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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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heran. Die Einfassung der Tür bildete ein Nadelöhr, durch das beständig Gefangene drängelten, und Adain war bereits dahinter. Auch hatte Gilgel keine Waffe und Adain deren gleich zwei. Er spürte Verzweiflung in sich und Verantwortung. Er konnte sehen, dass jetzt alles schieflief, dass der Dämon sie alle zur Schlachtbank führte, dass sein eigener Name ihn verhöhnte, aber es gelang ihm nicht, dagegen anzugehen. Seine mahnenden Worte verpufften im jauchzenden Gedränge. Man hielt den Propheten nun, wo sich die Gegebenheiten mit Licht angereichert hatten, für einen Narren. Er wollte sich die Maske abnehmen, um ihnen menschlicher zu erscheinen, aber es ging nicht. Er trug sie nun schon so lange, dass sie an seinem von Hautunreinheiten übersäten Gesicht wie festgesogen war.
    Hinter der Tür war ein Gang. Von dort stürmten Adain Beschnittene entgegen, aber es waren nur zwei. Vielleicht waren es ursprünglich drei gewesen, die den langweiligen Auftrag hatten, den Kerker der Übermüdeten zu bewachen, und einer von den dreien rannte jetzt durch die Straßen und gab Alarm. Aber das spielte keine Rolle. Die zwei hielten nicht lang, und die Steuerfrau Zimde sowie eine ihrer untergeordneten Steuerfrauen schwenkten nun Perlmuttklingenschwerter in den Händen und krakeelten Aufmunterungen nach achtern.
    Am Ende des Ganges gab es eine leere Wachstube. Dahinter eine Tür ins Freie, die halb offen stand, weil der Alarmgebende es sehr eilig gehabt hatte, aber es wäre auch unnötig gewesen, diese Tür zu verschließen. Wenn die Gefangenen bis hierher gekommen waren, kamen sie auch noch weiter.
    Hinter der Tür herrschte Sonnenlicht.
    Die Gefangenen beschirmten ihre Augen und ächzten wie Wesen, die im Tag verbrannten.
    Adain nahm sich einen Moment Zeit, um nachzudenken. Von ihren hausfräulichen Besorgungsgängen durch die Stadt wusste sie, wo die Kirrer die zehn kriegserbeuteten Miralbras abgestellt hatten. Irgendwie schien es ihr folgerichtig, dass die Befreiten, die auf Miralbras gekommen waren, auch wieder auf Miralbras davonfuhren. In ihrer Vorstellung fuhren die Entkommenen im Kreis. Alle Menschen bewegten sich immer im Kreis, genau wie alle Dämonen. Bis es jemanden gab, der einen Einschnitt vornahm. Orison, der Dämonenkönig. Oder jener andere König, der zwar kein Dämon war, aber dafür dunkel und schön: Paner Eleod.
    Adain sprach nicht, sie winkte mit kreisendem Arm. Die Meute der verklebten Entkräfteten folgte der nackten Erscheinung. Gilgel arbeitete sich nach vorne und erblickte mehrere Tote, die in der Nähe des Durchbruchloches mitten auf der Straße herumlagen. Die übrigen Gefangenen waren zu lethargisch oder zu schwach, um einen solchen Umweg in Kauf zu nehmen. Gilgel jedoch hatte plötzlich die Wahl zwischen mehreren Schwertern. Er nahm gleich drei, denn der Dämon trug zwei. Gilgel wollte nicht von vorneherein im Nachteil sein.
    Durch die Straßen, zwischen den Häusern pflanzten sich gellende Alarmrufe fort. Es war ähnlich wie an dem Tag, als die Miralbras angekommen waren und ihr herausforderndes Banner in den Sand gepflanzt hatten. Kirr rüstete sich für einen Angriff. Diesmal aus dem Inneren.
    Überall gerieten Menschen in Bewegung.
    Die Prozession der Ausgezehrten bewegte sich währenddessen auf die Kirrer Sanddocks zu.
    Beschnittene griffen diese Prozession an, später auch einfache Dockwächter. Die Beschnittenen versuchten es zuerst zu zehnt. Geblendet, weniger von der Sonne als von Adains Nacktheit, fielen sie unter den wuchtigen Bewegungen von Die Stimme und Das Schweigen . Danach versuchten sie es vereinzelt, insgesamt sechs von ihnen. Das war noch widersinniger, als es zu zehnt zu versuchen und dabei zu scheitern, aber die Blendung setzte möglicherweise irgendetwas in ihren Gehirnen ein oder aus. Sie waren bescheiden erzogen worden und hatten bescheiden gelebt. Eine Haltung wie die Adains zu verarbeiten war ihnen nicht möglich. Es war nicht nur die Nacktheit. Es war auch, dass eine Frau kämpfte und tötete und siegte, denn die Beschnittenen waren nur Männer.
    Gilgel schob sich an Koaron vorüber nach vorne. Der Junge wollte ihn ansprechen, aber er war sich gar nicht sicher, ob dies noch Gilgel oder bereits ein Gespenst Kapitän Renechs war. Oder etwas ganz anderes, etwas, von dessen Existenz selbst Frentes nie erzählt hatte.
    Im Rücken der wankenden Entkommenenhorde ballte sich ein schlagkräftiges Heer zusammen, mehr als 170 Mann. Voraus erstreckten sich die Sanddocks. Weit

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