Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
zurück in Adains Achselhöhlen, in ihren Nabel, ihre vielfältigen Genitalien. Diesmal spürte sie es als Schmerz. Je größer der Dämonengeist wurde, desto mehr Gewalt tat er ihr an, wenn sie ihn in sich aufnahm.
Der Spuk war vorüber. Da das Ungeheuer in sich zusammengefallen war wie eine schlecht montierte Bühnendekoration, beruhigte man sich in der Stadt wieder und sprach von »Luftspiegelung« und »Sinnestäuschung«, aber auch von einem »Zeichen« und »Wunder«. Hunde wurden in den kommenden Tagen mit für sie ungewohntem Respekt behandelt.
Dereiferer kniete noch immer. Er war nicht der Fürst, es machte ihm nichts aus, dass man ihn so sah. Seine Stimme klang, als zertrete man Muscheln. »Und du kannst ihn … kontrollieren? Auch in einem Kampf?«
Adain schlenderte zu ihm hin und setzte sich zu ihm, als wären sie beide am Strand ganz allein. »Ich denke, schon. Er wird seine Grenzen haben. Vielleicht wird er übermütig. Oder wütend, wenn man ihn angreift. Aber wenn ich aufpasse, kann ich ihn, denke ich, wieder in mich nehmen, bevor er der falschen Seite Schaden zufügen kann.«
»Und was ist er? Er sieht aus wie ein Gott!«
»Ein Gott hat keine Herrin. Ich aber bin seine Herrin.«
»Und was verlangst du? Dafür, dass du ihn uns mitgibst und somit mitkommst auf unseren nächsten Feldzug?«
»Nichts, was Ihr Euch nicht leisten könntet.«
»Nenne den Preis.«
»Ich will eine Nacht mit Euch und eine mit dem Fürsten.«
Dereiferer schwieg lange. Dann krächzte er: »Das grenzt an Blasphemie.«
Adain lächelte. »Seid Ihr eifersüchtig? Dann verzichte ich auf den Fürsten. Ich will nur Euch. Aber zweimal.«
Deseiferers Stirn und Oberlippe begannen schweißig zu glänzen. »Einverstanden.«
»Und noch eine Kleinigkeit.«
»Ja?«
»Ein neues Kommando für meinen alten Freund Renech. Mit seinen angestammten Leuten. Nur eben ein neues Schiff.«
»Das lässt sich einrichten. Die Miralbra Liv ist nagelneu und soll morgen vom Stapel laufen.«
»Perfekt. Dann sind heute und morgen die beiden erwählten Nächte.«
Dereiferer spürte, wie auch seine Achseln und seine Handinnenflächen sich mit einem feuchten Film überzogen. »So sei es.«
Kapitän Renech hatte Freudentränen in den Augen, als Adain lächelnd an ihm vorbei Richtung Förderkorb ging.
Tibe und Jitenji waren von den zurückstürzenden Wogen ganz durchnässt. Sie hielten sich beinahe unbewusst aneinander fest und starrten auf das grünglimmende Meer hinaus, als könnten ihre Fähigkeiten des Steuerns ihnen jene Insel offenbaren, nach der schon seit zwei Jahrhunderten alle sich sehnten, die aber noch niemand gefunden hatte.
Die Dunkelheit senkte sich in jener Nacht tief auf Aztrivavez hinab. Es gab nur wenige öffentliche Lichter auf schmalen Plätzen und vor Verwaltungsgebäuden. Die meiste Helligkeit sickerte aus Fenstern, halbgeöffneten Türen und einigen Fackelstellen in den Gatterdocks.
Die Fenster der bescheidenen Gemächer Deseiferers waren mit schweren, dunkelblauen Stoffen verhängt. Der Schein unterschiedlich gefärbter Öllämpchen blieb zwischen Wänden und Decke gefangen wie die Ingredienz einer hochkomplexen Versuchsanordnung, die auf keinen Fall entweichen durfte. Regale voller Bücher flackerten milde im Schein. Tische voller Bücher. Stapel von Büchern selbst auf dem teppichgedämpften Fußboden.
Zwischen diesen Stapeln jedoch zuckten Schatten und Leiber.
Adain, nackt, schleuderte den ebenfalls nackten Berater des Fürsten gegen eine Wand. Dereiferer hatte einen Ledergurt um den Hals und wurde von Adain gleichzeitig knurrend stranguliert und röchelnd umhergewirbelt. Sein Fleisch klatschte nass gegen Mörtel, wimmernd und stöhnend glitt Dereiferer zu Boden und wurde sogleich wieder hochgerissen. Adain nahm ihn sich brutal von hinten. Dereiferer schrie vor Schmerz und Scham und Lust. Noch nie war ihm dergleichen widerfahren, und das verzerrte sein Gesicht zu einem totenähnlichen, starren Grinsen.
Als sie mit ihm fertig war, schmiss Adain ihn wieder wie angewidert gegen eine Wand. Dereiferer rührte sich nicht, er war zu tief beglückt und betete aus sich heraus in sich hinein. Aber als er sich mit tränenversehrtem Blick zu rühren wagte, peitschte ihn Adain ausgiebig mit dem herausgerissenen Lesebändchen eines riesigen religiösen Folianten.
In Ekstase begann der Berater Verse zu rezitieren. Seine Stimme war dünn und zittrig wie etwas, das bis zum Zerreißen überspannt war.
»Und der allherrschende,
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