Die Daemonen 01 - Die Daemonen
und mit Gülle übergossen. Ein Benesand- Doppelgänger hatte sich unglücklich in eine Säge verliebt. Ein Matutin-Parodist schrie mit lauter Stimme militärische Kommandos, und zwar immer zweimal, sodass im Heer alles durcheinandergeriet. Das Publikum johlte und strampelte vor Begeisterung mit den Füßen. Auf einer feuchtfröhlichen Konferenz stellte sich eine nicht allzu ansehnliche Jungfrau freiwillig der nächsten hochnotpeinlichen Befragung durch den schmucken Einnahmenkoordinator zur Verfügung, aber dieser von Herzen kommende Vorschlag wurde in Bausch und Bogen abgelehnt. Man tanzte in Quadrillen und Massenformationen, warf blaue Papierschnipsel durch die Luft und skandierte das fremdartige Wort Irathindurien in allen erdenklichen Aussprachen und Betonungen. Die beiden roten Grenzlinien des Magiers Orison wurdenmit rötlichen Backsteinen auf anderthalb Schritt Höhe hochgezogen und mit Zollstationen an den Wegen versehen. Emissäre unterrichteten Orison-Stadt. Schon nach wenigen Tagen kam ein Glückwunschemissär aus dem Vierten Baronat angeritten: Baron Helingerd den Kaatens hatte bereits seit geraumer Zeit über einen ähnlichen Schritt nachgedacht und beabsichtige nun, es der Königin Meridienn I. gleichzutun.
Die Königin lächelte. Orisons Zerfall war eingeleitet, und das schien doch eine hochinteressante Angelegenheit zu werden, bei der man viel über die Menschen und ihre Wesensart lernen konnte.
Außerdem wurden die Anfälle tatsächlich seltener. Sie blieben zwar nicht vollkommen aus, aber Gäus und er hatten nun gleichrangigen Zugang zur Weltlebenskraft, und die Probleme, die Irathindur weiterhin hatte, würde Gäus auch bald bekommen.
Die Gefahr war fürs Erste gebannt, und nicht ein einziger Tropfen Blutes war vergossen worden.
Nur im Volk gärte es erneut, nachdem die Rauschzustände der ausufernden Festlichkeiten schmerzhaften Katern hatten weichen müssen. War die Baroness verrückt geworden? Erst hatte sie doch nach Jahrzehnten der eisernen Härte so freundliche und menschelnde Anwandlungen gehabt – und nun sagte sie sich plötzlich vom neungeteilten Land Orison los und setzte sich selbst eine unrechtmäßige Krone aufs Haupt? Weshalb streute sie Unfrieden in ein friedliches Land? Und überhaupt: War ihre Lieblingsfarbe nicht früher Blau gewesen? Nun zeigte sie sich immer häufiger in Gelb- und Goldtönen.
Unten im Süden, in der Hafenstadt Kurkjavok, hielt ein Gelehrter namens Serach eine denkwürdige Ansprache, in der unter anderem die Sätze fielen:
»Es scheint fast, als hätte in unserem Land ein Dämon die Zügel der Regentschaft an sich gerissen. Zwar mag nicht alles schlechter sein als vorher. Doch wer kann schon beurteilen, ob ein Mensch ein besserer Regent ist als ein Dämon?«
Und Faur Benesand?
Jetzt, da die Baroness Königin war, schien sie ihm endgültig die Leiter der Ränge hinauf entkommen zu sein. Er hielt es nicht mehr aus in Irathindurien.
Er wollte gar nicht wissen, ob des Nachts auch in königlichen Gemächern wieder gestöhnt, geseufzt und getuschelt wurde. Er wollte gar nicht wissen, ob die Baroness nun, da sie Königin war, auch ihren Appetit auf dümmliches Männerfleisch vervielfachen würde, ohne jemals ihn und sein Flehen zu erhören.
Er kasteite sich, indem er sich selbst eine Unterhose mit nach innen ragenden Nägeln bastelte.
Und er erinnerte sich daran, dass Tanot Ninrogin, der ehrwürdige Berater des einzigen rechtmäßigen Königs, vor wenigen Wochen am Rand des Dämonenschlunds stehend voller Verständnis für ihn, Faur Benesand aus Icrivavez, und seine Situation gewesen war. » Ich kann Euch verstehen «, hatte Ninrogin mit einem Nicken gesagt. » Und ist das Hauptschloss des Sechsten Baronats bereits Euer hohes Ziel, oder zieht es Euch noch weiter mittwärts, nach Orison-Stadt?«
Nachdem er auf ein Pferd gestiegen war, zog Benesand mit feierlicher Miene das von der Baroness vollgeschnäuzte Taschentuch, das er immer bei sich führte, aus dem Brustausschnitt.
Eine Baroness habe ich lieben können, eine Königin jedoch muss mein Herz verachten.
So warf er das verkrustete Schnupftuch von sich und ritt, erbärmlich weinend, nach Orison-Stadt.
Er weinte nicht nur, aber auch, weil die Nagelhose beim Reiten erst so richtig ihre volle Wirkung entfaltete.
Der König
»Ja, ist die Baroness denn verrückt geworden? Weshalb streut sie Unfrieden in ein friedliches Land?« Der Berater des Königs, Tanot Ninrogin, war in einem für ihn ganz
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