Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
Schuss gehaltenen Körper; deshalb betrug der Anteil der Frauen und Mädchen in der freudig erregten Menge wie üblich mehr als zwei Drittel. Sie waren zu bescheiden , um ihm Blumen oder sogar Kränze zuzuwerfen, aber sie lächelten, und ihre Augen strahlten, sodass das Licht der Fackeln verstärkt zurückgespiegelt wurde.
    In der Mitte des Platzes stand beinahe unbeachtet der Große. Er war ungebunden und unverringert. Wenigstens neun Mannslängen hoch ragte er in den flammenfarbenen Abendhimmel. Sein Leib war spindeldürr und von mattgolden pulsierender Farbe, die Proportionen die eines mageren Menschen, die Augen in dem nasenlosen Gesicht groß, melancholisch und aufwärtsgewandt, dem Himmel zu, wo die ersten leuchtenden Städte sich zu definieren begannen. Von dem Riesen ging keinerlei Bedrohlichkeit aus, obwohl er inmitten all dieser Menschen stand, umringt von lärmenden Kindern und Greisen. Der Große war freiwillig gekommen wie vor ihm schon viele Mannshohe, einige davon sogar in Gruppen.
    Der Zeremonienmeister und die den König begleitenden Beschnittenen blieben zurück. Paner Eleod betrat allein und unbewaffnet die Mitte des weiten Platzes. Langsam löste der Große seinen Blick vom Himmel und schaute auf seinen Gegner hinab.
    Nun begann die Menge zu verstummen. Atemlose Anspannung machte sich breit.
    Der König streifte sein Büßergewand ab und warf es hinter sich. Darunter war er vollkommen nackt. König der Bescheidenen . Kein Zierrat, keinerlei Schmuck verfremdete seinen Körper. Die Damen im Publikum seufzten wohlgefällig. Einige jüngere Mädchen kicherten. Die Jungs und Männer jedoch nahmen unbewusst Haltung an. Der König diente ihnen allen als Vorbild körperlicher Zucht.
    Der Zeremonienmeister machte ein paar Schritte auf den Platz, sammelte das Büßergewand ein und beeilte sich dann, wieder aus dem Kampfradius herauszukommen. »Möge das Ritual beginnen!«, intonierte er mit singend klarer Stimme. Dann hielt er das Gewand des Königs an eine Fackel, sodass es Feuer fing und aufloderte.
    Paner Eleod glitt an den Großen heran, zwischen dessen Beine hindurch, berührte ihn an den kaum wahrnehmbaren Fußknöcheln. Der Große schien zu erwachen. Er nahm eine kämpferische Haltung ein und drehte sich ein wenig unbeholfen dem nun hinter ihm stehenden König zu. Dabei machte er ein Geräusch, das wie ein Trillern und Zirpen klang. Auch dieses Geräusch klang nicht bedrohlich. Es erinnerte eher an sehr weit entfernten morgendlichen Vogelgesang.
    Paner Eleod schlüpfte erneut zwischen den nun neu aufgestellten Beinen hindurch. Diesmal sprang er dabei ein wenig in die Höhe und berührte beide Fußknöchel deutlich fester als beim ersten Mal. Der Große musste sich abermals umdrehen, wollte er den König im Blick behalten. Nun beugte sich der Irathindur herab, um den König zu fassen zu bekommen, doch der war schon wieder zwischen den goldgelben Füßen hindurch auf die andere Seite gewechselt.
    Der Große konnte nicht Schritt halten. Die Menge quittierte jedes Durchschlüpfen ihres Königs mit einem Laut, der wie »Eeooh!« klang. Dabei handelte es sich um ein von der Vielzahl der Stimmen erodiertes »Eleod«.
    Neunmal wechselte der König solcherart die Seite. Der Große folgte ihm jedes Mal, doch meistens war Paner Eleod schon wieder nach hinten entwischt, wenn sich der Große ihm endlich zugewandt hatte. Dreimal hatte der König zuletzt nur noch einen der nun weiter voneinander entfernt stehenden Knöchel berühren können. Nach der neunten Unterquerung schließlich riss er dem Irathindur die linke Fersensehne heraus.
    Das »Eeooh!« der Menge wurde heiserer, andächtiger.
    Es sah aus, als würden Sand und Staub flimmernd und farbenwechselnd beiseitegerupft und zerflattern. Darunter quoll öliger Rauch hervor und ein beinahe betäubender Duft nach Schneeglöckchen. Eine junge Frau in der Menge, die besonders empfindsam auf Gerüche reagierte, sackte ohnmächtig gegen ihren Begleiter. Andere Schaulustige schnupperten begeistert mit gebreiteten Nasenflügeln und lachten sich gegenseitig an.
    Durch den Irathindur lief ein Zittern. Doch er blieb noch stehen, verlagerte sein Gewicht nun mehr auf den rechten Fuß. Es war nicht zu erkennen, ob er im eigentlichen Sinne Schmerzen verspürte. Sein Gesicht blieb ausdruckslos. Obwohl er körperlich einem ins Vielfache potenzierten Menschen entsprach, schien er einer ausdruckslosen Statue ähnlicher.
    Der König wechselte nun seine Position vor dem Riesen, und

Weitere Kostenlose Bücher