Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
voll Olocs Gesicht. Minten schwitzte und ächzte. Seine Arme schmerzten, als würden tonnenschwere Gewichte an ihnen hängen. Oloc wollte sich wehren, wollte seinerseits zuschlagen, aber immer, wenn er Anstalten dazu machte, wurde er dreimal getroffen. Treffer im Takt eines hämmernden Spechtes. Olocs Gesicht begann, einen jämmerlichen Ausdruck anzunehmen. Es kann klappen, es kann klappen! , schrie Minten sich innerlich zu. Wenn ich nur nicht vorher zu Boden gehe, weil mein Herzschlag aussetzt oder so was . Die Menge jaulte und kläffte wie Wölfe oder Hyänen. Blut floss in Strömen. Meistenteils Mintens Blut, aber auch Oloc blutete schließlich aus der Nase.
    Diesmal ließ der Krug zur zweiten Pause beinahe endlos auf sich warten. Minten schlug schon nur noch mechanisch zu, ohne den Gegner als Gegner zu begreifen.Wie einen Sandsack bearbeitete er Oloc. Der zweibeinige Ochse begann mit jedem Atemzug zu wimmern. Minten schlug, ohne zu sehen und zu fühlen. Vielleicht hatte er den Krug nur überhört. Nein, dann wäre doch schon jemand gekommen und hätte ihn von Oloc fortgerissen.
    Endlich das berstende Geräusch, das allen Lärm durchtrennte. Minten wankte irgendwie zu Jinua, die ihm auch halb entgegenkam.
    »Ich schaffe es nicht«, japste er. »Er fällt einfach nicht.«
    »Du triffst nicht genau genug. Die Frequenz ist großartig, aber die Präzision fehlt. Dennoch, Minten, hörst du mich? Oloc ist fertig! Er weint schon, weiß gar nicht mehr, was er tun soll! Die Leute pfeifen ihn aus, spotten über ihn! Noch eine Runde, eine einzige Runde in dieser Manier, und du hast ihn!«
    »Ich ... schaffe ... keine Runde mehr in dieser Manier ...«
    »Du musst, Minten. Du musst jetzt!«
    Es ging weiter. Minten in der Offensive. Oloc mit dem Rücken am Seil. Zurückgebogen halb über dem Seil. Das Seil spannte sich fast wie eine Bogensehne. Und dann, mit einem Aufschrei der tiefsten Frustration, schlug Oloc zurück. Stach einfach durch alle ihm entgegenprasselnden Schläge durch und riss Minten mit der Faust beinahe den Schädel vom Hals. Minten flog nach hinten und krachte auf die Bretter. Aber auch Oloc stürzte. Fast eine halbe Runde lang krochen beide durch den Ring wie Kleinkinder. Dann kamen sie wieder hoch, Minten nur mithilfe des Seiles, an dem er sich hochzog,Oloc aus eigener Kraft. »Bleib liegen!«, hörte Minten Jinuas Stimme durch die Zuschauer hindurchschreien. Doch er wollte nicht liegen bleiben. Ein einziger Volltreffer nur. Er war härter als das.
    Er griff wieder an. Oloc wusste noch nicht genau, wo er war. Die Zuschauer prügelten sich ebenfalls ganz offen. Eine Sitzbank flog, mehrfach um die eigene Längsachse pirouettierend, durch die Luft. Die beiden Kämpfer im Ring verdroschen sich jetzt gegenseitig, ohne noch irgendwelche Maßnahmen zur Abwehr zu ergreifen. Dazu hatten beide weder Zeit noch Kraft. Immer wieder mitten in die Gesichter, Brei erzeugend, wo vorher Konturen und Züge waren. Minten hielt jetzt nur noch durch, weil er in Oloc etwas anderes sah als diesen Oloc, gegen den er gar nichts hatte. Er sah Elell, den Tierquäler. Er sah die fünf Stadtsoldaten vor sich, und unter ihnen besonders den, der ihn immer nur getreten hatte wie einen räudigen Hund. Er sah die gestrengen Prüfer der Studienbefähigung, reiche Stutzer, die Geier ähnlicher waren als Menschen, wie sie vollkommen teilnahmslos auf ihn herabblickten. Er sah schließlich sich selbst vor sich, Minten, den kleinen, schmutzigen Raufbold, der schon als Junge in den Kanalstraßen von Saghi auf Ärger aus gewesen war. Er schlug sich selbst, musste sein Ich überwinden, um diesen Kampf bestehen zu können.
    Der Kampf endete, als Olocs Faust Mintens Zahnreihe durchbrach. Jinua ging dazwischen, schirmte den eine Blutfontäne herausschnaubenden Minten mit dem Körper vor Oloc ab. Oloc riss die blutende Faust hoch, stieß ein winselndes Geräusch aus, das wohl ein Siegesgebrüll hatte werden sollen, und kippte dann unter dem Seil weg krachend in die Zuschauerbänke. Als Jinua sich umblickte, lag Minten ebenfalls am Boden. Sie kümmerte sich um ihn, barg seinen Kopf und seine Zunge, damit er nicht erstickte oder in seinem eigenen Blut ertrank.
    Der Tumult ringsum war unbeschreiblich. Ob die Menschen jedoch außer sich vor Begeisterung jubelten oder rasend vor Wut kreischten – sie sahen sich alle ähnlich.
    »Wer hat denn gewonnen?«, nuschelte Minten, als er eine Stunde später wieder zu sich kam. Sein ganzes Gesicht und seine Hände

Weitere Kostenlose Bücher