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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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zu Lagerfeuer und erzählte von ihrem berühmten Vater. Unter den 990 waren mehrere, die ihn sogar persönlich gekannt hatten. Immerhin war Faur Benesand einer der Koordinatoren des Sechsten Baronats gewesen, und jeder, der damals dort gelebt hatte, kannte zumindest seinen Namen und Ruf. »War ein hübscher Kerl, ja, kann man nicht anders sagen«, sagte einer, der schon im irathindurischen Krieg dabei gewesen war. Mehr war aus ihm aber nicht herauszubekommen, er druckste herum und verweigerte seine Meinung, als Marna ihn zum Erzählen auffordern wollte. Vielleicht hat Faur ihm da mals das Mädgelein ausgespannt , dachte Marna geringschätzig. Eine eher leichte Aufgabe, wenn ich mir diesen Zausel so ansehe. Als in der diesigen Morgendämmerung des sechsten Tages in siegesgewohnter Langsamkeit Tausende von Rekamelkishkriegern über die linkerhand liegenden Hügel zu branden begannen, wusste Marna Benesand unverzüglich, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hatte. Die Königin Lae I. war unter diesen Anrückenden nirgendwo zu sehen. Es handelte sich einfach nur um Ungeheuer, die auf Ungeheuern ritten. Es mussten mehr als 5000 sein.
    »Frauen und Männer!«, schrie Marna ihrem rasch aufgestellten Heer mit flatternder Stimme zu. »Dies ist die Stunde der Bewährung! Unsere Königin mag tot sein, entführt oder gefangen, aber so lange auch nur noch ein einziges Fünkchen Hoffnung blüht, dass sie am Leben sein könnte, werden wir von hier nicht weichen, denn sie sagte zu mir: Harre aus! – und ausharren werden wir, meine Lieben, meine Getreuen, bis dass der Beweis ihrer in den Nebel gefallenen Knochen untrüglich in unser aller Seelen brennt! Wir erwarten unsere schöne Königin! Da werden wir uns doch von ein paar Insekten nicht beirren lassen! Wir sind Orisoner! Wir sind Orison! Zeigen wir diesem krabbelnden, wimmelnden Abschaum aus Coldrin, dass tausend von uns weit mehr wert sind als einige tausend von denen!« Die Frauen und Männer brüllten jubelnd und fachten sich in diesem Brüllen Mut und Todesverachtung zu. Marna badete in der unverhohlenen Bewunderung ihrer Schwestern Aligia, Teanna, Zilia, Tanuya, Myta und Hazmine. Sie waren alle so hübsch – Marna wünschte sich in diesen Momenten, mit jeder Einzelnen von ihnen oder ihnen allen zusammen Liebe zu machen.
    Ein zweites Heer Insektenkrieger begann, über dierechterhand liegenden Hügel zu fluten. Noch einmal mehr als 5000. Der Anblick war erschütternd. Niederschmetternd. Gedärmerweichend. Muskulaturverwässernd.
    »Frauen und Männer!« Marna Benesands Stimme schluchzte bei jedem Umlaut. »Wir sind Helden! Wir sind Unbeugsame! Doch zur Unbeugsamkeit gehört auch, dass man den Fall der Lage nicht verkennt! Dass man nicht verblendet wird, sondern sich seiner Verantwortung stets bewusst bleibt! Wir sind Orison! Wenn wir jetzt hier fallen, kann keiner von uns mehr die Königin befreien, die vielleicht nackt und in Ketten als Sklavin missbraucht wird! Wenn wir jetzt hier fallen, fallen die Insektenmonster als Nächstes über unsere in den Bergen verborgenen Flüchtlingsfamilien her, und niemand kann sie warnen! Deshalb, meine Liebsten, meine Getreuesten – lasst uns in die saure Frucht der Schande beißen, um uns ihren süßen Saft zuzuprosten! Rückzug! In die Berge! Miiiir naaaaaach!« Die Frauen und Männer krakeelten und jubelten noch lauter als zuvor. Die Augen von Aligia, Teanna, Zilia, Tanuya, Myta und Hazmine schimmerten feucht vor Liebe, Bewunderung und Dankbarkeit. Marna spürte, wie warme Wellen ihren Leib durchpulsten. Endlich, endlich konnte sie allen zeigen, dass sie zur Anführerin geboren war! Faur Benesand würde aus dem Himmel oder von seinem hohen Eremitenberg der Menschenenttäuschung herab – oder an welchem hohen Punkt er sich jetzt auch immer aufhielt – stolz auf sie hinunterlächeln und sie segnen.
    Marna hatte ihr Pferd gerade herumgerissen, da füllte sich das Tal zwischen den Hügeln linkerhand und den Hügeln rechterhand mit einer dritten Rekamelkish-Armee,weiteren 7000 auf Ungeheuern reitenden Kriegern. Diesem mittleren Heer voran krabbelte ein grotesker Käfer mit den ungefähren Ausmaßen eines Pferdegespanns. Auf dem Rücken dieses Käfers war eine kreisrunde Balustrade angebracht, an dieser Balustrade standen die neun letzten Begleiter der Königin und winkten und lachten, und in der Mitte dieser Plattform saß die Königin Lae I. auf einem aus Knochen gefertigten Stuhl und wirkte bleich und feierlich.
    Marna

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