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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Verfolgertruppe die Bescheidenheit nachlässig interpretiert hatte. »Und es ist niemand entkommen?«, erkundigte er sich deshalb lediglich.
    »Einige haben versucht, zu Fuß zu fliehen. Aber auch sie ereilte die gerechte Lektion.«
    »Und war irgendwo eine Frau zu sehen, die zwei schwarze Klingen führte?«
    »Vergebt mir, dass ich mich einmische«, sagte Gilgel, indem er neben den König glitt. »Aber ich vergaß wohl zu erwähnen, dass der Dämon nicht mehr die Gestalt einer Frau trägt, sondern nun als er selbst erscheint. Dennoch braucht Ihr Euch nicht weiter zu erkundigen. Er war nicht unter den Flüchtenden, sonst wäre das Gemetzel in der Wüste ganz anders verlaufen.«
    »Wo ist er dann?«, fragte der König mit halb nach hinten gewandtem Gesicht.
    »Die breite Fährte der Verfolger hat alles verwischt. Außerdem ist es Nacht. Wir müssen den Punkt, an dem er sich abgesetzt hat, verfehlt haben.«
    Der König sprach noch einmal die Botin an: »Fehlte denn ein Schiff? Ist eines mehr aus Kirr entkommen, als von euch aufgebracht wurde?«
    Die Botin wechselte die Gesichtsfarbe, das war selbst im Dunkeln deutlich zu erkennen. »Einige von uns waren überrascht, ja, dass es nur drei waren. Aber es fanden sich nirgendwo Spuren …!«
    »Und du kommst hierher und meldest deinem König Vollzug, wenn in Wirklichkeit gar nichts beendet wurde?«
    Sie verfärbte sich noch weiter. Ihre Knie begannen, weich zu schlackern. Doch bevor sie etwas hervorbringen konnte, gab der König ihr Halt, indem er ihr Kinn mit den Fingern seiner Rechten sanft aufrichtete. »Du kannst nichts dafür. Du befolgst deine Befehle. Euer Kommandeur hat einen Fehler begangen, aber euer König wird diesen Fehler ungeschehen machen. Gilgel Liago?«
    »Ja?«
    »Was meinst du: Liegt der Punkt, an dem der Dämon ausbrach, vor uns in Richtung des Eingeholtwerdens oder hinter uns in Richtung Kirr?«
    »Hinter uns, würde ich schätzen. Ich glaube nicht, dass der Dämon viele Stunden lang mit Flüchtenden gemeinsame Sache macht.«
    »Also fahren wir zurück und fächern uns auf, zweihundert, dreihundert Schritt weit. Sie wussten, dass sie verfolgt werden, und sie werden sich nicht endlos Zeit genommen haben, ihre Spur zu verwischen.«
    Im frühen Morgengrauen, als die Dünen im unwirklichen Schein eines sich nähernden Tages zu glimmen begannen, fanden sie die abweichende Räderfährte der Miralbra Liv .
    Der König verließ sogar sein Boot und berührte die einsame Spur mit beiden Händen, knüllte den Sand zusammen und ließ ihn sich zwischen den Fingern entrinnen. Es sah aus, als sei er zornig, aber Gilgel erschien es eher, als bereite er sich auf etwas vor, halte Zwiesprache, führe ein Ritual durch, lese Zeichen und hinterließe auch welche.
    Während die Botin in ihrem Einhandsegler nach Kirr weiterfuhr, um dort die Kunde vom erfolgreichen Niederschlagen der Massenflucht zu verbreiten, machten sich die drei schnellen Segler mit einem König und einem Dämonentöter an die Verfolgung des Letzten seiner Art.

XII
    Gesetzlos
    Von der Ostküste aus, wo sie sich in den grünen Fluten die Flechten und Verkrustungen der langen Kerkerhaft von den Leibern geschrubbt hatten, bis zu den Witercarz-Bergen war es nicht sehr weit. Aber das erklärte Ziel der Miralbra Liv , die Stadt Witercarz selbst, verbarg sich im Norden des metallisch schimmernden Gebirges. Deshalb war die gesamte Besatzung mit Ausnahme ihres grünlichen Kapitäns besorgt wegen der knapp bemessenen Vorräte.
    Adain hatte in einer der Kajüten einen bescheiden weißen, schmucklosen Umhang gefunden und trug diesen nun, um seine Mannschaft nicht unablässig mit seiner Unmenschlichkeit zu konfrontieren. Es war schon bezeichnend genug, dass er nicht zu trinken und auch nicht zu essen brauchte. Ihm genügte es zu atmen. Die Luft der winterlichen Wüste war gesättigt mit den Ausdünstungen des Absterbens. Das war kein Geruch, den eine Nase hätte wahrnehmen können. Das war schon eher ein philosophisches Destillat, eine Essenz des Scheiterns, Vergehens und Am-Gedeihen-gehindert-Werdens. Adain sog dabei in sich auf, wie vor 210 Jahren alles unvermittelt zum Erliegen gekommen war. Nicht nur alles Leben, sondern auch alle Ideen, Wünsche und Ziele. Er empfand dieses Aroma als gleichzeitig unangenehm und angenehm. Immerhin hatte es damals auch seinesgleichen dahingerafft. Aber das Land war gereinigt worden. Es beherbergte jetzt nur noch Geister, Nachwehen und zwölfbeinige Mistkäfer, die kuriose Kulturen

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