Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
nach seinem Anruf ein Taxi-Unternehmen verständigt worden und nun warteten sie darauf.
Plötzlich klingelte Valerians Handy.
„Mit etwas Glück ist das Sir Fowler. Dann können wir ihm erzählen, wo wir die ganze Zeit stecken“, meinte der Student, ehe er abhob.
„Hallo?“, meldete er sich.
„Herr Wagner! Wie schön, dass ich Sie erreiche. Bitte seien Sie doch so gut und kommen Sie zurück zum Vollmer-Anwesen. Sie werden hier bereits erwartet.“
Der Unsterbliche meinte, die Stimme seines Peinigers zu vernehmen, doch klang sie in gewisser Weise anders. Hatte der Mann gestern zittrig und rauchig gesprochen, so klang seine Stimme nun sowohl kraftvoll als auch geschmeidig.
Und überlegen. Als ob er etwas gegen dich in der Hand hat.
Aber wider alle Vernunft hoffte Valerian, dass er sich irrte.
Dementsprechend unkooperativ fiel seine Antwort aus: „Ha! Sie spinnen wohl! Wer spricht dort überhaupt?“
„Ein Freund“, sagte der Fremde.
Ja, klar, Freund! Der Fatzke kriegt gleich was zu spüren!
„Na, dann hören Sie mir mal gut zu, Sie Freund : Ich werde ganz sicher nicht zurückkommen. Eher werde ich die Polizei anrufen und Sie dort abholen lassen.“
Verdammt, warum ist dir das nicht früher eingefallen?! Maxi hätte etwas sagen müssen, die redet doch sonst ununterbrochen! Bei dem ständigen Geschnatter kann ja kein Mensch denken!
Amüsiertes Gelächter drang an sein Ohr. „Das bezweifle ich. Das bezweifle ich sogar sehr. Ich denke nicht, dass Sie so einen drastischen Schritt unternehmen. Die Drogen, die ich Ihnen verabreicht habe, dürften noch lange genug Ihre Gedanken verwirren“, bemerkte der Fremde.
Ha! Das ist es! Du bist nicht blöder als Maxi! Du bist nur unter Drogen gesetzt worden. Toll!
Kurz nachdem er den Satz zu Ende gedacht hatte, ärgerte er sich schon wieder über sich selbst.
„Sollten Sie jedoch tatsächlich so töricht sein wollen, Ihr Leben auf diese Art in Gefahr zu bringen, so rate ich Ihnen, erst noch die benachrichtigten Polizisten daran zu hindern, auf mein Grundstück zu kommen.“
„Hey, was heißt hier mein Leben? Ihr Leben ist bald in Gefahr! Sobald ich Sie nämlich noch mal sehe, werde ich Ihnen so übel eine reinhauen, dass Sie sich Ihre Zähne aus dem Hals kratzen können!“
Wieder erklang dieses überhebliche Lachen.
Jetzt lacht der alte Knacker dich schon wieder aus!
Der Unsterbliche war so wütend, dass er am liebsten seinem Gesprächspartner einen kräftigen Fausthieb verpasst hätte. Leider war ihm dies durch das Telefon nicht möglich.
Shit!
Diesen Umstand wusste sein entferntes Gegenüber zu nutzen: Er verhöhnte ihn weiter.
„Herr Wagner, dachten Sie wirklich, Sie könnten auf diese … nun sagen wir mal … einfallslose Art flüchten? Dachten Sie, ich würde gemütlich im Erdgeschoss ein Schläfchen halten, während Sie aus dem Fenster klettern?“
Der Anrufer klang so belustigt, als wäre das die dümmste Idee aller Zeiten gewesen.
„Ja, so habe ich mir das vorgestellt“, antwortete Valerian platt.
„Schön zu sehen, dass die heutige Jugend noch Humor besitzt. Doch genug mit den Späßen. Sie haben genau bis zwölf Uhr Zeit, um wieder hier zu sein. Andernfalls wird das Gift, das ich Ihnen injiziert habe, seine Wirkung entfalten. Sie müssen spätestens bis Mittag das Gegengift verabreicht bekommen oder ihr kleines Herz wird seinen letzten Schlag tun. Ich hoffe, ich habe mich diesmal klar genug ausgedrückt. Ich erwarte Sie dann hier auf dem Anwesen.“
Die Stimme des Fremden hatte jegliche Weichheit verloren. Scharf schnitt jedes Wort in Valerians Bewusstsein.
Er lügt! Er hat dir nichts gespritzt! Er blufft nur, damit du zurückkommst! Du wurdest nicht vergiftet!
„Hey, warten Sie mal!“, protestierte der Unsterbliche.
„Ich bin kein geduldiger Mensch, Herr Wagner“, unterbrach der andere ihn grob. „Deshalb will ich es ein für alle Mal auf den Punkt bringen: Flüchten Sie und Sie werden sterben. Kommen Sie zurück und es wäre möglich, dass Sie noch ein kleines Weilchen leben. Zumindest solange Sie mir von Nutzen sind. Es ist allein Ihre Entscheidung. Ich wünsche einen guten Tag.“
Mit diesen Worten legte der Anrufer auf.
Er lügt! Das kann einfach nicht sein! Du bist unsterblich! Niemand kann dich töten!
Langsam nahm der Student das Mobiltelefon vom Ohr.
Doch was, wenn er nicht lügt? Was, wenn er dir wirklich das Gift verabreicht hat? Er klang so überheblich. Kann jemand überhaupt so gut bluffen? Hat er es
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