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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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waren bandagiert, sein Mund genäht und mit schorfgetränkter Watte ausgestopft.
    »Oloc«, antwortete Jinua. »Er ist zwar aus dem Ring gestürzt, aber nicht aufgrund von Schlageinwirkung, sondern weil er in deinem Blut ausgerutscht ist wie der alte König in der Bratensoße.« Sie schüttelte den Kopf, dachte einenMoment nach, dann spuckte sie aus, was ihr auf dem Herzen lag. »Du bist als Erster gefallen, weil er dir beinahe den Schädel eingedroschen hat, du verfluchter Idiot!Wie kann man nur mit jemandem wie Oloc in den Nahkampf gehen und seine Schläge kassieren, ohne auch nur im Geringsten auszuweichen?Wolltest du sterben, Minten?Wolltest du tot sein? Es ist einWunder Gottes, dass du noch am Leben bist, dass du noch sprechen kannst, dass du noch weißt, wer du bist! Weißt du denn noch, wer du bist?Weißt du denn noch, wer ich bin?«
    »Aber ... sicher.« Minten konnte sich selbst kaum verstehen, so undeutlich sprach er.
    Jinua wandte ihm den Rücken zu. »Lass uns abhauen von hier. Ich hab die Schnauze voll von diesem Rummel. In der Hauptstadt wird gekämpft, man braucht mich da, meine Erfahrung.«
    »Wer kämpft gegen wen?«
    »Der Vierte Baron gegen den König. Und die Sechste Baroness hat ihr Baronat zu einem unabhängigen Reich erklärt. Es ist nicht schwer zu erraten, was als Nächstes geschehen wird. Der Zweite Baron wird dem Vierten zu Hilfe eilen, denn das Zweite Baronat hegt seit dem Zehntagekrieg vor fünfundzwanzig Jahren noch Groll gegen Orison-Stadt. Ich weiß, wie das ist. Ich stamme von dort.«
    »Aus dem ... Zweiten Baronat?«
    »Ja. Im Zehntagekrieg war ich noch ein Kind. Und ich habe gesehen, was meine eigenen Leute dort mit gefangen genommenen Königlichen anstellten. Es war unerträglich. Ich wechselte die Seiten und arbeitete fortan für Tenmac II. In meiner Heimat gelte ich als Verräterin.«
    »Aber ... es herrschte doch immer ... Frieden ...«
    »Frieden ist wie eine Farbschicht. Hauchdünn. Darunter kann es brodeln, splittern und faulen. Und bei der kleinsten sich bietenden Gelegenheit fliegt einem alles um die Ohren. Das wurde vor fünfundzwanzig Jahren deutlich. Das wird auch heute nicht anders sein.«
    »Und ... was hast du vor?«
    »Wir können nicht nach Orison-Stadt durchbrechen, ich fürchte, die Blockade wird von Tag zu Tag stärker. Ich mache mir Sorgen um das Dritte Baronat, das zwischen dem Zweiten und dem Vierten liegt. Das Dritte hat keine Chance, wenn das Zweite und Vierte beschließen, es zuüberrennen und sich dessen Armee einzuverleiben. Lass uns ins Dritte gehen und es unterstützen. Es ist ja nicht weit von hier. Ich werde meinen alten Rang als Offizierin wieder einreichen, und du wirst mein Leibwächter.«
    Minten hätte gerne aufgelacht, aber er bekam die vernähten Lippen nicht weit genug auseinander. Außerdem tat es höllisch weh. »Schöner Leibwächter«, nuschelte er nur. »Sieh mich doch an. Du bist mein Leibwächter, nicht umgekehrt.«
    »Ist doch egal. Jedenfalls geht es nicht anders. Offiziell hast du immer noch fast drei Jahre im Gefängnis oder unter meiner Obhut abzusitzen. Also muss ich dich mitnehmen. Und da ich dir den stumpfsinnigen Soldatendrill ersparen will und für so einen Quatsch auch gar keine Zeit mehr ist, mache ich dich eben gleich zu meinem persönlichen Leibwächter.«
    »Und der ›Innere Zirkel‹? Den lassen wir ... einfach so im Stich?«
    »Das ist unwichtig, Minten. Die Leute werden nichts anderes mehr sehen wollen als einen weiteren Kampf zwischen dir und Oloc, weil das vorhin so schön spektakulär war. Ihr habt euch da beide in eine hässliche Sackgasse hineinmanövriert. Und eines Tages tötet ihr euch gegenseitig im Seilrund. Vorhin war es schon beinahe so weit.«
    Minten fiel nichts mehr ein. Er ließ den Kopf zurücksinken. Tatsächlich fühlte er sich, als sei er von einer Felslawine verschüttet worden.
    So fuhren sie auf einem Karren des »Inneren Zirkels« hinüber ins Dritte Baronat. Der unheimlich aussehende,weil immer noch im Gesicht bandagierte Minten sorgte für Furcht und Gerüchte unter den übrigen Reisenden. Jinua grinste nur.
    Und sie hatte richtig vermutet: Im Dritten Baronat herrschte bereits große Aufregung. Baron Helingerd den Kaatens vom Vierten Baronat hatte höchstpersönlich das Innere Schloss des Dritten Baronats angegriffen und im Handumdrehen eingenommen. Wahrscheinlich war ihm während der Belagerung der Hauptstadt langweilig geworden und er hatte sich diesen kleinen Ausflug gegönnt. Nun

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