Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
hineinsetzen, verstehst du mich? Du bist gescheitert, wenn die Königin die Berge erreicht!«
Orogontorogons Grinsen verbreiterte sich beinahe bis hin zu seinen Schlappohren. »Ich werde nicht scheitern. Es sei denn, Culcah braucht beim Handverlesen der 10 000 so lange, dass die Königin inzwischen auch Coldrin schon durchquert hat.«
»Er wird sich beeilen, und du kannst ihm beim Aussuchen zur Hand gehen.«
»Schon besser.« Orogontorogon nickte dem obersten Dämon lässig zu und mischte sich unters Heer, seine Mission zu beginnen.
Culcah blieb noch kurz an Orisons Seite. »Mein Herrscher, ich VERSTEHE nicht ganz. Habe ich etwas FALSCH gemacht? Ihr sagtet mir, ich solle die Menschen nach Coldrin treiben, und nun wollt Ihr deren Flucht DOCH unterbinden?«
»Mein lieber Culcah«, sagte Orison, »als ich im Schlund verblieb und meine Magie einsammelte, dachte ich noch ein wenig über Turer von Coldrin nach. Was, wenn auch er Magie einsammelt, genau wie ich? Was, wenn er stärker wird, falls wir ihm 50 000 Lämmer zur Schlachtbank führen, anstatt ihm lediglich ein paar HundertVerstreute, die wohl einfach nicht zu vermeiden sein werden, zukommen zu lassen? Ich will keinen Fehler machen, den ich später bereuen müsste. Nenne es Dazulernen, Culcah. Auch ein Orison ist imstande, seine Taktik mit der Zeit zu verfeinern.«
»Das ist selbstverständlich Euer PRIVILEG, mein Herrscher«, sagte Culcah unterwürfig. »Aber erlaubt mir noch eine letzte Frage: Weshalb schwebt Ihr nicht SELBST nach Norden und vernichtet den gesamten Flüchtlingszug mit einem einzigen Blinzeln Eures unvergleichlichen Auges?«
Orison lächelte. Das war ein seltsamer Anblick: ein lächelndes Gebilde aus Masse und verhaltener Kraft. »Auch ich verfolge einen Plan, Culcah. Es wird dich vielleicht erfreuen zu hören, dass Orogontorogons Scheitern als Teil dieses Planes durchaus wünschenswert ist. Erst danach kommt alles so ins Rollen, wie ich es mir vorstelle. Aber nun geh und mache deine Sache gut: die 10 000 schnellsten für Orogontorogons Kommando.«
»SEHR wohl, mein Herrscher!«
Die Krönung Orisons zum König Orisons war eine kurze Angelegenheit.
Es gab ein kleines Blutbad – etliche der in den Häusern gefundenen bettlägerigen Menschen und eingesperrt gewesenen Tiere wurden geschlachtet, miteinander verrührt und zur allgemeinen Erbauung und Erfrischung über die Stufen des Königsschlosses ausgegossen. Danach gab es eine Art Fanfare, die mehrere Dämonen mit ihren Schnäbeln und trompetenförmigen Schildpattauswüchsen erzeugten. Danach hielt Culcah eine kurze Rede, in der er Orison als den einzig berechtigtenKönig des von ihm gestalteten und nach ihm benannten Landes bezeichnete. Danach setzte Orison sich selbst eine Krone aus glattpolierten Koordinatorenknochen auf das schwelende Haupt und nahm auf einem Thron Platz, den er eigenhändig aus Trümmern aufgeschichtet und zusammengerammt hatte. Die Dämonen jubelten, verbeugten sich und riefen: »König!« mit Stimmen, die so unterschiedlich waren wie das Gekreisch wilder Tiere in einem urwüchsigen Wald.
»Ihr wart nur mein Herrscher, jetzt seid Ihr mein KÖNIG«, schmeichelte Culcah, und erhielt dafür ein beifälliges Nicken.
»Dämonen!«, rief der neue König anschließend mit donnernder Stimme. »Das Land hat sich in Jahrhunderten der Schwäche an die Menschen gewöhnt. Es gibt ihnen Weizen und Roggen zu fressen und Wasser und Reben zu saufen und glaubt, sie zu lieben! Doch das Land ist nun unser! Lasst das Land also spüren , dass es unser ist! Lasst es wehklagen und jammern und uns mit seinen Tränen ergötzen! Erst, wenn sein Wille gebrochen ist, wird das Land sich uns hingeben und uns lieben und sich nach uns verzehren, heißer und dankbarer als jemals zuvor!«
Die Dämonen jubelten speichelnd und brüllend.
Die Fanfare ertönte abermals.
Es begann ein Freudenfest, bei dem erneut einige Hundert Dämonen ums Leben kamen.
Ihr König lachte und tanzte in den Kratern, die seine Schritte in den Boden brachen.
noch neunundzwanzig bis zum Ende
Am Anfang war der Ritt nach Süden für den Bänkelsänger Leldist Laanebrugg und seine Begleiterin Naona Ickard durchaus eine Verbesserung gegenüber dem Flüchtlingszug. Sie konnten nun ununterbrochen auf eigens für sie bereitgestellten Reittieren sitzen, sie waren den weitgehend widerwärtigen Ausdünstungen der Masse entkommen und hatten ausreichend Proviant und Platz, um sich ungehindert fortbewegen und – wann immer
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