Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
traf, dann meistens in Soutane. Doch dann erinnerte sich der junge Mann, dass es sich dabei auch meistens um Vertreter des Vatikans oder des Ordens handelte. Pfarrer Weyer war weder das eine noch das andere. Offiziell kam der Student nur zu ihm, um ein Praktikum zu absolvieren.
„Guten Tag. Sie müssen Pater Ignatius und Herr Fernandez sein. Freut mich sehr. Kommen Sie, nehmen Sie doch bitte Platz. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Einen Kaffee oder ein Glas Wasser?“
Der Pfarrer hatte ohne Punkt und Komma gesprochen. Die Worte waren nur so aus seinem Mund geflossen, ohne jegliche Gefühlsregung.
„Ich grüße Sie, Pfarrer Weyer“, entgegnete Pater Ignatius gewohnt freundlich. „Vielen Dank, dass Sie meinem Studenten die Möglichkeit geben, bei Ihnen ein Praktikum zu absolvieren. Und ja, wir hätten beide gerne ein Glas Wasser, wenn es sich machen ließe.“
„Natürlich, natürlich. Es ist ja auch so unglaublich heiß heute. Und es soll noch viel schlimmer werden, sagen die Meteorologen. Da können wir uns auf etwas gefasst machen, das sage ich Ihnen.“
Ihr Gastgeber schenkte ihnen Wasser ein und ließ sich seufzend auf seinen knarzenden Stuhl fallen.
„Sie sind also Lehrer in einer Privatschule?“, erkundigte sich der Pfarrer bei Pater Ignatius.
„Genau. Ich bin Dozent an einer privaten Einrichtung, die jungen, talentierten Menschen ein frühzeitiges Studieren ermöglicht.“
Graciano war verblüfft, wie höflich und unaufdringlich er den anderen korrigiert hatte. Er hatte die Tarnung gewahrt, ohne zu lügen.
Vermutlich hat Pfarrer Weyer es nicht einmal bemerkt.
„Und dort führen Sie soziale Projekte durch? Sehr gut, sehr gut. Ich finde, die jungen Leute können nicht früh genug an den Dienst am Nächsten herangeführt werden. Meiner Meinung nach könnte das noch viel früher geschehen, zum Beispiel im Vorschulalter. Viele Kindergärten öffnen sich bereits für solche Projekte. Es ist eine bereichernde und dankbare Aufgabe. Es gibt nichts Besseres für ein Kind, um den Charakter zu bilden.“
Auch wenn Graciano dem Pfarrer zustimmte, so fühlte er sich trotzdem von der Art und Weise, wie der andere sprach, abgestoßen. Das tat ihm selbst leid, denn er wollte liebend gerne von dem Pfarrer etwas lernen. Der Student hätte auch nicht erklären können, was genau dieses Gefühl bei ihm hervorrief. War da ein Funken Überheblichkeit in der Stimme? War es die emotionale Gleichgültigkeit seiner Worte? Hatte er das alles schon so oft heruntergeleiert, dass er gar nichts mehr dabei empfand.
„Dabei fällt mir ein: Ich habe extra Kuchen für uns besorgt. Frischen Erdbeerkuchen. Es gibt nichts Besseres in dieser Jahreszeit. Zu Hause würde ich dazu frisch geschlagene Sahne reichen, doch damit können wir im Krankenhaus nicht dienen. Das würde der Diätassistentin gar nicht gefallen, wenn sie mich mit der weißen Sünde antreffen würde. Weiße Sünde – so nennt sie das immer. Ha, ha. Aber ich denke, es wird uns trotzdem schmecken. Ich hatte bereits einen zum Frühstück. Kleinen Moment, ich hole ihn schnell.“
„Nicht für mich, vielen Dank. Ich werde mich nämlich bereits wieder verabschieden. So haben Sie und Graciano mehr Zeit, um sich kennenzulernen. Aber bitte, lassen Sie sich nicht davon abhalten, jetzt etwas von dieser Köstlichkeit ohne mich zu genießen“, schloss der Geistliche und erhob sich ebenfalls.
Unglücklich sah der Student zu seinem Dozenten auf. Sein Innerstes sträubte sich, hier mit diesem merkwürdigen Pfarrer alleine gelassen zu werden.
Bitte bleiben Sie noch , bat er stumm.
Er wusste, dass Ignatius ihm den Wunsch an seinem Gesichtsausdruck ablesen konnte. Doch dieser lächelte nur sanft und schüttelte bestimmt den Kopf.
„Es wird Zeit, dass ich gehe“, erklärte er zu niemand Speziellem.
„Natürlich, natürlich. Sie haben sicher noch viele Verpflichtungen, die Ihrer Aufmerksamkeit bedürfen. Wir wollen Sie nicht aufhalten. Vielen Dank, dass Sie mir Ihren Studenten anvertrauen. Ich bin sicher, dass er in diesem Krankenhaus viel über die Hilfe am Nächsten lernen kann.“
Ich HASSE Campen! So ein SCHEISS! AAAHHHRRRGGG!
Es war bereits das dritte Mal, dass Tamaras Zelt zusammenstürzte. Es hatte sie fast zwei Stunden gekostet, den markierten Bereich des Naturschutzgebietes zu finden.
Warum haben die in diesem vermaledeiten Stück Land nicht einen einzigen Weg! Nicht mal einen Trampelpfad! Wie soll man hier etwas finden?
Dann hatte es nochmals eine
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