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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Kameraden aus dem Heer, Liago . Seitdem gibt es in Aztrivavez, bei den Verwaltern der Südküste also, einen Liago- Kult. Sie bilden Dämonentöter aus. Dämonen erkenner . Dämonen bewacher . Dämonen ausrufer. Ich bin einer von ihnen und trage deshalb den vollständigen Namen Gilgel Liago. Auch genannt: die zehnte Umdrehung.«
    »Weshalb die zehnte Umdrehung?«
    »Weil neun Umdrehungen zum Stillstand führen und die zehnte alles wieder neu erschafft. Das ist eine alte Geschichte, nicht weiter wichtig. Wichtig ist, dass ich zu akzeptieren lernen musste, dem Dämon unterlegen zu sein. Ich kann nicht gegen ihn bestehen, weil ich zu sehr … menschlich bin. Aber Ihr, König, seid anders. Ihr seid nicht von hier. Euch haben die Nebel Eurer schrecklichen Heimat geformt. Ihr und ich gemeinsam können die verfluchte Bestie zur Strecke bringen!«
    Zum ersten Mal zeigte sich auf dem Gesicht des Königs eine Art Lächeln. »Coldrin ist nicht schrecklich«, korrigierte er. »Wir hatten dort schon immer Landschaften voller Blüten und Pracht, und jetzt, wo euer Land nur noch aus Asche besteht, könnt ihr euch wohl erst recht nicht mehr mit uns vergleichen.«
    »Und dennoch seid Ihr hierhergekommen.«
    »Ja. Weil die Katastrophen, die ihr hier in eurer Maßlosigkeit entfesselt, sich selbstverständlich auch auf Coldrin auswirken. Früher zogen unsere Vögel im Winter zu euch in den Süden. Nun getrauen sie sich das nicht mehr oder kehren nicht zurück. Also entsandte man mich, um nach dem Rechten zu sehen. Mein Name lautet eigentlich nur Paner. Der Zusatz Eleod bedeutet Kundschafter .«
    Auch Gilgel lächelte nun und wagte es, auf den König nicht nur mit dem Finger zu zeigen, sondern diesen Finger auch noch tadelnd zu schütteln. »Ihr seid gerissen, ihr Coldriner. Der Kundschafter als König, das zeugt von Stärke. Aber ihr seid keinesfalls unschuldig an dem, was sich hier ereignet hat. Wir Liagos kennen die Überlieferung. Auch damals, beim zweiten Dämonenkrieg, habt ihr einen König entsandt. Sein Name war Turer. Und die Folge seines Hierherkommens war die Große Weiß-Sagung.«
    Der König nickte vergebend. »Aber bei mir ist das anders. Ich sagte ja, ich war kein König, als ich aufbrach. Ich wurde es erst hier. Ein Coldriner kann in eurem Land kaum etwas anderes werden als ein Gesetzesgeber und ein Herrscher.«
    Gilgels Augen strahlten vor ehrlich empfundener Bewunderung. Endlich stand er jemandem gegenüber, der begreifen konnte, was alles auf dem Spiel stand. »Nehmt mich mit Euch«, bekräftigte er noch einmal. »Ich werde Euch helfen, die Fährte des Dämons zu verfolgen.«
    König Paner Eleod dachte nur noch kurz nach. Seine Gedanken kreisten dabei vor allem um die Insekten, mit denen man in seiner Heimat paktierte. »Also gut.« Zu den Bediensteten gewandt sagte er: »Gebt diesem Mann seine angestammte Kleidung wieder. Wir brechen unverzüglich auf.«
    Die aus drei Räderseglern bestehende Flottille des Königs orientierte sich zuerst an der nicht zu übersehenden Fährte, die die Kirrer Verfolger hinterlassen hatten. Sie fuhren mitten in das Mattschwarz der Nacht hinein. Niemand an Bord fürchtete die Dämonen der Wüste. Etwas Schrecklicheres als diese war in ihre Mitte gekommen. Die Gespenster verblassten vor diesem Hintergrund.
    Nach Mitternacht wurde voraus ein schwankendes Licht sichtbar. Es handelte sich um einen Einhandsegler, der nach Kirr zurückkehrte, um dort Meldung zu machen.
    »Wir haben die Gefangenen eingeholt und sie an Ort und Stelle Bescheidenheit gelehrt«, gab die schweißnasse Botin Auskunft. »Es gab Widerstand, aber verhältnismäßig schwachen. Unsere Schiffe sind noch damit beschäftigt, die Leichname der Aztrivavezer so zu bestatten, dass ihre Überreste der Wüste sinnvoll zugeführt werden können. Dann werden die Schiffe nach Kirr zurückkehren. Unsere Verluste sind nicht der Rede wert.«
    Der König nickte düster. Das Problem mit der Rache war ein schwieriges, das ihn schon lange beschäftigte. In der Litanei hieß es: »Ich verzichte darauf, das Leben eines Menschen zu nehmen«, aber es hieß eben auch: »Es sei denn, dieser Mensch greift mich an und übergibt somit sein Leben in meine Hände.« Unbestreitbar hatten die Aztrivavezer die Kirrer sogar zweimal angegriffen: einmal aus der Wüste heraus und dann, nach der Gefangenschaft, noch mal aus dem Unterleib der Stadt. Der König, der für die Litanei verantwortlich zeichnete, konnte nicht finden, dass der Kommandeur der

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