Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
Vom Netzwerk:
nickte ihren Geleitschützern zu. Immerhin verlangte keiner von ihnen, mit in die Hütte zu kommen. Der Alte war kein Dämon. Das war alles, was in diesen Zeiten zählte.
    Die Königin hängte ihren schweren Wintermantel über eine mit Bast umwickelte Stuhllehne und nahm auf dem Stuhl Platz. Die Hütte wirkte innen noch winziger als von außen, die Wände schienen mit ihren Nägeln und selbst gezimmerten Regalen nach Lae zu greifen. Tanot Ninrogin bewirtete sie mit einem schon auf gut trinkbare Temperatur abgekühlten Kräutertee, einer Scheibe Brot und der mit Joghurt versetzten Buttereines vor wenigen Tagen fortgezogenen Nachbarn. »Bald werde ich auch solche Butter nicht mehr haben«, murmelte der Alte vor sich hin, während er der Königin die Brotscheibe schmierte. »Aber das ist nicht so ärgerlich. Ärgerlich ist eher, dass ich mich mit den Jahren doch wieder an Annehmlichkeiten gewöhnt habe, die ich eigentlich hinter mir zu lassen wünschte.«
    »Ihr werdet nicht mit uns in den Norden gehen?«
    »Nein. Ich bin Orisoner mit Leib und Seele. Mein Heil in Coldrin zu suchen, fiele mir im Traum nicht ein.«
    »Ihr … missbilligt also mein Vorhaben?«
    »Das steht mir gar nicht zu, meine Königin. Ich bin nur ein einfacher Schafhirte. Was hätte ich schon zu missbilligen?«
    Lae nahm das dargereichte Brot und begann zu essen, obwohl sie keinen Hunger hatte. Ninrogin war nur etwa dreißig Jahre älter als sie, also eher eine Vater- als eine Großvaterfigur, und dennoch fühlte Lae sich wie eine Enkelin. Weil Ninrogin schon Tenmac II. beraten hatte, dann Tenmac III. Politisch gesehen war Lae die übernächste Königin nach Tenmac II. , also eine Art Enkelin, wenn es denn eine einheitliche Blutlinie gegeben hätte.
    »Ich habe das nie so richtig verstanden, ehemaliger Berater Ninrogin. Weshalb habt Ihr Euch so vollständig von den Landesgeschäften zurückgezogen? Der Krieg war vorüber. Der König – unter Eurer Beratung – hatte in diesem Krieg eine gute und integre Figur abgegeben. Ich hätte Euch gerne als meinen Berater übernommen – warum soll eine Frau, die nie zur Königin erzogen wurde, nicht zwei Berater haben? Ich habe Euch das damals angeboten. Ihr wolltet nicht.«
    Tanot Ninrogin setzte sich der Königin gegenüber aufeinen Schemel. Seine von Runzeln umrankten Augen musterten sie scharf. »Weshalb habt Ihr mich aufgesucht? Meine Hütte liegt nicht auf dem Weg Eurer Flucht. Ich hätte auch abwesend sein können. Unterwegs, auf der Wanderung mit meinen Schafen.«
    »Wärt Ihr abwesend gewesen, hätte ich nichts daran ändern können. Aber Ihr seid hier. Also kann ich Euch etwas fragen.«
    »Fragt. Aber bitte etwas anderes, als weshalb ich mich zurückgezogen habe. Darauf gibt es nämlich leider keine schmeichelhaftere Antwort als: Weil ich mich zu müde fühlte zum Weitermachen.«
    »Was ist damals wirklich geschehen? Wie kam ein Dämon zur Krone des Königs? Habt Ihr sie ihm gegeben?«
    »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Nun, je mehr ich über die Ereignisse des irathindurischen Krieges nachdenke, desto weniger verstehe ich, was damals eigentlich vorgefallen ist. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie ein Dämon auf der Insel Kelm von einem meiner Soldaten getötet wurde. Aber weshalb war dieser Dämon im Besitz der Krone des Königs? Hat er den König entführt und im Gramwald verbrannt? Einige in meinem Hofstaat sind dieser Meinung. Aber ich denke manchmal …« Sie zögerte, ihre Gedanken mit einem Fremden zu teilen.
    »Ja?« Ninrogins Lächeln war nun wieder das eines königlichen Beraters. Lae musste ihm vertrauen.
    » … unser König hat sich«, sagte sie stockend, »in einen Dämon verwandelt, um die Göttin, die wohl ebenfalls ein Dämon war, erfolgreich bekämpfen zu können.«
    »Und jetzt denkt Ihr darüber nach, ob es Eure Pflicht ist, sich angesichts des neuerlichen Dämonenvorstoßes in eine Dämonin zu verwandeln, um dem Feind gebührend entgegentreten zu können.«
    Lae beugte sich in ihrem Stuhl nach vorne. »Wie war das damals? Habt Ihr dem jungen König zu einem solchen Schritt geraten?«
    Tanot Ninrogin lachte leise. »Ihr überschätzt mich, meine Königin. Ich muss mich wohl geschmeichelt fühlen. Nein. Ich wurde damals von den Ereignissen ebenso überrascht und überrollt wie Ihr jetzt.« Der alte Mann seufzte tieftönend. »Der Name des Dämons war Gäus. Er war, nach all meinen Maßstäben, ein guter König. Ein besserer vielleicht als Tenmac III.«
    »Das verstehe ich

Weitere Kostenlose Bücher