Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
die Sanddocker und die Vertilger gerne so einiges angefangen, aber Daegren wachte wie eine Habichtsmutter über ihre halbflügge, vielgestaltige Brut. Da sie an Bord nicht kämpfen konnte – selbst wenn der Kapitän es erlaubt hätte, der Platz war einfach nicht ausreichend, es lohnte sich also nicht, es auf eine Kraftprobe mit dem störrischen alten Esel ankommen zu lassen –, verlegte sie sich stattdessen darauf, ihren Untergebenen das Singen beizubringen. Wenn man zusammen singen konnte, so glaubte sie, war man auch in der Lage, aufeinander achtzugeben und sich gemeinsam im Kampf zu bewähren. Also bat sie die sechs in ihrer Kohorte vertretenen Berufsgruppen um Vorschläge, was man denn gemeinsam anstimmen konnte. Unzüchtige Trinklieder kamen selbstverständlich nicht infrage. Schließlich sollten die Moral und der Heimatstolz gehärtet werden. Die Hundert Hoffnungslosen Balladen disqualifizierten sich ebenfalls, da man alles, was mit dem Begriff »hoffnungslos« in Zusammenhang stand, auf einem Feldzug nicht gebrauchen konnte. Wie sich herausstellte, waren die vier vom stehenden Heer die einzigen, die so etwas wie eine Zusammengehörigkeitshymne aufzuweisen hatten.
    Zuerst klang das von ihnen intonierte
     
    Wir halten gegen, wir halten stand
    Kommt die Gefahr von See oder Land
    noch sehr zaghaft. Besonders das Wort »Gefahr« klang so zittrig, dass den beiden Nachtwächtern und auch den Residenzgardisten deutlich mulmig wurde. Aber Daegren ließ nicht locker. Wieder und wieder ließ sie das Lied anstimmen, und schließlich gellte es dreißigkehlig und trotzig in den unablässigen Regen hinaus:
     
    Wir halten gegen, wir halten stand
    Kommt die Gefahr von See oder Land
    Zwischen dem Grün und dem gleißenden Weiß
    Führ’n wir im Herzen den Treuebeweis
    Aztriiiiiivavez
    Aztriiiiiivavez
    Schmuckstück der Küste
    Südlicher Schatz
    Aztriiiiiivavez
    Aztriiiiiivavez
    Verteidigte Ehre
    Am göttlichsten Platz
    Drachen der See und Dämonen der Wüste
    Piratengezücht von der Ketzerküste
    Stürme von Wogen, Stürme von Sand
    Wir halten gegen, wir halten stand
    Aztriiiiiivavez
    Aztriiiiiivavez
    Schmuckstück der Küste
    Südlicher Schatz
    Aztriiiiiivavez
    Aztriiiiiivavez
    Verteidigte Ehre
    Am göttlichsten Platz
    In den Nächten, wenn die Flottille vor Anker ging, weil die Besatzungen der Schiffe nicht ununterbrochen segeln und steuern konnten, hallte dieses Lied von der nur spärlich beleuchteten Miralbra Liv zu den anderen Miralbras hinüber, und es war in der dritten Nacht die Miralbra Xli , von der ein deutlich tiefer gestimmter Kontergesang zurückwehte:
     
    In Aztrivavez, Aztrivavez
    Aztriva-veeeez
    gibt es der grundverschiedenen Arten viel
    der Menschen, von denen wir Sammler uns nenn’n
    denn niemand kann schnell wie ein Rollschiff renn’n
    wir haben die Weiß-heit unter dem Kiel
    die Weiß-heit unter dem Kie-i-i-iel
    In Aztrivavez, Aztrivavez
    Aztrivavivavivavez
    mag man uns verlocken, wie es gefiel
    man mag uns verführen mit Korallenzuschlag
    doch wir schleudern den Mastschatten tief in den Tag
    denn wir haben die Weiß-heit unter dem Kiel
    die Weiß-heit unter dem Kie-i-i-iel
    In der Wüste Weiß, der Wüste Weiß
    der Wüste, Wüste, Wüste Weiß
    reiten wir Segel gleich funkendem Hufenspiel
    es folgen uns Große und Mannshohe auch
    denn Schnelligkeit ist unser zweitliebster Brauch
    und wir haben die Weiß-heit unter dem Kiel
    die Weiß-heit unter dem Kie-i-i-iel
    In Aztrivavez, Aztrivavez
    dem herrlichen Aztrivavez
    fühlst du dich zum Sammler berufen mit Stil
    lass dir sagen, es ist keines Schwächlings Los
    denn wir haben weder Sonne noch Wasser zum Trost
    doch dafür die Weiß-heit unter dem Kiel
    die Weiß-heit unter dem Kie-i-i-iel
    In der Wüste Weiß, der Wüste Weiß
    den vielen, vielen Wüsten Weiß
    die die Welt uns schuf zum Ziel
    der Gott, der uns Leben gab, wusste es schon:
    wir sammeln den Staub dem Staub zum Lohn!
    und haben die Weiß-heit unter dem Kiel
    die Weiß-heit unten drunter unter unserem Kieeeeeeeeeel!
    Es ergab sich ein interessanter Wechselgesang, weil zuerst nur Gilgel, Bakenala und Glai, dann aber auch Jitenji, Zemu, Koaron und Kapitän Renech es sich nicht nehmen ließen, das Lied aufzugreifen und miteinzustimmen. In den letzten beiden Strophen sangen Daegrens Soldaten zumindest die jeweils beiden Schlusszeilen, die sie als wiederkehrend begriffen hatten, gutgelaunt mit. Was dann wiederum zur Konfusion führte, weil die allerletzte Zeile eben doch in Rhythmus und

Weitere Kostenlose Bücher