Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
seine Gedanken, ehe sein Prüfer wieder zu ihm stieß. Der Student war gespannt, was nun auf ihn zukommen würde.
„Sind Sie bereit für die zweite Prüfung?“, erkundigte sich Andreas Schmitt bei ihm.
„Selbstverständlich“, gab Cendrick so selbstbewusst wie möglich zurück.
„Gut. Bitte folgen Sie mir.“
Sie mussten nicht weit gehen. Drei Türen weiter hielt der Prüfer an und Cendrick wurde eine schwarze Augenbinde gereicht.
„Bitte streifen Sie diese über, Herr van Genten.“
Wer so förmlich mit mir redet, der kann nichts Gutes im Schilde führen.
Dieses gesteigerte Misstrauen hatte er von seinem Vater geerbt. Und meistens lag er damit vollkommen richtig.
„Wenn es unbedingt nötig ist“, willigte er widerstrebend ein. Sie sollten nicht meinen, dass er diese Prüfung um jeden Preis wollte.
Auch wenn es so ist.
Er streifte die Binde über. Sie bedeckte seine Augen komplett und jeder Lichtstrahl wurde ausgesperrt.
Cendrick hörte, wie die Tür vor ihnen geöffnet wurde und Andreas Schmitt fasste ihn beim Ellenbogen. „Einfach geradeaus. Es sind nur ein paar Schritte“, dirigierte er den Studenten.
Der junge Magier bekam mit, wie sich hinter ihnen die Tür wieder schloss. Kurz darauf bedeutete der andere ihm, stehen zu bleiben.
„Sobald Sie hören, dass ich den Raum verlassen habe, dürfen Sie die Binde wieder abnehmen. Soweit alles klar?“
„Ja, alles klar.“
„Gut. Dann lösen Sie die Prüfung.“
Mit diesen Worten wurde die Tür erneut aufgezogen und fiel kurze Zeit später wieder ins Schloss. Die Schritte des Prüfers waren nicht mehr zu hören. Cendrick runzelte die Stirn.
Was bitteschön soll denn die Prüfung sein?
Er griff betont langsam nach der Augenbinde.
Was ist denn jetzt los?
Cendrick blinzelte heftig, doch das änderte nichts an dem, was er sah.
Nichts.
Tiefste Schwärze hüllte ihn ein.
Was hat das zu bedeuten?
Katharina hüpfte die Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Ihr Zimmer befand sich im ersten Stock. Sie hörte Patricia in der Küche werkeln und folgte dem Geräusch. Ihre Prüferin war gerade dabei, Teewasser zu kochen. In ein helles Leinensäckchen gab sie getrocknete Minzeblätter. Als die Studentin eintrat, sprach sie ohne aufzusehen: „Ich dachte, dass ich uns einen Tee mache. Jetzt ist es noch zu heiß, aber bis abends ist er abgekühlt und mit einem Spritzer Zitrone herrlich erfrischend.“
„Das klingt gut“, stimmte Cat zufrieden zu.
Etwas hatte ihren Blick eingefangen. Direkt neben der Küche lag der Garten und die zwei großen Balkontüren waren weit geöffnet.
„Schön, nicht? Sieh dir ruhig den Garten an. Ich pflege ihn selbst“, erklärte Patricia.
„In Ordnung.“
Katharina trat ins Freie und war sofort umringt von wilden Sommerblumen. Ein schmaler Weg aus Steinplatten zog sich durch den bunt durchwucherten Garten, der auf eine unordentliche Art sorgsam angelegt worden war.
Sie ging ein paar Schritte und schon war sie in einer fremden Welt. Hohe Sonnenblumen und Gladiolen standen an der Hecke Spalier, die den Garten säumte. Hier blühten rosarote Dahlien, dort rote Begonien. Links reihten sich hochgewachsene gelbe Fingerhüte neben blau leuchtende Kornblumen. Der hintere Teil des Gartens war ganz den roten Mohnblumen gewidmet und auf der Seite entdeckte Cat sogar gelben Goldmohn.
Die sind so selten. Die habe ich bei uns noch nie gesehen , staunte das Medium.
Zwischen all der Pracht summten Bienen.
Der Garten ist ein Traum. So einen möchte ich auch einmal haben.
Katharina dachte an den lieblos gestalteten Park ihrer Eltern. Eine Schar Gärtner kümmerte sich darum. Sie hielten den Rasen so kurz, dass die Stoppeln in die Fußsohle stachen, wenn man barfuß darüberschlenderte.
Hier dagegen hat man wirklich das Gefühl, dass etwas wächst und mit Liebe umsorgt wird.
Die Studentin konnte nicht anders als zu staunen. Sie hätte so ein Haus und einen solchen Garten bei einer WICCA erwartet, aber nicht bei einer Sapientia Oracularum.
Das ist natürlich ein Vorurteil. Sicher mag nicht jede Hexe Gartenarbeit.
Tamara hätte ihr von Herzen zugestimmt.
Katharina hätte es in dem traumhaft schönen Garten noch ewig aushalten können. Sie schlenderte eine ganze Weile verzückt zwischen den vielen Blumenbeeten hindurch. Patricia schien sie nicht weiter zu vermissen. Schließlich beschloss die Studentin aber doch, umzukehren.
Als sie zurück in die Küche kam, war der Raum leer. Auf der Suche nach Patricia trat Cat in das daneben
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