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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Strahlen sichtbar blieb. In diesen beiden mächtigen Lichterscheinungen waren zwei Reiter erkennbar, die hoch und stolz auf ihren Rössern saßen, jeder mit einem Schwert; es war nicht zu sagen, ob das Leuchten von den Reitern selbst, von ihren Klingen oder ihrer Rüstung ausging, doch beim Anblick der strahlenden Helligkeit beider zerstob das Belagerungsheer in alle Richtungen.
    Das Tosen in Barricks Ohren wurde lauter, sodass es in seinem Schädel dröhnte und hallte, als tobte darin ein Sturm. Wegen des gleißenden Lichts konnte er kaum etwas sehen. Die drei Gestalten auf dem Hügel trieben ihre Rösser vorwärts, den Hang hinab, und die Hufe ihrer gewaltigen Tiere berührten den Boden nicht einmal. Die drei erhoben ihre Waffen, und der Himmel selbst schien aufzubersten und unendliches Dunkel auf sie alle herabzuschleudern.
    Und dann plötzlich waren sie alle weg — die Feuerfrauen, die Windmänner, die herrlichen Gestalten in ihrem schrecklichen Zorn, aller Kampf und alle Kämpfer verschwanden von einem Moment auf den anderen. Nur die Festung selbst war noch da, die hell leuchtenden Türme jetzt umgestürzt wie Bäume nach einem Wintersturm, die Trümmer verstreut, sodass die Stücke in der trüben Asche glänzten wie Tropfen von geschmolzenem Gold auf dem Boden einer Schmiede.
    Barrick hatte die verrückte Schönheit, die dieser Zerstörung vorausging, nur kurz gesehen, doch als er auf das Trümmerfeld starrte, trauerte er plötzlich mit jeder Faser seiner selbst um das, was verloren war.
    Dann, ohne Vorwarnung, tauchte er plötzlich kopfüber abwärts. Die Ruinen der Festung veränderten sich, noch während er auf sie zustürzte: Was glänzend golden, von hellem Blaugrün oder sahneweiß gewesen war, wurde jetzt schwarz und formlos, und was durchscheinend gewesen war, wurde trüb. Es war, als wäre da nur noch eine staubige Spinnwebe, wo einst ein glänzendes, von Regen funkelndes Spinnennetz gehangen hatte. Die Schönheit war verschwunden und doch auf seltsame Art immer noch da.
    Es war dasselbe. Es war völlig anders. Und Barrick wurde hineingesogen wie Wind in einen Brunnenschacht.

    Ihm blieb nur ein Augenblick, um zu erkennen, dass er bäuchlings auf flachen, polierten und kunstvoll ineinander verzahnten Steinen lag. Er hörte eigenartige huschende Bewegungen näherkommen, dann, gleich darauf, leise Schritte.
    Er schlug die Augen auf und befand sich in einem Albtraum. Die Gesichter, die auf ihn herabblickten, waren roh und tierisch, mit schwachsinnig rollenden Augen und halboffenen, mit Fangzähnen bewehrten Mäulern. Nur die Form der Köpfe war entfernt menschlich. Das war das Schlimmste.
    »Ah«, sagte eine Stimme hinter ihm — eine kalte, unbekannte Stimme. »Sehr gut, meine Lieben. Ihr habt einen unbefugten Eindringling erwischt.«

32

Ein riskantes Unternehmen
    Ein weiterer Elbenstamm, der im
Buch des Ximander
beschrieben wird, sind die Trickster — Qar, bei denen es sich offenbar um diejenigen Elbenwesen unserer Sagenwelt handelt, welche sich auf allerlei Geschäfte mit Menschen einlassen. Nur Ximander und einige wenige andere Gelehrte nehmen für sich in Anspruch, überhaupt etwas über die Trickster zu wissen. Da Ximander jedoch von seinen Lesern nicht mehr befragt werden konnte, blieben seine Quellen unbekannt, weshalb seine Folgerungen mit Vorsicht aufzunehmen sind.
    Eine Abhandlung über die Elbenvölker Eions und Xands
    »So absonderlich ist es gar nicht«, sagte Antimon, der sich allmählich für das Thema erwärmte. »Die Sprache, die der Gefangene spricht, hat große Ähnlichkeit mit der alten Sprache der Feldspat-Grammatiken. Ihr werdet das vermutlich nicht wissen, aber die Grammatiken wurden auf perfekten Glimmerblättern geschrieben, jedes aus einem einzigen Kristall geschnitten, und sie enthalten Geschichten über die Ältesten Tage, die man sonst nirgends findet.«
    Vansen räusperte sich und unterbrach den enthusiastischen jungen Mönch. »Das ist ja alles schön und gut, Antimon, aber uns geht es darum, was
dieser
Bursche
jetzt
sagt.«
    Antimon wurde so rot, dass Vansen es selbst in dem Schummerlicht sah, das die Funderlinge so liebten. »Ich bitte vielmals um Verzeihung ...«
    »Macht einfach weiter, Junge«, wies ihn Zinnober an. »Sprecht mit dem Gefangenen, wenn Ihr könnt.«
    Der junge Mönch wandte sich dem zitternden, finster dreinblickenden Drag zu, der ganz offensichtlich glaubte, man hätte ihn ins Refektorium gebracht, um ihn zu foltern. Zwei Funderlingswächter standen

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