Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
nötig? Es ist für ihn doch viel einfacher, dir das Gift zu injizieren, oder nicht?
„Valerian?“, ertönte es neben ihm. „Wer war das? War er das? War es der böse Mann?“
Benommen starrte der Student vor sich hin. Er nickte schweigend.
„Was hat er gesagt?“, wollte Maxima wissen.
Sie haben genau bis zwölf Uhr Zeit, um wieder hier zu sein …
„Und woher hat er deine Nummer?“, fragte sie.
„Die war in meinem Handy gespeichert“, erinnerte er sich.
„Aha. Aber was wollte er? Nun sag schon!“
„Wir warten auf das Taxi. Wenn es kommt, steigst du ein und fährst zurück nach Cromwell. Dort gehst du als Erstes zu Fowler und sagst ihm, er soll mit dem Taxi und einem Bataillon Hetaeria-Magi-Leuten hierher kommen. Von hier aus würdest du das Haus wiederfinden, oder?“
So ernst hatte er noch nie mit dem Mädchen gesprochen. Der Tonfall verfehlte seine Wirkung nicht.
„Du kommst nicht mit?“, hauchte sie erschrocken
„Ich muss noch mal zurück. Ich … habe da etwas vergessen.“
Du musst noch einem Rentner in den Hintern treten , meldete sich sein kleines Teufelchen zurück. Der Trotz hatte gesiegt. Er würde es dem Kerl zeigen!
„Aber du kannst nicht dahin zurück!“, rief Maxi aufgebracht.
„Hey, hör auf zu schreien!“, blaffte er sie ärgerlich an.
„Aber du kannst nicht zurück!“, beharrte sie, diesmal eine Spur leiser.
Ganz schön unnachgiebig, die Kleine. Aber was willst du ihr sagen? Hey, ich sterbe gerade – also sei still und folge brav, denn es ist mein letzter Wunsch?
Er entschied sich dagegen.
„Ich muss zurückgehen, klar?“
„Aber warum?“
Valerian war sich selbst nicht hundertprozentig sicher. Eine mögliche Vergiftung wäre natürlich ein guter Grund gewesen, doch was, wenn der Fremde ihn belog? Ein Funke des Zweifels blieb.
Immerhin ist der Kerl ein Bösewicht. Da kann man schlecht erwarten, dass er die Wahrheit sagt. Ist nicht so wirklich typisch für diese Leute.
Doch seine Möglichkeiten waren gering.
Im Krankenhaus bräuchten sie zu lange, bis sie herausfänden, welches Gift in dir steckt. Wenn es überhaupt auffindbar ist …
Wut kroch in ihm hoch und brachte sein Blut in Wallung.
Warum lässt diese dämliche Wandelung auch immer noch auf sich warten? So ein Scheiß! Damit wäre alles viel einfacher!
Doch er konnte an den herrschenden Umständen nichts ändern. Er musste sich damit arrangieren. Und Maxi würde nur dann mitmachen, wenn sie sich nicht mehr um ihn sorgte. Also musste er sie im Unklaren lassen.
„Ich kann dir nicht sagen, warum. Du musst mir einfach vertrauen und das tun, was ich dir sage! Immerhin bin ich der Erwachsene!“
„Bisher hast du dich nicht besonders erwachsen benommen“, stellte die Neunjährige fest.
„Klappe jetzt! Es ist wichtig, dass jemand Fowler holt – und das musst du machen.“
„Ich mag aber nicht alleine gehen!“, jammerte sie und ihre Augen wurden feucht.
Och nö! Nicht losheulen!
„Ich MUSS aber zurück, du Nervensäge!“
„Warum?“
„Weil der Typ mich reingelegt hat! Da hast du es! Zufrieden?“
Mit zitternder Unterlippe sah sie zu ihm hoch. Ein Abbild der Angst, deren Aufkeimen er in seinem Innern spürte. Schniefend schüttelte sie den Kopf.
Na, klasse! Jetzt geht das Geheule erst richtig los. Gut gemacht!
Seufzend legte er ihr die Hand auf die Schulter. „Hey, tut mir leid, okay? Ich freue mich ja auch nicht darüber, wie es läuft. Aber besser, ich gehe da alleine zurück, als dass du mitkommst, hm? Der Typ weiß offenbar nichts von dir – und das ist doch schon mal was. Und Onkel Lloyd wäre sicher auch froh, wenn er Klein-Maxi wieder sicher in Cromwell wüsste, oder?“
Er hätte das Mädchen sicherlich noch überzeugen können, doch in dem Moment, als das Taxi auftauchte, setzten bereits die ersten Krämpfe in seinem Körper ein.
Von wegen Mittag! ARGH! Der Kerl hat dich angelogen! Es bleibt viel weniger Zeit, als er gesagt hat! Wie ätzend, wenn ein Bösewicht einen reinlegt!
So konnte Valerian sich nicht wehren, als Maxi ihn in das Auto lud und dem Fahrer zurief, er solle zum Anwesen von Heinrich Vollmer zurückkehren.
Auf der Fahrt zur Villa wurde der Unsterbliche zum ersten Mal ohnmächtig. Zurück blieb nichts außer Dunkelheit und Stille.
Wieder komplett hergestellt, machte Flint sich auf den Weg zur nächsten Hypnosesitzung. Diesmal lasse ich mich nicht so gehen , beschloss er für sich. Ich meine, ja, es ist wirklich schlimm, aber das wusste ich schon vorher.
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