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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Ohnmacht ins Ohr gebrabbelt hatte.
    Die Spuren der Besatzung waren überall offensichtlich. Mehrere kleine Ortschaften, die sich wohl zur Wehr gesetzt hatten, waren bei der Machtübernahme durch helingerdianische Truppen verwüstet worden; Flüchtlinge zogen in langen Karawanen über die Landstraßen. Mehrmals begegnete Minten Patrouillen der Besetzer, die ausnahmslos herablassend, unverschämt oder sogar offen aggressiv vorgingen. Auch Soldaten aus dem Zweiten Baronat waren im Norden des ehemaligen Dritten zu finden. Einige von ihnen hatten sich hier den Helingerdianern zugesellt, um weiteren coldrinischen Vorstößen entgegenzuwirken, andere waren offenbar desertiert, um nicht zwischen Coldrin, Helingerdia, Iranthindurien und dem Hauptstadtkaiser Tenmac zerrieben zu werden. Unter diesen Deserteuren wiederum fand sich sogar der eine oder andere Irathindurianer, denn augenscheinlich waren es eintausend Soldaten aus Irathin-duriengewesen, die den coldrinischen Plünderern im Zweiten Baronat entgegengeritten waren. Minten traute seinen Augen kaum, als er in einer Rotte abgerissener irathindurianischer Deserteure ein bekanntes Gesicht entdeckte: Taisser Sildien, den weißblonden, sensiblen Falschspieler, mit dem er im Gefängnis von Kurkjavok eingesperrt gewesen war! Taissers Gesicht sah kaum weniger verzärtelt aus als damals, die Haare etwas zerzauster, das Kinn unrasierter als im Gefängnis, aber Minten erkannte ihn unverzüglich wieder.
    »Taisser? Taisser Sildien!«
    »Minten? Minten Liago!« Minten sah wegen seiner Bärenzähne und seiner breitgehauenen Nase nun allerdings ganz anders aus als früher. Welch eigentümlich verfremdetes Wiedersehen! »Was hat dich denn hierher verschlagen? Ich dachte, du bist inzwischen längst Meister des ›Inneren Zirkels‹.«
    »Ach, das ist schon so lange her, das war schon fast nicht mehr ich.«
    Wie sich herausstellte, war es Taisser nur allzu recht, der anstrengenden Gesellschaft seiner quengeligen Mitdeserteure zu entkommen. Also verließ er sie kurzerhand und schloss sich stattdessen Minten an. »Weißt du«, erläuterte er in seiner alten, schwatzhaften Art, »das waren alles einmal stramme Irathindurianer! Jeder zweite von ihnen ist unglücklich in unsere Kaiserin – jetzt übrigens schon Göttin! – verliebt. Jeder andere zweite interessiert sich mehr für Männer. Aber was will man erwarten beim Militär! Da meine Vergehen doch verhältnismäßig unbeträchtlich waren, erhielt ich die Gelegenheit, in der irathindurianischen Armee dafür geradezustehen.Leider ist unser Heereskoordinator Eiber Matutin aber ein unglaublich unfähiger Bursche. Kaum sind wir zu tausend losgeritten, um uns mit den Nebelmonstern aus Coldrin anzulegen, als sich schon die Ersten von uns zähneklappernd aus dem Staub machten. Und da ich nicht viel zu erwarten hatte, außer entweder im Kampf zu krepieren oder hinterher wieder den Boden der Zelle zu küssen, bin ich eben mitgetürmt! Mann, das waren vielleicht unangenehme Zeitgenossen. Dauernd in Furcht, und zerfressen vor Neid und Misstrauen untereinander. Ich mit meinem eigentlich sonnigen Gemüt hatte da wenig zu lachen. Und du, mein altes Schubladen besteck? Was hat das Schicksal aus dir gezaubert?«
    »Ein Nebelmonster aus Coldrin.« Minten bleckte seine Schneebärenzähne, und Taisser war dermaßen verstört und eingeschüchtert, dass er tatsächlich eine volle Stunde lang schwieg, bevor er das Unverständliche erklärt zu bekommen verlangte.
    Das ehemalige Dritte Baronat, welches nun offiziell Helingerdia West genannt wurde, glich mithin einem veritablen Tummelplatz der Menschenschläge. Zwischen übereifrigen und schludrigen Soldaten, unterwürfigen und zum Widerstand entschlossenen Bauern, Deserteuren, Flüchtlingen, Banditen, Huren, Heilsverkündern, heruntergekommenen Baronatskoordinatoren, Wucherhändlern und Landspekulanten bahnten sich Minten Liago und Taisser Sildien mit Findigkeit und Umsicht einen Weg, passierten das von prassenden Helingerdianern besetzte Äußere Schloss und schlängelten sich weiter vor Richtung Hauptschloss. Leider besaßenbeide keine Stücke und auch keinerlei andere Tauschmittel, und für ehrliche, einfache Arbeitskraft war niemand mehr imstande, etwas zu bezahlen. So knurrten ihnen die Mägen von Tag zu Tag vernehmlicher. Und schließlich, als sie an einer verhältnismäßig neuen, kriegsgewinnlerischen Schenke mit Namen Die Wildnis vorüberkamen, hielten sie es nicht mehr aus.
    »Lass uns zu Stücken

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