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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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konnte sich noch nicht alles zusammenreimen. Aber sie verstand nun, dass es eine verborgene Ordnung gab unter all dem Chaos. Dass sie selbst, Paner Eleod und vielleicht auch noch andere wichtige Rollen zu spielen hatten in einem Geschehen, das in der Senke von Zegwicu seinen Anfang genommen hatte und womöglich dort auch enden musste.
    Sie begriff, dass selbst der Aztrivavezer Fürst Glengo Dihn und sein Schamane Dereiferer, die sie beide niemals für voll genommen hatte, ein erstaunliches Wissen besaßen. Denn es ergab Sinn, dass sie diese Ruine zur »Verbotenen Mitte« erklärt hatten. Wenn die Sammler bis hierher vordrangen, würden sie in ihrer Gier alle Heranwachsenden und sämtliche Bürger entweder sofort niedermachen oder aber mindestens verschleppen und versklaven. Dann wäre der Nachschub an Wüstendämonen für alle Zeiten unterbunden. Jemand aus Aztrivavez, vielleicht der Fürst in jungen Jahren, Dereiferer höchstpersönlich oder sogar der hochgerühmte Blannitt selbst musste seinerzeit das Land bereist und diesen Geburtssaal in der ehemaligen Hauptstadt gefunden haben. Und dann beschlossen haben, die gesamte Gegend mit einem Tabu zu verhängen, damit die Bewohner seiner Stadt auch weiterhin etwas zu sammeln und zu tun hatten, gleichgültig, wie sinnlos diese Beschäftigung im Grunde war.
    Also erfüllte auch dieses Sammeln seinen Zweck. Es zwang dämonische Kämpfer in den Dienst von Aztrivavez und erhielt dadurch den Konflikt gegen die Bescheidenen aufrecht. Der Konflikt gegen die Bescheidenen wiederum hinderte den König Paner Eleod daran, sich zur Ruhe zu setzen, und machte ihn langsam stärker, denn der Krieg führte ihm Lebenskraft und Wüstendämonen zu.
    Adain musste lächeln, so komplex und verwirrend war das Ganze. Sie zweifelte nun nicht mehr, dass der schöne König aus Coldrin der Schlüssel zu allem war. Womöglich würde sie mit ihm, mithilfe von Bakenalas Leib, eine neue Dämonendynastie ins Leben rufen können. Aber ob das wirklich im Sinne des großen Plans war oder nur eher ihren eigenen Wünschen entsprach, würde sich noch weisen müssen.
    Auf jeden Fall war ihr nun klar, dass ihre Ahnung von Anfang an richtig gewesen war: Ihr eigentliches Ziel lag in der Senke von Zegwicu. Von wo aus die Große Weiß-Sagung ihren Anfang genommen hatte. Und wo vielleicht der seltsame, hilflos wirkende Notplan des Landes, dieses mühselige Bestellen des weißen Nichts, in eine neue, versöhnliche Ära münden konnte.
    Eine Zeit lang beobachtete sie noch die Tätigkeit der Bürger . Alle Bewegungen waren geschwind, und dennoch rempelten die Bürger niemals gegeneinander. Wie eine Tanzgruppe, in deren Bewegungsabfolgen jeder Schritt seinen Platz hatte. Geister, die Gespenster züchteten. Hatten die Aztrivavezer nicht auch eine Sekte, die für Samen und Besamungen zuständig war? Vielleicht gab es bei den Bescheidenen auch etwas Entsprechendes. Vielleicht wurde überall in diesem totgefegten Land daran gearbeitet, der winterlichen Wüste zumindest die Illusion eines Frühlings abzutrotzen.
    Adain musste sich losreißen. Seit sie die Oberfläche betreten hatte, war ihr noch keine Handlung untergekommen, die so sinnstiftend gewirkt hatte wie diese hier in der Ruine der Tausend Schreie.
    Sie begab sich nach draußen, wo es wieder lauter wurde, wo das Klagen des Windes wieder zur Vielstimmigkeit anschwoll. Über eine steinerne Wendeltreppe, die nun falsch zentriert und abschüssig war wie ein von Riesen zerkneteter Kreisel, tastete sie sich nach unten in die verflüssigt und erstarrt wirkenden Gassen zurück. Ähnlich wie in Witercarz war der Weg schwer zu finden, aber diesmal lag es nicht daran, dass die Stadt sich verformte. Diesmal lag es daran, dass es zwar etliche begehbare Ebenen, aber keine zueinander führenden Winkel mehr gab.
    Auf einem größeren Platz, der die ungefähre Form eines Krebses hatte, fand sie zu ihrer Überraschung einen alten Bekannten wieder: Es war der Gäus, den Koaron und seine Gefährten unter Kapitän Renech bekämpft hatten, als Adain ihnen zum ersten Mal begegnet war.
    Der Gäus hatte sich verfangen. Noch immer hingen die Fesselungsschnüre an ihm; ein Beiboot der längst verloschenen Miralbra Vii , rot mit grünen Verzierungen, schaukelte unter einer seiner sechs Achselhöhlen, und mehrere Harpunen steckten in seinem unfarbigen Leib – eine davon sah aus, als wäre sie aus Glas geblasen. Die schwarzen Stacheln, die den Leib des Gäus konturierten, waren im Laufe der Zeit

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