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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Kiefer auf den Rand ihres Eimers und war sofort tot. Der Schiffsarzt der Miralbra Xlix kämpfte noch drei Stunden lang um das Leben des jungen Unglücksraben, aber gegen Abend erlag auch dieser seinen schweren inneren Rissen. Auf einen einzigen Schlag hatte die Flottille zwei Mitglieder ihrer Besatzung verloren, und die Miralbra Xlix ihr glücksbringendes Schiffsmädchen. Darüber hinaus fehlte jetzt ein Sammler beim Segeldienst – es war, als wären gleich vier Personen auf einmal gestorben. Dieser Unfall war umso tragischer, als es sich bei dem Feldzug um ein Angriffsunternehmen handelte, und die eigentlichen Kampfhandlungen nicht nur noch gar nicht begonnen hatten, sondern auch überhaupt noch kein nennenswerter Feind in Sichtweite war.
    Die Flottille ging vor Anker und bestattete die beiden ersten Todesopfer des Unternehmens, wie es sich für Sammler gehörte: Sie wurden aufrecht im Hang einer Düne vergraben, die Gesichter trotzig in Richtung des nächsten Sonnenaufgangs. Kapitän Aiut sprach ein Gebet, das der Kapitän der Miralbra Xlix dann noch um ein paar persönliche Anekdoten ergänzte. Dann ging es weiter, fort von dem Doppelgrab und den Erinnerungen daran, bis das Dunkel der Nacht ein Fahren in dermaßen ungeläufigem Gelände nicht mehr ratsam erschienen ließ.
    Am zehnten Tag der Fahrt näherte sich die Flottille vorsichtig der Ruine des ehemaligen Hauptschlosses des ehemaligen Fünften Baronats. In den Karten wurde diese Ruine als »Hauptschloss Fünf« bezeichnet, die noch weiter östlich sich befindenden Überreste des ehemaligen Äußeren Schlosses als »Außenschloss Fünf«. Andere derartige Ruinen waren nirgends in der Wüste gefunden worden. Vielleicht gab es nur noch diese beiden.
    Die Ruinen waren unumstrittenes Bescheidenen gebiet. An ihnen entlang konnte man von Cer und Tjet aus direkt bis in die Verbotene Mitte vorstoßen. Und da Dereiferer vermutete, dass die Bescheidenen tatsächlich solche Vorstöße durchführten – zu welchem gottlosen Zweck auch immer –, galten die beiden Ruinen als Vorratslager mit Trinkwasserbrunnen. Ein lohnendes Zwischenziel also für eine Angriffsflotte, deren Schiffe dermaßen überladen waren mit Soldaten, dass die Trinkwasserzuteilungen bereits wenige Tage nach dem letzten Regen rationiert werden mussten.
    Die Soldaten dreier Miralbras sollten die Ruine angreifen, insgesamt also neunzig Mann. Aiut, als Kapitänskommandant des gesamten Feldzuges in den Kampfplanungen unterstützt von dem auf seiner Miralbra stationierten Präpositus Tornhir als Armeekommandant, wollte kein Risiko eingehen.
    Wie sich herausstellte, war die Ruine mit sechs Bescheidenen besetzt. Die neunzig Angreifer kamen sich in den verwinkelten Räumlichkeiten eher gegenseitig in die Quere, es kam sogar zu Verwundungen, als Angehörige des stehenden Heeres und der Dockswächter begannen, aufeinander einzuprügeln. Die sechs Bescheidenen brüllten während der gesamten Eroberung dermaßen laut um Hilfe, dass man ihr klägliches Geschrei auch auf den draußen wartenden sieben noch vollbemannten Miralbras hören konnte. Aber nach einer halben Stunde etwa erstarb das letzte Schreien in einem feuchten Gurgeln, und der Allerletzte der sechs, des Schreiens schon gar nicht mehr mächtig, stürzte sich von der höchsten, während der Weiß-Sagung zum ausgezackten Mahnmal zerborstenen Zinne in die Tiefe.
    Die Ruine war erobert. Die Verwundeten wurden versorgt und vor allem beruhigt, damit sie nicht noch weiter aufeinander losgingen. Am Abend dieses Tages gab es Wasser satt für alle, es durfte auch gewaschen und übermütig herumgeplanscht werden, und aufgrund der allgemein wiedergewonnenen Nässe kam es auf mehreren Schiffen zu Unzüchtigkeiten, an denen nicht nur – aber auch – die Schiffsmädchen beteiligt waren.
    Die folgenden und abschließenden beiden Tage der Reise waren die gefährlichsten, denn nun galt es, kreuzenden Bescheidenen seglern unter allen Umständen aus dem Weg zu gehen, damit die Stadt Kirr nicht frühzeitig gewarnt werden konnte.
    Beim ersten Mal wich die Flottille einem solchen Segler aus, als dieser noch lediglich als Staubirritation am Horizont auszumachen war. Es hätte anstatt eines Seglers auch ein Großer sein können oder ein Rudel Mannshoher, aber man ging auf Nummer sicher und verbarg sich hinter Dünen, die Schiffe schräg am Hang, damit die Masten und Segel nicht ganz so hoch in den Himmel ragten und doch noch über den Dünenkamm hinweg verräterisch sichtbar

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