Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
nichts! Du wirst dich jetzt vom Acker machen, aber dalli! Sonst gibt’s was! Glaub nicht, dass ich dich nicht übers Knie lege, nur weil du ein Mädchen bist. Da habe ich gar keine Hemmungen!“
„Mensch, Valerian, hör doch mal zu!“
„Ich brauch gar nichts zu hören. Du hast mich verfolgt! Wie bist du überhaupt hierhergekommen?“
„Mit dir in dem Auto. War ganz leicht!“, quiekte sie und er meinte, Stolz aus ihrer Stimme zu hören.
Der Student zog seine Mundwinkel nach unten.
Auf Lob kannst du lange warten, Missy!
„Schön für dich. Und jetzt verschwinde, sonst mach ich dir Beine!“, raunte er schroff. „Das ist kein Kinderspielplatz. Ich muss einen Auftrag für Fowler erledigen“, verkündete er streng.
„Quatsch mit Soße! Du bist hier eh nur am Essen. Das sag ich Onkel Lloyd! Du wirst schon sehen“, kündigte sie eingeschnappt an.
„Pfff! Mach doch! Erzähl Onkel Lloyd alles, was du willst. Dann kannst du ihm auch gleich erklären, warum du nicht brav in Cromwell geblieben, sondern mir nachgeschlichen bist.“
Ein Gedankenblitz erlaubte es Valerian, noch eins draufzusetzen: „Ach ja … Ist es euch Sensitiven nicht auch verboten, eure Kräfte einfach nur zum Spaß einzusetzen? Vielleicht sollte ich ihm dann auch gleich sagen, wie du dein Taschengeld aufbesserst. Von wegen älteren Studenten hinterherschleichen und Geheimnisse an die Studentenzeitung verkaufen. Da wird er sich aber mächtig freuen.“
Daraufhin herrschte erst einmal Stille.
„Ich wollte dir eigentlich was Megawichtiges sagen, aber jetzt mach ich es nicht. Da bist du selbst schuld!“, zickte ihn die Kleine an.
„Mich interessieren keine Kindergeschichten. Mach, dass du Land gewinnst!“
„Püh! Dann geh ich halt. Aber ich geh sicher nicht raus. Ich seh mich hier im Haus um.“
Schon hörte Valerian kleine Trippelschritte, die sich entfernten und dann die Treppe emporstiegen.
„Hey! Komm wieder her!“, zischte er in einer Lautstärke, die eigentlich nur für ihre Ohren hörbar gewesen sein sollte.
Leider war es einen Tick zu laut.
„Haben Sie etwas gesagt?“, rief Herr Vollmer von unten.
„Äh … nein! Ich habe nur mit mir selbst gesprochen! Schönes Blumengesteck!“, log Valerian.
Das getrocknete Ding stand vermutlich schon seit Jahrhunderten an derselben Stelle des Tisches und beherbergte mittlerweile einiges mehr als bloß Staub.
Hässliches Teil!
Kurz darauf erschien Heinrich Vollmer mit einem Tablett, auf dem Teegeschirr stand. Das Porzellan klirrte leise, als er es auf dem kleinen Beistelltisch (neben dem hässlichen Trockengesteck) absetzte.
„Nehmen Sie Ihren Tee mit oder ohne Zucker?“, erkundigte er sich höflich bei seinem mittlerweile unruhig gewordenen Gast.
„Mit. Danke.“
„Zitrone oder Milch?“
Öh … keine Ahnung … Sollte der das nicht selbst wissen?
„Ich nehme beides“, erklärte er dem Mann.
Dieser hielt irritiert in der Bewegung inne und sah seinen Gast zweifelnd an. „Das würde ich Ihnen nicht empfehlen. Das Ergebnis wäre mehr als unappetitlich.“
„Öhm … tja … wenn Sie das sagen. Dann eben nur eins davon.“
Valerian war kein Teetrinker. Dies erkannte der andere Mann nun ebenfalls, denn er machte selbst einen Vorschlag: „Ich werde Ihnen einen Spritzer Zitrone reichen. Das ist angenehm bei diesen Temperaturen. Zitrone erfrischt.“
„Klingt großartig“, antwortete der Unsterbliche ohne jegliche Begeisterung. In Gedanken ging er all die schrecklichen Dinge durch, die der kleine Fratz hier anstellen konnte und für das man ihm später die Schuld geben würde.
Wehe! Die kann was erleben!
Die Stunden schlichen nur so dahin. Flint hatte das Gefühl, es nicht länger auszuhalten. Valerian war seit dem Vormittag fort und der Geisterseher vollkommen allein in seinem Zimmer.
Ich muss etwas machen! Ich kann hier nicht einfach nur so dasitzen , dachte er demotiviert und seufzte.
Als er seinen Geist nach Ideen durchforstete, dachte er an Katharina und wie sehr er sie vermisste.
Katharina! Der Chat! Das habe ich vollkommen vergessen!
Seine Lethargie war wie weggeblasen. Schnell sprang er vom Bett auf, rannte förmlich aus dem Zimmer und zum Internetraum. Die Tür dort war offen und so schaltete Flint den PC direkt beim Fenster an.
Es dauerte eine ganze Weile, ehe das Betriebssystem hochgefahren war. Als der Desktop sichtbar wurde, hätte er am liebsten einen kleinen Hüpfer gemacht.
Da ist das Chatprogramm!
Schnell startete er es und loggte sich
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