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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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ungewöhnlichen Maße aufgebracht und ging erregt im Thronsaal von Orison-Stadt auf und ab. »Und überhaupt: Königin! Was soll das denn? Man kann sich doch nicht einfach so Königin nennen, ohne königlichen Blutes zu sein! Das ist doch nicht lediglich ein Wort, das ist ein durch Vererbung erworbener Adelsstand!«
    »Irgendwann muss es einmal jemanden gegeben haben, der sich als Erster König nannte«, antwortete Tenmac III. leise. »Dieser Jemand kann nicht als König geboren worden sein.«
    »Was wollt Ihr damit andeuten?«
    »Dass König doch nichts weiter als ein Wort ist. In meinem Fall bedeutet es nur, dass ich einer Ahnenfolge von Königen entstamme und deshalb mehr Recht habe als irgendjemand anders in Orison, mich König zu nennen. Aber auch Turer von Coldrin nennt sich König, und wer weiß, wie er dazu gekommen ist.«
    »Majestät!« Tanot Ninrogin warf sich seinem auf dem Thron sitzenden König beinahe flehentlich zu Füßen. »So sehr es mich schmerzt, einem gewalttätigen Konflikt das Wort zu reden – aber die Baroness muss in ihre Schranken gewiesen werden! Sie befleckt Eure Königswürde und spottet über diesen Titel, so als wäre er etwas, das beliebig vervielfältigt werden könnte! Damit unterwandert sie die Einheit Orisons, die uns jahrhundertelangen Frieden ermöglicht hat und uns auch stark machte gegen eventuelle Bedrohungen durch das Nebelreich Coldrin.«
    »Jahrhundertelangen Frieden? Hat nicht mein Vater vor fünfundzwanzig Jahren noch einen blutigen Strauß mit dem Zweiten Baronat gefochten?«
    »Ja, ich war dabei. Ich habe gekämpft in diesem Strauß , wie Ihr es nennt. Es war eine schreckliche Angelegenheit, die zehn Tage dauerte und deren Anlass ein paar bittere Missverständnisse zwischen Eurem Vater und dem Baron des Zweiten Baronats in Bezug auf eine Verteidigung gegen Coldrin waren. Der Baron fühlte sein Baronat als Puffer missbraucht, als zum Opfer dargebrachte Gefechtszone zwischen den Coldriner Horden und Orison-Stadt. Eurem Vater gelang es nicht, ihn von seiner Entschlossenheit, alle Nordbaronate zu schützen, zu überzeugen. Aber nach zehn Tagen waren beide Parteien des Kämpfens müde und einigten sich auf gefestigtere Verträge. Was ich damit sagen will, Eure Majestät – der Baron des Zweiten Baronats wurde damals nicht wahnsinnig oder überheblich wie die Baroness heute, sondern er hatte im Grunde ganz berechtigte Sorgen und Anliegen, und lediglich die Art und Weise,wie der Konflikt sich dann zu Gefechten ausweitete, war äußerst unglücklich. Hier aber haben wir es mit einer offenen Abspaltung zu tun! Die Baroness erhebt sich auf Euren, Euch allein gebührenden Rang! Das ist eine Beleidigung, eine Unverschämtheit, eine Respektlosigkeit, ja, eine Verhöhnung geradezu – und definitiv ein Anlass für eine Strafmaßnahme.«
    »Ich werde keinen Krieg gegen das Sechste Baronat führen«, sagte Gäus mit für den jungen König ganz ungewöhnlicher Entschlossenheit.
    »Aber es ist nicht mehr das Sechste Baronat. Es nennt sich nun Irathindurien, was auch immer dieser schwachsinnige Name bedeuten soll.«
    »Ich werde keinen Krieg gegen die Baroness den Dauren führen, selbst wenn sie sich Königin nennt oder sonst wie.«
    »Es muss ja kein Krieg sein. Lasst uns sie entführen und sie in Orison-Stadt mit einer Papierkrone auf dem Kopf an einen Pranger stellen. Diese Demütigung wird ihr Lehre genug sein. Es braucht nicht das Blut Unschuldiger zu fließen.«
    »Wir werden nichts dergleichen unternehmen.«
    »Und … und … was wird dann geschehen?«
    »Wir werden abwarten. Wie ihr Volk reagiert. Wie die anderen Baronate reagieren. Vor zweihundertundfünfzig Jahren gab es schon einmal einen blutigen Grenzstreit zwischen dem Sechsten und dem Siebten Baronat. Wenn das Sechste Baronat nun die Grenzen befestigt und sein Eigen nennt, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass im Siebten Baronat alte Empfindlichkeiten wieder aufbrechen.«
    »Ich verstehe, worauf Ihr hinauswollt. Aber ist es nicht gefährlich, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen? Konflikte zwischen den Baronaten gefährden die Einheit Orisons möglicherweise noch mehr, als wenn der König mit eiserner Hand einen Emporkömmling aus dem Verkehr zieht.«
    Gäus lehnte sich zurück. Er hatte Kopfschmerzen. Seitdem Irathindur sich zur Königin aufgeschwungen hatte, wurde Gäus regelmäßig von diesen Kopfschmerzen gepeinigt. Das beunruhigte ihn in Wirklichkeit viel mehr als die Einheit Orisons. »Es wird schon nicht

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