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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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sterben.
    »Weiter geht’s, ihr Schlafmützen«, weckte Adain sie gut gelaunt.
    »Proviant?«, erkundigte sich Koaron undeutlich und verschlafen.
    »Nichts. Uraltes Fleisch und Bäume aus Kohle.«
    »Was machen wir dann?«
    »Weiter. Nach Norden. Zegwicu.«
    »Ohne Proviant?«
    »Ohne, jawohl.«
    »Werden wir wenigstens … Wasser haben?«
    Adain betrachtete den Himmel. Weit im Norden, dort, wo ihr Ziel lag, ballten sich die Wolken zu einer schiefergrauen Wand. Dies war nicht das Wolkengebirge, das von hier aus eher hell hätte erscheinen müssen. Dies war etwas anderes, Näheres, Finsteres. »Gut möglich, dass wir ein Gewitter bekommen«, sagte sie gedehnt, »dann sind wir diese Sorge los. Schon mal mit einem Kleinboot mitten durch ein Gewitter gesegelt, mein Junge?«
    »Noch nie. In der Wüste muss man achtgeben, dass der Mast nicht vom Blitz getroffen wird. Eigentlich sucht man bei einem Gewitter Schutz zwischen Felsen oder sehr hohen Dünen.«
    »Wir haben aber keine Zeit für Versteckspiele. Wir fahren nach Zegwicu, um etwas zu essen aufzutreiben. Also hurtig. Bring uns in den Wind und los!«
    Koaron dachte nicht lange darüber nach, etwas einzuwenden. Bakenala war nun Adain, und Adain war nicht nur seit einigen Tagen Kapitän, sondern auch immer schon Dämon.
    Seufzend lenkte Koaron das Segel in den trockenen Atem des Windes und ließ das Beiboot von ihm erfassen.

XIV
    Wenn Dinge explodieren
    Den gesamten Rest dieses Tages segelten sie dem dräuenden Gewitter entgegen. Koaron musste alle seglerischen Verrichtungen eigenhändig erledigen, denn Adain hatte sich zu Voy begeben und versuchte, mit ihr zu sprechen. Sie konnte spüren, dass Voys Lebenskraft im Begriff stand, diesen so einnehmenden und jungen Leib zu verlassen, und Adain wurde angesichts dieser unmittelbar bevorstehenden Vergeudung zusehends von Traurigkeit und Mitleid ergriffen. So unbarmherzig sie vor den Toren von Witercarz gewesen war, so sehr erfüllten die Offenheit der Wüste und die Erinnerungen an den Geburtssaal der singenden Stadtruine sie wieder mit Gefühlen.
    »Hör mir mal zu, Voy. Kannst du mich verstehen? Ich kann nachvollziehen, dass es dich ekelt, das Fleisch von Uthlen zu verzehren. Ich habe ihn getötet und ihm keinerlei Wahl zugestanden, ob er uns als Nahrung dienen möchte oder nicht. Möglicherweise war das falsch von mir. Oder zumindest verfrüht. Aber es lässt sich nicht mehr rückgängig machen, sosehr ich es mir auch wünschen würde. Das siehst du doch sicher ein?«
    Voy nickte schwach, verwundert darüber, dass die zur Mörderin verzerrte Bakenala sich überhaupt die Mühe machte, mit ihr zu reden.
    »Gut, wenn du das einsiehst, dann siehst du sicherlich auch ein, dass Uthlens Tod umso mehr einen Sinn hat, je mehr wir alle davon profitieren. Indem du sein Fleisch so beharrlich verweigerst, machst du seinen Tod sinnloser.«
    Voy schüttelte energisch den Kopf. Es war wie ein Krampf. »Ich … habe ihn … nicht … umgebracht. Du … kannst mir nicht … die Schuld … zuschieben.«
    »Das will ich ja auch gar nicht. Ich will dir ja nur klarmachen, dass er tot bleibt, ob du jetzt verhungerst oder nicht. Dein Sterben ändert nichts und hilft auch niemandem. Es ist eine Geste, die Uthlens Andenken schmälert, denn du verschmähst ihn.«
    »Ich … verschmähe nicht sein … Andenken, ich verschmähe es nur, ihn zu … fressen, als wäre ich ein Tier.«
    »Aber was ist verwerflich daran, wie Tiere zu handeln? Sie versuchen nur zu überleben. Menschen sollten auch versuchen zu überleben. Sonst sind sie noch dümmer als Tiere.«
    Zitternd und mit weiß zusammengekniffenen Lippen schüttelte Voy den Kopf, immer und immer wieder. Adain gab auf.
    Aber eine halbe Stunde später gesellte sich die Kapitänin wieder zu der Sterbenden.
    »Und wenn ich dir etwas von meinem eigenen Fleisch anbieten würde? Ich würde auf meinen linken Arm verzichten für dich.«
    Voy war sehr verwirrt. Sie konnte nicht wissen, dass Adains Bindung an ihren Wirtskörper nicht sonderlich innig war, weil der Dämon im Bedarfsfall jederzeit in der Lage war, diesen gegen einen anderen einzutauschen. Gegen Voys zum Beispiel, der noch jünger war als Bakenalas.
    »Wie … könnte ich … Euer Fleisch fressen, Kapitänin?«
    »Oh, ich würde es dir doch freiwillig geben und gerne! Ganz wie in dieser Litanei, die Koaron immer wieder brabbelt. Wie ging die noch mal, Koaron?«
    » Ich verzichte darauf, das Leben eines Menschen zu nehmen, es sei denn, dieser

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