Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
Vom Netzwerk:
hintereinander?«
    »Hintereinander.«
    »Und was wurde aus der Katze?«
    »Sie lebte ein gutes Leben zwischen Schnee und einem warmen Plätzchen am Kamin. Dann zwangst du uns alle in den Schlund.«
    »Aber du sprichst nur von einem kurzen Zeitraum. Was warst du vor dem Wurm?«
    »Eine Katze.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Die Katze starb. Ein Wurm fraß sich an ihrem Leichnam satt.«
    »Ahhh.« Orisons Umrisse zuckten vor Aufregung. »Du bist ein Wiederkehrer. Du bist unsterblich, Adain. Das macht dich zu jemand Besonderem. Und diesen Körper, in dem du jetzt bist, hast du erhalten, weil ich den Mahlstrom auflöste und jeder sich aus der Substanz herausnahm, was er sich greifen konnte. Du hast dich also bescheiden zurückgehalten.«
    »Ich wollte erst gar keinen Körper. Der hier wurde mir förmlich aufgedrängt. Kein anderer wollte ihn haben.«
    »Dann folge mir nach draußen, Adain. Stirb im Kriegals großer Held, und du kannst wieder als Wurm anfangen.«
    »Ach nein, lass mal gut sein. Ein Krieg ist nichts für mich.«
    »Weshalb nicht? Was hast du als Wiederkehrer zu fürchten?«
    »Nichts. Furcht ist nicht das richtige Wort. Für mich gibt es immer eine Zukunft als Wurm. Aber ich leide mit den anderen, die fallen und dann tot sind. So viel vergeudetes Leben. Wir Dämonen sind so alt, und nun töten wir uns im Kampf gegen Menschen?«
    »Wir brauchen das Land. Wir brauchen Platz. Wenn wir die Menschen nicht unterwerfen oder ausrotten, werden wir immer Gejagte sein. Wie damals, als ich keine andere Lösung mehr sah, als den Mahlstrom zu erschaffen.«
    »Aber du hast den Mahlstrom nicht erschaffen, weil das Zeitalter der Menschen begann und sie uns bejagten, als wir Einhörner, Greifen, Drachen und andere Fabelwesen waren, sondern du hast uns in den Mahlstrom gezwungen, weil wir so dumm waren, alle Lebenskraft zu verprassen. Wir starben, Orison, weil wir als Pferde unbedingt Hörner haben wollten, als Löwen unbedingt fliegen mussten und als Eidechsen unbedingt Feuer spucken. Wir waren maßlos und dumm, und nichts anderes sind wir noch immer.«
    »Wir müssen jetzt maßlos sein, denn die Menschen waren es inzwischen ebenfalls und haben das ganze Land so dicht besiedelt, dass für uns kein Platz mehr bliebe.«
    »Dann sind wir den Menschen so ähnlich, Orison, so ähnlich! Nur dass wir einst schöner waren als sie undnun hässlicher sind. Nein, lass mich hier unten im Schlund. Ich will nachdenken und meine Ruhe haben, und wenn mir etwas eingefallen ist, das weiser ist als Krieg, werde ich es dich wissen lassen.«
    Orisons Umrisse brodelten. »Bis dir etwas eingefallen ist, das weiser ist als Krieg, wird unser Krieg bereits gewonnen sein.«
    »Oder verloren.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.« Aber das entsprach nicht ganz der Wahrheit. In Orisons Ahnungen war König Turer von Coldrin ein Ungeheuer, das ihm mehr als ebenbürtig war.
    Sein Gespräch mit Adain jedenfalls war beendet. Orison beschloss, den verwachsenen Dämon nicht in den Krieg zu zwingen. Es gab ohnehin niemanden, der ihn oben im Getümmel vermissen würde, und Orison dachte sich: »Wer weiß? Vielleicht kann ein unsterblicher Grübler in der Hinterhand mir eines Tages mehr von Nutzen sein als ein weiterer Wurm, der meine Anweisungen nicht begreift.«
    Er streifte noch einige Tage in den Grundklüften des Schlundes umher und klaubte dabei alles an magischer Energie auf, was sich noch hier und dort verfangen hatte.
    Dann stieg Orison auf.
    Sein Leib war bombastisch. Er glich eher einem Berg als einem Lebewesen dieser Welt. Ein bewegliches Massiv mit Abertausenden von Tentakeln und einer Stimme, die wie das Kalben eines Gletschers klang. Getragen einzig von seiner eigenen Macht, schwebte er langsam und würdevoll nach Norden über verwüstetes Land. In seinem ziehenden Schatten sammelten sich Fliegen undAsseln. Die Spur, die sein Heer geradewegs durch das sechste Baronat gepflügt hatte, war unübersehbar. Ihr folgte er, überflog das Hauptschloss, das Innere Schloss und den Fluss Erifel. Abgesehen von Krähen und frech gewordenen Schakalen regte sich nichts mehr in den Ruinen. Nur ein paar desertierte Dämonen sah Orison durch geschwärzte Felder und zerpflückte Auen streifen, und als die Freischärler seiner gewahr wurden, warfen sie sich zu Boden und weinten um Vergebung. Orison vergab ihnen, denn er war nicht nur ihr König, sondern auch der Architekt und Vater ihrer neuen Formen. Er ermahnte sie, sich Culcahs Heer wieder anzugliedern, und

Weitere Kostenlose Bücher