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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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der Meeresseite her genau so überrumpelt worden, wie die Königin sich das ausgerechnet hatte.
    Matutin selbst betrat die Stadt Cerru, den mittleren der drei Häfen des Fünften Baronats, als seine Truppen bereits begonnen hatten, landeinwärts zum Äußeren Schloss vorzurücken. Cerru band lediglich anderthalb Dutzend Soldaten als Okkupationstruppe. Bereitwillig, um Kampfschäden zu vermeiden, hatte der Oberste Schulze Cerru den »wohlmeinenden und gnadenvollen Händen« der Königin Meridienn I. übergeben und seine eigenen Stadtsoldaten dem landeinwärts ziehenden Heer eingegliedert. Es sollten keine Missverständnisse entstehen: Im Grunde genommen schloss sich das Fünfte Baronat dem freien Land Irathindurien aus freiem Willen an. Lediglich der Fünfte Baron in seinem Hauptschloss wusste noch nichts davon.
    Also fuhr Eiber Matutin, nachdem er an einem Begrüßungsfest in Cerru teilgenommen, etliche Hände geschüttelt und sogar ein ihm hingehaltenes Kleinkind geküsst hatte, nachdem eine hübsche junge Frau ihn sogar als »ihren Befreier« bezeichnet und der Oberste Schulze ihm den Goldenen Schlüssel der Stadt ausgehändigt hatte, in einer vornehmen Kutsche hinter seiner marschierenden Armee her. Das Äußere Schloss übergab sich ebenso bereitwillig wie Cerru, warf sich den Belagerern regelrecht in die Arme wie eine vor einer Feuersbrunst in Sicherheit springende Dame.
    Hässlich wurde es erst am Hauptschloss. Der Fünfte Baron leistete erbitterten Widerstand, kämpfte um sein eigentlich bereits verlorenes Baronat wie eine Löwenmutter um ihre Jungen. Hier bekam Matutin zum ersten Mal abgeschlagene Gliedmaßen und grauenerregende, klaffende Kopf- und Gesichtswunden zu sehen. Hinter einem der Offizierszelte übergab er sich sogar, weil es im Lager fortwährend nach dem Gestank der Amputationen roch. Also verlagerte er das Kommandozelt kurzerhand hinter die eigenen Linien.
    Hier am Hauptschloss musste Matutin auch zum ersten Mal in seinem Leben eine motivierende Rede an sein Heer richten. Er sagte denkwürdige Sätze wie: »… muss auch dieser Feind schließlich und endlich einsehen, wie auch alle anderen Feinde der Baro … der Königin bislang einsehen mussten, dass die Königin eigentlich gar keine Feinde hat und zu haben braucht, weil sie ja ohnehin keinen Krieg möchte. Niemand will Krieg. Absolut überhaupt niemand ist an einem Krieg interessiert. Nur dem sich ausbreitenden König Helingerd, der eigentlich nur ein Baron ist, dürfen wir nicht tatenlos entgegensehen, und deshalb handeln wir.«
    Das Heer war nach dieser Rede aufrichtig verwirrt und löste sich kurzzeitig in lauter Diskussionsgruppen auf, bis die Offiziere unter Geschrei wieder Ordnung ins Glied brachten.
    Zwei Tage später war der Spuk vorüber. Das Hauptschloss ergab sich, nachdem es von Brandpfeilen in einen riesigen Scheiterhaufen verwandelt worden und dem Fünften Baron seine Prunkrüstung am Leib geschmolzen war, bis er unter gellenden Schreien starb. Eiber Matutin besichtigte mit einem Taschentuch vor Gesicht und Nase die noch schwelenden Ruinen und beschlagnahmte ganz offiziell den Trümmerberg.
    Der Rest des Feldzugs war eine reine Formalität. Das Innere Schloss entsandte Emissäre, um seine Kapitulation mitzuteilen. Das Fünfte Baronat war in seiner Gesamtheit erobert und wurde dem nun plötzlich doppelt so großen Reich Irathindurien eingegliedert. Es machte sogar das Wort von einer »Wiedervereinigung« die Runde, denn irgendwann vor Jahrtausenden, bevor der große Magier Orison die neun roten Linien als Grenzen durchs Land getrieben hatte, war ja alles eins gewesen – ein großes, barbarisches Reich.
    Dem Zeitplan, den die Königin ihm aufgetragen hatte, war Eiber Matutin zwar nicht ganz gerecht geworden, aber dennoch konnte er als gefeierter Sieger zum königlichen Hauptschloss zurückkehren. Eigentlich war es sogar ganz praktisch, dass das andere Hauptschloss abgebrannt war, sagte er sich. So konnte es immerhin keine Verwechslungen mehr geben.
    Im Stillen und während seiner nächtlichen Gebete dankte Matutin Gott unter Tränen, dass er während desgesamten Feldzugs weder Truppen des Königs Helingerd noch welchen des Königs Tenmac III. begegnet war. Nicht auszudenken, wie sehr das alles kompliziert und in die Länge gezogen hätte.

Der Kaiser
    Tanot Ninrogin fasste den aktuellen Lagebericht zusammen. »Irathindurien hat das Fünfte Baronat überfallen und eingenommen. Sie gingen dabei mit bemerkenswerter Brutalität vor

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