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Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)

Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)

Titel: Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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ein Blatt sich darauf befand. Der Student nickte angespannt.
    „Ich werde mit einer Reihe Kontrollfragen beginnen. Die Ergebnisse werden dann mit den anderen verglichen. Bitte antworten Sie vorerst nur mit ‚Ja‘ oder ‚Nein‘. Ist Ihr Name Cendrick Augustin van Genten?“
    Der Student verzog das Gesicht bei der Nennung seines zweiten Vornamens. Das kommt davon, wenn man in einer Familie aufgewachsen ist, der Familientradition so viel bedeutet. Da bekommt man noch den Namen des Patenonkels mit ab.
    Er hatte sich immer bemüht, ihn geheim zu halten.
    „Ja“, antwortete er wahrheitsgemäß.
    „Sind Sie der Sohn von Adele und Christoph van Genten?“
    „Ja.“
    „Sind Sie achtzehn Jahre alt?“
    „Ja.“
    „Sind Ihre Eltern Mitglieder des Hetaeria Magi?“
    „Ja.“
    „Sind Sie als Student in Cromwell immatrikuliert?“
    „Ja.“
    Bei jeder Antwort machte Galdor eine Notiz auf dem Blatt. Hin und wieder spähte er auf den Bildschirm. Was er dort sah, schien ihm zu gefallen, denn nun begann er eine Reihe falscher Aussagen.
    „Ist Ihre Mutter fünfunddreißig Jahre alt?“
    „Nein.“
    „Ist Ihr Vater Chemiker von Beruf?“
    „Nein.“
    „Sind Sie ein Einzelkind?“
    „Nein.“
    Zumindest musste ich bisher nicht viel überlegen. Doch wie lange wird er mich hier behalten? Und was mache ich, wenn ich eine Frage nicht beantworten will?
    Cendrick wollte nicht darüber nachdenken. Er bemühte sich, das Beste aus der Situation zu machen. Es dauerte jedoch nicht lange und Cendrick begann sein aufmüpfiges Verhalten vom Vortag zu verwünschen. Sie waren von den Kontrollfragen zu den „Entweder-Oder“-Fragen gewechselt. Das Tempo, in dem der Student antwortete, hatte sich verlangsamt. Mittlerweile ging es bei den Fragen nicht mehr um ein Richtig oder Falsch, sondern man wollte sich ein Bild von ihm machen. Aus diesem Grund wägte Cendrick seine Antworten gut ab.
    Ich will schließlich nicht in eine rhetorische Falle tappen.
    „Sehen Sie sich eher als sachlich oder warmherzig?“
    „Sachlich.“
    Die Magier wollen sicher keine Weicheier im Orden.
    „Sind Sie eher langsam und ungeübt oder schnell und geübt im Nachdenken?“
    Das ist ja wohl klar, wie man darauf antwortet.
    „Schnell und geübt.“
    „Sind Sie eher realistisch oder fantasievoll.“
    Cendrick hielt inne. „Beides“, entgegnete er.
    „Bitte wählen Sie eine der Möglichkeiten.“
    Der blonde Magier verzog das Gesicht. Er konnte solche Fragen nicht leiden.
    Beide Antworten entsprechen der Wahrheit.
    Natürlich war ihm klar, dass dies dem Orden bekannt war. Sie wollten sehen, wie er sich entscheiden würde. Natürlich war genauso klar, dass der Orden eine der beiden Möglichkeiten präferierte.
    Fragt sich nur welche.
    „Realistisch“, entschied sich Cendrick.
    Fantasievoll klingt irgendwie nach Traumtänzer. Von einem Magier erwartet man eine präzise Einschätzung der Lage und ein zielorientietes Handeln.
    Galdor machte sich weiterhin Notizen.
    „Wechseln wir zu einer neuen Fragengruppe. Es geht um Ihre Persönlichkeit. Ich möchte, dass Sie mir auf die nächsten Behauptungen mit einer der folgenden Einstufungen antworten: sehr zutreffend, zutreffend, weder zutreffend noch unzutreffend, unzutreffend oder sehr unzutreffend.“
    Er hielt kurz inne um zu sehen, ob sein Prüfling bereit war.
    Cendrick nickte angespannt.
    „Ich neige dazu, andere zu kritisieren.“
    Der Student überlegte kurz.
    Kritisiere ich andere?
    Er konnte sich an keine konkrete Situation erinnern. Fakt war, dass er sehr viel mehr wusste als andere in seinem Alter. Auf der anderen Seite interessierte er sich wenig für die Dinge, die andere von sich gaben. Er machte sich zwar über die Leute lustig, die ständig mit ihren Ansichten danebenlagen, aber kritisierte er sie deshalb?
    Das kommt darauf an, ob Schadenfreude als Kritik zählt. Über Philipp macht sich schließlich jeder lustig. Zählt das auch als Kritik?
    Er war sich nicht sicher. Deshalb beschloss er, das Pferd von der anderen Seite her aufzuzäumen.
    Was klingt denn am besten? Klar, ein Kritiker ist nie erwünscht. Aber ist jemand erwünscht, der gar nicht seine Meinung äußert? Wirkt das nicht eher gleichgültig und übertrieben nachsichtig?
    Cendrick traf eine Entscheidung.
    „Unzutreffend.“
    „Ich erledige Aufgaben gründlich“, fuhr der Prüfer fort.
    In seiner Miene war nicht zu lesen, was er von den Fragen oder Cendricks Antworten hielt. Er führte die Befragung ohne jede Gefühlsregung durch.

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