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Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Titel: Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Barbara u Heidtmann Nolte
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Creedence Clearwater Revival, Donovan und andere. Die höre ich auch heute noch gern.
    War Ihnen damals schon klar, dass Sie einmal ins Management wollen?
    Ich wollte eigentlich an der Hochschule bleiben, mich hat die Forschung und die Lehre ernsthaft interessiert. Mein Doktorvater hat mich auch sehr gefördert, er ist leider aber bald gestorben. Und ohne die Unterstützung durch den Doktorvater müssen Sie dann zu viel Gremienarbeit machen, um weiterzukommen. Da bin ich lieber in die Industrie gegangen.
    Sie sagten vorhin, Sie hätten schon früh bei BASF viel Managementliteratur gelesen. Was Ihre Managementfähigkeiten angeht, sind Sie ein Autodidakt?
    Zu großen Teilen ja, aber das Unternehmen hat mich dabei gefördert. Dann macht man ja auch Erfahrungen in seiner Arbeit. Und als ich die Aufgabe als Vorstandsvorsitzender übernommen habe, habe ich mich dann ganz persönlich coachen lassen. Weil ich weiß, wo ich Stärken habe und wo meine Schwächen sind.
    Wer ist denn Ihr Coach?
    Das gebe ich besser nicht preis, den wollen wir lieber noch ein bisschen bei uns im Unternehmen behalten.
    Ist das grundsätzlich ein Geheimnis, wen ein Top-Manager als Coach nimmt?
    Ich habe mir jedenfalls jemanden genommen, mit dem BASF schon Erfahrung hatte. Ein Amerikaner, der selber einmal ein Unternehmen geführt hat, heute ist er über 70 , ein klasse Typ.
    Was hat er Ihnen mitgegeben?
    Er hat mir klargemacht, was für einen Vorstandsvorsitzenden das Wichtigste ist und wo ich aufpassen muss. Das war für mich sehr hilfreich. Ganz am Anfang war er einmal hier, seitdem besuche ich ihn hin und wieder.
    Geht es dabei um betriebswirtschaftliche Fragen, um Psychologie?
    Wenn Sie so wollen, geht es hauptsächlich um Psychologie, Unternehmenspsychologie. Nachdem ich zum Vorstandsvorsitzenden ernannt worden war, habe ich zum Beispiel begonnen, die heute gültigen vier strategischen Leitlinien für die BASF zu entwickeln. Weil er gesagt hat: »Du musst die Strategie des Unternehmens verdichten, drei oder vier Aussagen, mehr bekommst du in die Köpfe der Leute nicht rein.« Dann habe ich festgestellt, dass das allein nicht reicht. Daraufhin haben wir zum Beispiel einen Führungskompass entwickelt, der verbindlich beschreibt, wie Führung bei BASF gelebt werden soll. Das war dann aber schon ohne Coach.
    Sich coachen zu lassen wird im Management oft als Schwäche ausgelegt.
    Das ist Unsinn. Das machen mehr Manager, als Sie denken. Ich habe selber schon Kollegen geraten, sich solche Unterstützung zu holen.
    Sie gelten nicht als jemand, der besonders gelassen ist. Hat Ihr Coach da versagt?
    Wer sich mit Herz und Blut für etwas einsetzt, ist nie total gelassen. Ich bin jemand, der etwas bewegen will. Ich hasse es, einfach herumzuhocken und die Dinge laufen zu lassen.

Alexander Dibelius
»Gier ist etwas Menschliches«
    Eine der zentralen Fragen bei der Beschäftigung mit Spitzenmanagern ist das Verhältnis von Innen und Außen. Wie viel von dem, was sich täglich in Deutschland auf der Straße abspielt, in der Sphäre der Manager ankommt. Im Fall von Alexander Dibelius trennt ein dickes Metalltor das Innen vom Außen. Draußen liegt das Isar-Ufer von Bogenhausen. Es riecht nach Frühling und regnet leicht. Drinnen geht es über einen gepflasterten Hof in ein mit moderner Kunst bestücktes Wohnzimmer. Flachbildfernseher, offene Küche. Elektrische Türen gehen surrend auf und zu. Eine Klimaanlage hält den Sommer draußen.
    Wie in einer Hotelsuite fühlt man sich, dabei ist man in der Villa von Thomas Mann. Alexander Dibelius hat sie Anfang dieses Jahrhunderts wieder aufbauen lassen.
    Englische Wortfetzen kündigen den Hausherrn an. Mit einem kleinen Kopfhörer im Ohr, den Blackberry vor sich hertragend, durchquert Alexander Dibelius das Wohnzimmer. Er ist ein überraschend kleiner, schmaler Mann. Durch einen dünnen Draht ist er im ständigen Kontakt mit dem Außen: Ein niemals abreißender Datenfluss dringt so zu ihm durch, jede einzelne Information vielleicht Millionen Euro wert.
    Dibelius, Chirurg im ersten Beruf, ist Deutschlands mächtigster Investmentbanker, der Europa-Chef von Goldman Sachs. »The living legend«, so hat ihn einmal ein Mitarbeiter angekündigt. Lebende Legende. Ein Ruf, an dessen Entstehen Dibelius nicht unbeteiligt war. Viele Anekdoten ranken sich um seine Besessenheit. Nachts um vier stehe er am Kopierer, und an den Wochenenden fahre er in die Arabischen Emirate, wo auch sonntags gearbeitet wird. Doch im vergangenen

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