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Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Titel: Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Barbara u Heidtmann Nolte
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sind.
    Genau.
    Es heißt, Sie seien ein religiöser Mensch. Hilft Ihnen dann der Glaube?
    Ich bin ein gläubiger Mensch, habe einen Bezug zur Kirche und gehe auch in den Gottesdienst, wenn sich die Gelegenheit bietet.
    War das schon immer so?
    Als Jugendlicher nicht, erst seit ca. 20 Jahren. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man aus dem Gebet Kraft schöpft.
    Da gibt es dann nicht den Topmanager René Obermann, da können Sie Schwäche zeigen?
    Das tue ich ohnehin. Ich halte das Bild eines immer starken, immer beherrschten, immer völlig unverletzbaren Managers ohnehin für Unsinn. Dieser Managertyp hat seinen Nimbus längst verloren.
    Ist die Spiritualität des Glaubens auch ein Ausgleich zur Rationalität des Managements?
    Sie kann Orientierung geben in schwierigen Fragen. Mindestens ist sie eine Grundlage für das Gewissen.
    Stammen Sie aus einem religiösen Elternhaus?
    Kirche und Religion haben bei uns keine besondere Rolle gespielt, weder negativ noch positiv.
    In den Porträts über Sie heißt es häufig, Sie seien »in bescheidenen Verhältnissen« aufgewachsen.
    Das stimmt.
    Wie kann man sich das vorstellen?
    Meine Großeltern haben mich erzogen. Der Großvater hatte in Krefeld eine kleine Druckerei mit ein paar Mitarbeitern, allerdings ging es ihnen wirtschaftlich nicht sonderlich gut. Er musste bis zu seinem Lebensende arbeiten. Früher sagte man dazu, »er hat nicht geklebt«, also keine Rentenmarken gesammelt. Es waren bescheidene Verhältnisse. Ich habe gelernt, sparsam zu sein und mit den Dingen sorgsam umzugehen.
    Ihre Mutter war Teil der Düsseldorfer Künstlerszene. In den 1970 er Jahren, der Hoch-Zeit von Joseph Beuys und Gerhard Richter.
    Sie war zuerst Schauspielerin am Theater, danach hat sie in Düsseldorf Kunst studiert. Ich glaube, sie hat die Parallelklasse der Beuys-Klasse besucht.
    Es gibt das schöne Zitat von Ihnen: »Die haben immer geredet und geredet, aber nie gemalt.«
    Das war meine Wahrnehmung als Zehnjähriger, wenn ich meine Mutter an der Kunstakademie besucht habe. Da saßen Beuys und die anderen eben auf den Tischen und haben diskutiert. Was ich aus der Zeit mitgenommen habe, ist ein Bezug zu dieser Kunst. Ich kucke mir immer noch gerne Arbeiten von Imi Knoebel an. Oder von Immendorf und Kricke.
    Wenn Sie Ihre Mutter besucht haben, hat Sie das Leben dort eher angezogen, oder haben Sie es abgelehnt?
    Es war der totale Kontrast zu dem bürgerlichen, handwerklichen Umfeld meiner Großeltern. Ich hatte wirklich zwei Pole, auch die Welt meiner Mutter, die ich durchaus spannend fand.
    Wie waren Sie selber? Der eher akkurate Schüler?
    Eher der stinknormale. Ich war in meiner Jugend nie extrem auf der einen oder anderen Seite. Weder war die Rote Zelle an unserer Schule meine Heimat, noch das konservative Schülerlager.
    Trugen Sie lange Haare?
    Immer normal, so wie jetzt.
    Sie haben relativ früh geheiratet, sind Vater von zwei Kindern. Ist der Wunsch nach einem strukturierten Leben auch aus Ihrer Kindheitserfahrung entstanden?
    Mein Wunsch nach einem geregelten Leben, nach einer Familie kam vermutlich auch daher.
    Gleichzeitig müssen Sie einen ziemlichen Ehrgeiz entwickelt haben. Ihr Partner, mit dem Sie mit 23 das Telekommunikationsunternehmen ABC aufgebaut haben, sagte, Sie wollten immer schon an die Spitze eines großen deutschen Unternehmens.
    Da ist was dran.
    Manager war also Ihr Berufswunsch?
    Ich wollte schon immer gerne etwas Besonderes auf die Beine stellen, was erreichen. Sie können das »Ehrgeiz« nennen. Vielleicht gibt es auch ein schöneres Wort dafür.
    Ambition.
    Die hätte man immer gerne, es ist vermutlich doch einfach Ehrgeiz. Ist ja auch okay.
    Sie haben Ihr Unternehmen dann für zehn Millionen Mark verkauft.
    … über den Verkaufspreis habe ich noch nie gesprochen. Diese Zahl stimmt jedenfalls nicht.
    Es war auf jeden Fall viel Geld. Sie waren damals 28 . Woher nimmt man dann den Antrieb, weiterzumachen?
    Mich hat die Mobilkommunikation immer sehr fasziniert.
    Dass Sie Ihre Firma verkauft haben und in ein großes Unternehmen wie die Telekom gegangen sind – hat das auch damit zu tun, dass Sie eine Art offizieller Anerkennung für Ihre Arbeit haben wollten?
    Die Frage nach dem Motiv habe ich mir selber oft gestellt. Wir waren ja sozusagen Provinzfürsten, wenn Sie es unter dem Prestige-Gesichtspunkt sehen wollen. Und unsere kleine Firma in Münster war durchaus bundesweit bekannt. Der Hauptgrund war eher, dass ich nicht mehr die Produkte anderer Hersteller

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