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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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selbst, als er noch ein Kind gewesen war. Sie hatte ihn nur nicht erkannt, denn er hatte sich sehr verändert. Sein Kopf, sogar seine Augenbrauen waren geschoren, seine Gesichtszüge hager und entschlossen »Du bist Heln, nicht wahr? Tsesins Sohn?«
    »Du kennst Tsesin?«
    »Dies war sein Schiff. Beziehungsweise: Dies ist das Nachfolgerschiff seines Schiffes. Aber wir alle hier sind mit ihm gesegelt. Ich kenne dich noch, als du ein Knabe warst. Ich bin Tibe, Tante Tibe, weißt du denn nicht mehr?«
    Auf letztere Bemerkung schien der Beschnittene nicht eingehen zu wollen. »Und wo ist er jetzt? Auf dem Schlachtfeld?«
    »Nein. Er ist ums Leben gekommen. Vor wenigen Tagen erst. Im Kampf gegen einen Gäus, der plötzlich seine Stacheln von sich sprengte. Es tut mir leid, Heln, dass ich keine besseren Neuigkeiten für dich habe. Wir konnten nichts mehr für deinen Vater tun.«
    Im Gesicht des Beschnittenen vermischten sich Traurigkeit und Trotz zu einem vielsagenden Ausdruck. »Mein Vater war ein Narr, der seinen Irrweg bis zum Ende gehen wollte. Ich habe versucht, ihm beizubringen, dass der König Liebe bedeutet. Liebe und Verständnis für das Land und sein schreckliches Erbe. Aber er wollte nicht hören. Er wollte lieber Beute machen, anstatt Buße zu tun. So, wie ihr alle Räuber seid, anstatt die uns Menschen zugemessene Demut zu üben.«
    »Was habt ihr mit uns vor?«, unterbrach Jitenji das Gespräch.
    Heln musterte sie beide von oben bis unten. »Ihr seid Steuerfrauen. Steuerfrauen müssen sterben.«
    Tibe schluckte. »Aber das Schiffsmädchen hat nie jemandem etwas zuleide getan. Und Bakenala: Schau sie dir an. Sie könnte eine gute Frau sein für einen von euch.«
    Jetzt lächelte Heln wieder. »Du hast mich falsch verstanden. Als Steuerfrauen müsst ihr sterben. Aber das bedeutet, ihr könnt als Dienerinnen wiedergeboren werden, wenn ihr nur euer leuchtendes Gewand ablegt und in einem Ritual eure Bußfertigkeit beweist.«
    »Ich weiß nicht, ob ich als Dienerin leben möchte«, sagte Tibe stolz.
    Heln nickte ihr zu. »Du solltest es zumindest einmal ausprobiert haben. Sterben kannst du hinterher immer noch.« Zu seinen Männern gewandt sagte er: »Führt die vier ab. Den Koch müssen wir töten, er wird sonst immer Unruhe bringen. Durchsucht danach das Schiff, ob sich noch ein Mann verbirgt. Falls ihr noch eine Frau findet: gefangen nehmen.«
    Zwei der Sammler fesselten Tibe, Jitenji, Bakenala und Voy mit sich seidig anfühlenden Tüchern und brachten sie von Bord. Der andere Beschnittene ging mit zwei Mann unter Deck.
    Von dort erklang dann das Zerschmettern von Geschirr, wütendes Schreien und Heulen, Poltern und Krachen, Klirren von Klingen, irres Gelächter, das Klappern von Töpfen und Pfannen, das Zerschellen von Schüsseln und Tassen, weiteres Wutgeheul, Stille, dann ein reißendes Poltern, ein furchtbarer Schrei, das Bersten von Krügen und Glas, und dann war es endlich vorbei.
    Glai und Koaron wanden sich durch abwechselnd trockenen und nassen Sand näher an die Stadt heran. Hinter ihnen war noch immer Schwerterklirren und Ächzen und Röcheln zu hören. Irgendwo schien auch noch ein Mannshoher herumzuspuken und Stoffe mit seinen Krallen zu zerreißen. Glai schaute sich mehrmals um, damit sie nicht von hinten überrumpelt wurden, und einmal hielt sie inne.
    »Da ist Adain«, sagte sie zu Koaron, der nur müde den Kopf in die Richtung drehte, ohne irgendetwas sehen zu können. Er schielte noch immer, diesmal mit nach oben verdrehten Augäpfeln. »Keiner traut sich an ihn heran. Er sieht beinahe gelangweilt aus. Soll ich versuchen, ihn auf uns aufmerksam zu machen? Mit ihm als Geleitschutz kämen wir sicher bis zur Mauer. Aber andererseits zieht er zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Wir sollten das nutzen, dass alle zu ihm hinschauen. Weiter, so können wir ihnen entkommen.«
    Koaron sagte etwas, das wie »Weißwein« klang. »Was?«, fragte Glai. »Was hast du gesagt?«
    »Wo ist Voy?«
    »Sie ist an Bord, mein Junge. Weit weg von hier. In Sicherheit. Ich frage mich viel eher, wie es Gilgel und Bechte ergangen ist. Ich fürchte fast, die beiden sehen wir nicht wieder.«
    »Wo ist Voy?«
    »In Sicherheit. In Sicherheit. Komm jetzt. Nur noch hundert Schritt.« Es waren noch zweihundert, aber das konnte Koaron ohnehin nicht beurteilen. Durch eine langgestreckte Düne gegen Beobachter aus der Stadt abgeschirmt, arbeiteten sie sich weiter vorwärts und verließen langsam das besudelte Terrain, das vor der

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