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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Euren Plänen.« Trotz des Schmerzes, der durch seine Schienbeine und Hüften zuckte, presste sich Vash etwas enger an den Boden. »Wir alle leben nur, um Euch zu dienen. Ich wollte ja nur ... nur Genaueres wissen ... damit wir Eure Wünsche besser befriedigen können.« Er versuchte zu lachen, doch statt nach wissender Belustigung klang es nach pfeifender Atemnot. »Ob es Euch frei steht! Ihr beliebt, über Euren ältesten und ergebensten Diener zu spotten, Gebieter? Ich würde sterben, um Euch den kleinsten Wunsch zu erfüllen.«
    »Das würde ich gern sehen?« Sulepis' Lachen war weit überzeugender als Vashs Versuch eben. »Doch nicht heute Vormittag, würde ich sagen. Lasst Boote bereitmachen, um an Land zu gehen, und Träger für den Tribut. Und sagt dem Antipolemarchen, er kann seine Soldaten abtreten lassen — ich nehme nur die Träger, meine Teppichdiener und Euch mit. O ja, und König Olin dürfte den Besuch wohl auch amüsant finden. Vier Wachen für ihn müssten reichen.«
    »Keine Soldaten?« Vash war klar, dass er das Wort seines Herrn schon wieder hinterfragte, aber nicht einmal der Autarch war doch wohl so verrückt, sich mit kläglichen vier Bewaffneten an einen fremden Hof zu begeben. »Ich bin alt, o Goldener. Habe ich mich verhört?«
    »Nein. Sagt Dumin Hauyuz, solange seine Männer hier auf dem Schiff bleiben und wir jederzeit bereit sind, in See zu stechen, mag er ansonsten tun, was ihm beliebt.«
    »Wofür er zweifellos zutiefst dankbar sein wird, o Goldener.« Vash versuchte, sich rückwärts aus der Kabine zu entfernen, ohne aufzustehen, merkte aber rasch, dass er dafür nicht mehr beweglich genug war. Nachdem er weit genug rückwärts gerutscht war, rappelte er sich langsam hoch und verdrückte sich in gebückter Haltung aus dem Gesichtsfeld des unerforschlichen, unergründlichen lebenden Gottes auf Erden.

    Es schien, als hätte sich die gesamte Einwohnerschaft von Gremos Pitra, der Hauptstadt von Jellon und Jael, an der steil ansteigenden Straße vom Hafen zum Palast versammelt, um die seltsame Prozession zu beobachten. Es war, wie Sulepis befohlen hatte, nur eine sehr kleine Prozession: Der Autarch an der Spitze (außer in den Momenten, da die Teppichsklaven an ihm vorbeieilten, um die nächste goldgewirkte Teppichbahn vor ihm auszulegen, damit seine heiligen Füße auf keinen Fall den Erdboden berührten), hinter ihm Vash, der sich mannhaft bemühte, jeweils das nächste Stück Teppich zu betreten, ehe die Sklaven das letzte wegrissen, um es wieder vor den Gottkönig zu befördern. Der Oberste Minister hatte solche Angst, einer der Zuschauer könnte etwas Ungehöriges tun — wenn nun jemand einen Stein auf den Autarchen warf? —, dass sein Magen schmerzte.
    Als Nächstes kamen Olin und seine Wachen, die auf gewöhnlichem Untergrund gingen, wie es sich für gewöhnliche Menschen gehörte. Ihnen folgte der schweigsame Priester, den Vash auf dem Schiff gesehen hatte, dessen Namen er aber nicht kannte. Der Mann hatte die dunkle, sonnengegerbte Haut der Wüstennomaden, bedeckt mit flammenähnlichen Tätowierungen, und obwohl er noch nicht alt war, waren seine Augen grau vom Star. Er hielt einen Stab, an dem die klappernden Skelette von einem Dutzend Schlangen baumelten. Alles an dem Priester machte Vash nervös; er war froh gewesen, dass der Mann auf See die meiste Zeit unter Deck blieb.
    Dem Schlangenpriester wiederum folgten mehrere Dutzend kräftiger Sklaven, jeder mit einem riesigen Tributkorb auf dem Rücken — nach den starren, anstrengungsverzerrten Gesichtern der Männer zu urteilen, mussten die Körbe schwer sein.
    Die Zuschauer an der Straße gafften und flüsterten, verblüfft über die Erscheinung des großgewachsenen, südländischen Königs in seiner glänzend goldenen Rüstung, aber auch darüber, dass er so gut wie keine Soldaten zu seinem Schutz mitführte. Ganz offensichtlich war Vash nicht der Einzige, den es überraschte, dass der berüchtigte Feind ganz Eions unbewaffnet durch eine gegnerische Stadt spazierte.
    Pinnimon Vash fand derzeit nicht oft Gelegenheit zu beten, doch jetzt tat er es.
    Nushash, ich folge deinem Erben. Mein Leben lang hat man mir gesagt, dass der Autarch dein Blut in sich trägt. Jetzt folge ich ihm in schreckliche Gefahr auf feindlichem Grund und Boden. Ich habe drei Autarchen gedient und stets mein Bestes für den Falkenthron getan. Bitte, lass mich nicht hier in diesem rückständigen Land sterben! Bitte, lass den Autarchen nicht unter meiner

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