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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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wie viele dir vorher schon fehlten, ich habe nie darauf geachtet.«
    Minten schwieg deprimiert. Oloc hatte ihn also zum zahnlosen Alten entstellt. Seine Laufbahn im »Inneren Zirkel« wäre somit ohnehin zu Ende gewesen.
    Der Führer war noch schweigsamer als Minten. Eine volle Woche lang geleitete er Jinua und ihren Leibwächter so gut wie wortlos durch die atemberaubenden Berge, die bis zu zehntausend Schritt über den Meeresspiegel aufragten, im oberen Drittel mit Schnee bedeckt waren und deshalb in gleißender Sonne funkelten wie ungeheure Diamanten.
    Es gab brüchige Hängebrücken zu bewältigen, tückische Fallwinde zu überstehen, die Schnee von den Hängen mit sich rissen und die Reisenden damit schier zu Boden werfen wollten; es gab ein Schneefeld zu queren, welches dermaßen hell war, dass sie ohne vom Führer aus Holz geschnitzten Augenschutz blind geworden wären; es gab reißende, tief eingegrabene Bäche zu durch- und ebenso abgründige Gletscherspalten zu überqueren; es gab Bergadler zu bestaunen, deren Flügelspannweite gewaltig sein musste; es gab den einen oder anderen steilen Anstieg und Abstieg zu meistern und so manchen majestätischen Rundumblick in der klaren, kalten Luft der Berge. Am Ende der Woche hatten sie die Wolkenpeiniger beinahe überwunden, als plötzlich ein Hagel von Pfeilen über sie hinstob und gut drei Dutzend auf langhörnigen, zotteligen Großgemsen reitende Gestalten aus mehreren Richtungen schneestiebend auf sie zuhielten.
    Wortlos wie beinahe die ganze Zeit über ergriff der Führer einfach die Flucht. Er riss sein Pferd herum und galoppierte zurück in die Sicherheit der Berge. Pfeile schwirrten um ihn herum und verfehlten sowohl ihn und sein Reittier, als wollten sie ihn gar nicht treffen, sondern nur verscheuchen.
    Jinuas Pferd jedoch brach getroffen unter ihr zusammen. Minten kam es nicht in den Sinn, ebenfalls die Flucht zu ergreifen. Jinua nannte ihn ihren Leibwächter, und bislang hatte er noch nichts getan, um diese Bezeichnung zu verdienen.
    Nun begann ein sehr eigentümlicher Kampf. Die drei Dutzend Angreifer – in Felle und Wildleder gekleidet, mit Pelzmützen und schalvermummten Gesichtern – hörten mit dem Schießen auf, obwohl sie so ihre Gegner ohne weitere Schwierigkeiten hätten auf Distanz erlegen können. Stattdessen zogen sie bunte, schellenbesetzte Holzstäbe aus ihren Sattelschnüren und ritten immer wieder an Jinua und Minten heran, um diesen mit den rasselnden Stäben jeweils einen einzigen Schlag zu versetzen. Dieses rätselhafte Vorgehen gab Minten die Gelegenheit, vier der Angreifer nacheinander aus dem Sattelzu zerren. Als er einem fünften gerade mit dem Schwert den Garaus machen wollte, hielt Jinua ihn zurück. »Nicht töten. Sie wollen uns auch nicht töten. Es ist eher wie ein Spiel. Ich denke, wir sollten es gut spielen.«
    Minten vertraute Jinua Ruuns Instinkten nun schon seit Langem. Also spielte er mit. Jinua war ebenfalls gut in Form. Sie wehrte Stäbe mit ihrer Metallhand ab, klemmte sie dabei an einem Haken ein und entwand sie so ihren Angreifern. Auf diese Weise erbeutete sie acht Stäbe. Irgendwann jedoch erwischte sie ein Angreifer hart am Hinterkopf. Sie strauchelte, wurde noch einmal getroffen, Minten schützte sie mit seinem Rücken gegen weitere Schläge, aber sie konnte nicht mehr weiterkämpfen. Die dünne Luft im Gebirge hatte ihr schon die ganze Woche über zugesetzt. Sie war zu erschöpft, um aufzustehen.
    Also kämpfte Minten alleine weiter. Er bezwang vierzehn weitere Angreifer, indem er sie regelrecht aus ihren Sätteln rüttelte. Zweimal warf er dabei sogar die Gemse mit um. Aber die restlichen zehn Bocksreiter droschen schließlich dermaßen heftig und gleichzeitig auf ihn ein, dass er sich geschlagen geben musste. Er krümmte sich über der liegenden Jinua zusammen und schirmte sie nur gegen Schläge ab, wehrte sich jedoch nicht mehr. Bevor ihm die Sinne schwanden, ertönte unter den Reitern ein Kommando, und sie ließen von ihm ab.
    Als er den Kopf ein wenig aus der Deckung hob, sah er einen der Reiter auf sich zukommen. Dieser war ganz in Schwarz und Dunkelblau gekleidet. Fransen zierten seine Stiefel, Hosenbeine, seinen Schal und selbst seine Mütze.
    Der Reiter stieg vor Minten ab und betrachtete ihn genau.
    »Dein Gesicht«, sagte er dann mit kehliger Stimme und deutete auf Jinuas Metallhand. »Sie das war?«
    »Ja«, antwortete Minten und entblößte beim Lächeln seinen lückenhaften Mund. »Hätte ich sie

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