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Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Titel: Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Barbara u Heidtmann Nolte
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Vorstand, sagte, es habe damals eine Art von Paranoia im Management der Telekom geherrscht.
    Kollege Balz ist ein kluger Mann, der formuliert immer sehr gekonnt. Aber so weit würde ich nicht gehen. Der Begriff ist mir zu scharf.
    Wie würden Sie es denn beschreiben?
    Es gab nicht immer so eine gute Zusammenarbeit wie heute. So ein Vorstandsteam muss gut zusammenarbeiten, sonst schadet das dem Unternehmen. Und die Zusammenarbeit war eben damals nicht so gut. Es war allerdings auch eine sehr schwierige Zeit für den gesamten Konzern.
    Die beiden großen Datenaffären betreffen beide frühere Staatsfirmen, die Bahn und die Telekom. Hat das etwas mit dem Selbstverständnis ehemaliger Staatsunternehmen zu tun?
    Das kann sein. Aber bitte bedenken Sie, bei der Telekom geht es um Vorfälle, die Jahre zurückliegen. Wir gehen trotzdem sehr aufmerksam damit um, die Telekom muss in Zukunft eine führende Rolle beim Datenschutz und bei der Datensicherheit spielen. Dafür haben wir eine Menge getan, und wir arbeiten weiter daran.
    Die Telekom fordert von Ihrem Vorgänger Kai-Uwe Ricke und dem früheren Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel jeweils eine Million Euro Schadensersatz. Halten Sie das für angemessen?
    Das müssen wir machen.
    Mit Herrn Ricke waren Sie befreundet.
    Stimmt, und er hat sich immer sehr für die Telekom eingesetzt. Aber trotz allem sind Sie zuallererst dem Unternehmen verpflichtet und können nicht Ihrem Gefühl folgen. Trotzdem – mir fällt das überhaupt nicht leicht. Nur der Ordnung halber sei ergänzt, dass für die Geltendmachung von Ansprüchen gegen Vorstände der Aufsichtsrat zuständig ist.
    Kai-Uwe Ricke gilt als Ihr Förderer …
    … das würde ich so nicht bezeichnen, Förderer ist mir zu paternalistisch. Wir haben gut zusammengearbeitet …
    Er konnte im November 2006 nur abgelöst werden, weil Sie sich dem Aufsichtsrat als Nachfolger zur Verfügung stellten. Das kann man als Freundschaftsbruch sehen.
    Über die Details dieses Vorgangs möchte ich nicht mit Ihnen sprechen, aber Ihre Interpretation ist falsch.
    Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Tag als Vorstandsvorsitzender?
    Ich kann mich nicht mehr an jedes Detail erinnern. Die ersten Tage liefen wirklich ab wie in einem Film, eine fast unwirkliche Situation. Ich bin in einer sehr kritischen Phase Vorsitzender geworden, viele Vorstände sind gegangen und das Unternehmen befand sich in einer schwierigen Situation. Mein Vorteil war, dass ich aus dem Unternehmen kam, ich kannte viele Leute und die Lage, konnte mich also sofort an die Arbeit machen.
    Sie mussten das Unternehmen zunächst einmal in den Griff bekommen.
    Intern und extern. Unter einer enormen Aufmerksamkeit der Medien, einem enormen Zeitdruck. Allein, was an Kommunikation auf einen einprasselt und wer alles in dem Moment mit einem unbedingt sprechen muss. In diesem fast hysterischen Umfeld muss man sehr strukturiert an die Aufgabe rangehen.
    Im Kern geht es darum, dass kein Machtvakuum entsteht.
    Die Leute drinnen und draußen wollen wissen, wie es weitergeht. Sie müssen den engen Mitarbeitern ziemlich schnell ein paar Grundsätze darlegen, Ziele und Orientierung geben. Vor allem sagen, wer für was erstmal zuständig ist. Damit sie dieses Gefühl der Unsicherheit – »Was passiert denn jetzt?« – loswerden. Das war alles extrem hektisch.
    Bei einem Neujahrsfest der Telekom 2007 sagten Sie: »Wir sehen uns in einem Jahr wieder – hoffentlich.« Hatten Sie damals Zweifel, ob Sie Ihr Amt ausfüllen könnten?
    Ich habe das damals eher ironisch gemeint. Ich denke, dass ich die Aufgabe ganz gut bewältigen kann. Aber es hat zwei Jahre gedauert, mit angemessenem Selbstvertrauen den etablierten Herren gegenüberzutreten. Bei neuen Aufgaben hatte ich am Anfang nie den Eindruck »das mache ich jetzt mit links«. Inzwischen kann ich den Druck aushalten, auch diese ständigen öffentlichen Debatten um »Was macht er richtig und was macht er falsch?«. Da gehe ich mit einer gewissen Gelassenheit drüber.
    Zwischenzeitlich gab es aber Momente, in denen Sie sich überfordert fühlten?
    Sagen wir es so: Ich habe mich schon oft bis an die Grenze gefordert gefühlt.
    Wie geht man mit so einer Situation um?
    Ein typisches Beispiel ist, nachts um zwei Uhr wach zu werden, nach der ersten Schlafphase, und dann geht sofort ein Film los. Da sind dann alle Themen, die Sie meinen noch nicht im Griff zu haben, sofort präsent.
    In diesem Zustand werden die Dinge meist auch dramatischer, als sie

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