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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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verhielt ihr Pferd und wendete erneut. Ihre 990 Getreuen überritten sie beinahe, kamen dann aber auch ungeordnet zum Stehen.
    »Ich grüße euch!«, rief die Königin huldvoll zu ihnen hinüber. Ihre Stimme klang matt und blechern, als stünde sie unter dem Einfluss eines Zaubers. Doch dann schüttelte sie sich und machte klar, dass sie keine Gefangene war. »Ich danke euch, dass ihr hier auf mich gewartet habt.« Ob sie spottete oder es ernst meinte, war auf die Entfernung nicht zu erkennen. »Die Verhandlungen mit dem König dieses Landes waren erfolgreich. Wir haben 21 000 berittene Krieger zu unserer Verstärkung erhalten, ein Heer, das in der Lage sein wird, den Dämonen empfindliche Verluste beizubringen und den noch nicht unterjochten Menschen Orisons neuen Mut einzupflanzen. Darf ich vorstellen? Zu meiner Rechten: die erste Division unter Hauptmann Chahiddu.« Königin Lae deutete auf die Hügel, die von Marnas Blickrichtung aus linkerhand lagen. Hauptmann Chahiddu war ein Koloss, ein fetter, glatzköpfiger Bartträger, schwarzhäutig, wie alle Coldriner, und er ritt auf einer gigantischen silberfarbenen Assel, dem widerwärtigsten Tier, das Marna je gesehen hatte.
    »Zu meiner Linken«, fuhr die Königin mit ausgebreiteten Armen fort, »die zweite Division unter dem Kommando des erfahrenen Hauptmanns Dirgraz.« Vor den Insektenreitern auf den Hügeln rechterhand glitt ein schlanker, weißhaariger Mann auf einer Art Tausendfüßler von der Größe einer Bachbrücke. Der Weißhaarige lüpfte seinen absurden Helm und nickte Marna süffisant zu.
    »Und hinter mir die dritte Division unter dem Kommando des euch bereits bekannten Hauptmanns Jmuan.« Jmuan hob von seiner Gottesanbeterinnen-Spinnen-Kreuzzüchtung herab grüßend eine Hand.
    Marna spürte, dass ihre Schenkel ebenso zu beben begannen wie die Flanken ihres Pferdes. Oftmals hatte sie nun Dämonen im Angriff erlebt – unter Hugart Belischell, in der Hauptstadt und kurz vor dem Erreichen der Wolkenpeinigerberge –, aber keiner dieser Anblicke war auch nur annähernd so abscheulich gewesen wie dieses krabbelnde Heer aus Albtrauminsekten. »Die sind schlimmer als Dämonen!«, gellte es in ihr auf. »Worauf lassen wir uns hier ein? Mit welchem Dämonenschlund schließen wir hier einen Pakt?«
    Sie räusperte sich und zwang ihre Stimme zur Festigkeit. Die letzten Überreste ihrer zerbröselnden Autorität beschloss sie, durch eine Notlüge zu retten. »Wir wollten gerade losreiten, um euch voran den Weg in die Berge zu sichern, Eure Majestät! Unsere Pferde sind kaum zu bändigen angesichts so vieler …« Ihr fiel das Fremdwort nicht mehr ein, mit der die Coldriner ihre Ungeheuer bezeichneten.
    »Ja, getreue Marna«, gab die Königin ihr recht, »Pferde und Rekamelkish vertragen sich nicht. Wir werden auchin Zukunft unsere Heeresteile auseinanderhalten müssen, aber das dürfte bei entsprechender taktischer Einteilung kein Problem darstellen. Reite voraus mit deinen Tausend, Marna Benesand! Wir nehmen wieder denselben Weg zurück, den wir gekommen sind. Ich freue mich schon, Lehenna Kresterfell und unsere 27 000 Versteckten wiederzusehen und nach Orison zurückzuführen. Unser Heer hat sich verdoppelt; zählt man die Rekamelkish als eigenständige Kämpfer, sogar verdreifacht! Wir können uns freuen und erhobenen Hauptes in die Zukunft blicken. Wir holen uns unsere Hauptstadt zurück!«
    Marna Benesand sah in den schönen Augen ihrer Schwestern Besorgnis und Ekel schimmern. Doch es gab nun kein Einhalten mehr. Was um aller Welt hatten sie denn auch erwartet, wenn sie ausgerechnet in Coldrin um Hilfe ersuchten?
    Sie würden Dämonen mit Dämonen bekämpfen. Und hoffen, dass alle Dämonen sich dabei gegenseitig ausmerzten.

noch sechzehn bis zum Ende
    Die Insel Kelm schälte sich aus der aufgewühlten See, wahrhaftig eine grünere Verheißung als das karge und hässliche Rurga.
    Orogontorogon stand am Bug der Miralbra und sog die Luft durch seine feuchte Nase ein. Immer nur Salz drückte auf die Stimmung.
    »Halte den Kurs, Saukerl!«, herrschte er Blannitt an, als er bemerkte, dass der Bug in der Brandung schlingerte. »Schon wieder besoffen, was? Ich frage mich, wo du deine ganzen Vorräte versteckt hast.«
    »Und das, wo ich ausnahmsweise mal nüchtern bin!«, gab Blannitt zurück. Im Verlauf etlicher Tage auf hoher See war der Ton zwischen ihnen rauer, gleichzeitig aber auch vertraulicher geworden. »Diese Brandung ist komisch, das habe ich schon

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