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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
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helingerdianische Armee geahndet worden, das Vierte Witercarzer Regiment wurde in Witercarz vernichtet, der anschließende irathindurische Feldzug war ein Hauen und Stechen ohne Sinn und Verstand gewesen, das Schiff, auf dem Minten, Taisser und Lae die Göttin nach Kelmbegleiteten, war gesunken. Dann war es Minten zwar gelungen, einen Dämon zu erschlagen – aber womöglich war dieser Dämon ja zu Tode erschöpft gewesen durch seinen ausufernden Kampf gegen den anderen Dämon. Vielleicht war er schwer verletzt gewesen, hatte sich sein Ende sogar herbeigesehnt – und Minten war im Grund genommen nichts anderes gewesen als ein Erfüllungsgehilfe. Was also hatte Taisser je von einem erwarten können, der alles, was er anfasste, mit Pech behaftete? War es nicht eher ein Glück, dass Minten sich weigerte mitzumachen?
    Die zweite Tendenz jedoch besagte, dass Minten Liago offensichtlich magisch war. Seine immer noch vorhandene Jugend war ein zu deutliches Indiz. Der Kampf der beiden Dämonen auf der Insel Kelm musste dort Energien hinterlassen haben, die Minten im Laufe von einundzwanzig Jahren mit jedem Tropfen Wasser, den er trank, mit jeder Frucht, die er zu sich nahm, in sich aufgesogen hatte. Oder das Töten des Dämons hatte etwas Unbegreifliches in ihn einfließen lassen, das ihn nun am Altern hinderte. Wie, fragte Taisser sich, konnte er hoffen, mit seinem kleinen, aus fünfundfünfzig wackeren Gestalten bestehenden Widerstandstrupp etwas gegen die Dämonen auszurichten, ohne dass der magische, begnadete Kämpfer Minten Liago sie unterstützte? Minten Liago, der alle Gefahren, in die das Schicksal ihn geschleudert hatte, immer auf unerklärliche Art und Weise neu gestärkt überstanden hatte?
    Wie konnte man ohne Minten Erfolg haben, aber wie mit ihm? Wie konnte man der Königin treu bleiben, indem man sich auf die schöne junge Witwe einließ, einfach nur, um ihr gerecht zu werden?
    Wie konnte man jene eigentümliche Hingezogenheit verdrängen, die Taisser schon immer für Minten empfunden hatte?
    Dies war schon kein Zwiespalt mehr, sondern eine Vielzahl von Kräften, die auf Taisser einwirkten und ihn beinahe vierteilten.
    Die Liegestützen, das Springen, der Vogelmist, das Kartenspiel und der salzige Matsch halfen dabei, ihn vom Nachdenken und Dummheitenmachen abzuhalten.

noch einunddreißig bis zum Ende
    Die Königin berührte den Rahmen der Tür, dessen Holz ebenso alt, brüchig und splitterig war wie die gesamte Hütte selbst. Dann erst klopfte sie.
    Ein Schlurfen ertönte von drinnen, ein heiseres »Einen Augenblick, bitte!«, dann Schritte, ein Aufschließen. Ein alter Mann öffnete. Er war knapp über siebzig. Bis auf einen schmalen Haarkranz war sein Haupt kahl geworden, der Bart schlohweiß und lang. Und dennoch ließen seine Gesichtszüge noch immer jene Stattlichkeit erkennen, die Lae schon in ihrer Jugend bewundert hatte.
    » … Königin Lae?« Der alte Mann blinzelte erstaunt. Die Königin war auf ihrem Ausritt vom Flüchtlingszug nicht allein gekommen. Ihre neue Beraterin Lehenna Kresterfell war selbst bei den Flüchtlingen geblieben, hatte aber darauf bestanden, dass Lae I. von fünf Uniformierten begleitet und beschützt wurde. Diese fünf hielten sich zwar nun im Hintergrund, waren für den alten Mann jedoch deutlich als berittene Schutztruppe zu erkennen. In einem Gatter nahebei blökten die Schafe. Der alte Mann war ihr Hirte.
    »Entschuldigt bitte die späte Störung«, sagte die Königin mit einer für ihren Rang beinahe schon unangemessenen Ehrerbietung. »Ich weiß gar nicht – seid Ihr über die Vorgänge im Lande überhaupt unterrichtet, ehemaliger Berater Ninrogin?«
    Der alte Mann, Tanot Ninrogin, lächelte und nickte. »Einige meiner Nachbarn sind fortgezogen, um sich Euch anzuschließen, meine Königin. Erst dadurch erfuhr ich von dem neuen Krieg. Aber kommt doch herein. Es weht ein kalter Wind. Ich kann Euch nicht viel anbieten, aber zu frieren braucht Ihr bei mir in der Stube gewiss nicht.«
    »Habt vielen Dank. Mir ist wohl bewusst, dass Ihr mit den Geschäften des Landes nichts mehr zu tun haben wollt, aber wenn Ihr mir in diesen Tagen der Bedrängnis eine halbe Stunde Eurer Zeit gewähren wolltet …«
    »Kommt jetzt endlich herein ins Warme.« In der Gegenwart dieses Mannes, der schon königlicher Berater gewesen war, als Lae noch als Kind auf Ponys ritt, fühlte sich selbst eine Königin, die seit einundzwanzig Jahren dieses schwere Amt bekleidete, unerfahren. Lae

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