sich zu widersetzen, Ungehorsam gegenüber dem Willen des Priesters und seines teuflischen
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