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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Arme aus. Äleuis war sich nicht sicher, aber sie vermeinte am Horizont einen kreuzförmigen Riesen zu sehen, der in sich einen kreuzförmigen König trug. Dann verwischten die größeren, rötlichen Konturen und zogen sich zu denen des Königs zusammen.
    Paner Eleod glitt wie auf einer Woge aufwärts strömender warmer Luft abwärts, bis seine nackten Füße den Sand berührten. Der große Rote war nun in ihm und kleidete ihn von innen mit seinem weichen Fell aus. Dennoch nahm der König sein Gewand wieder auf, als er zu der Einhandseglerin zurückging. Er wollte das Mädchen nicht in Verlegenheit bringen.
    »Wir müssen noch weiter«, sagte er. »Meinst du, du schaffst die Strecke bis nach Kirr?«
    »Der Wind weht günstig, mein König. Und wo er das nicht tut, werde ich ihn zu bändigen wissen.«
    So fuhren sie weiter und fuhren die ganze Nacht hindurch und auch noch den größten Teil des kommenden Tages.
    In jener Nacht unternahm Glai einen verzweifelten Versuch, einen Segler zu stehlen.
    Der Plan ergab keinen Sinn, denn Glai konnte kaum noch laufen oder stehen, und Koaron konnte überhaupt nichts mehr. Selbst wenn man einen Segler vor sie beide hingestellt und gesagt hätte: »Hier, ein Geschenk«, hätten sie das nicht nutzen können. Aber ihr fiel nichts anderes mehr ein. Wozu hatten sie denn sonst überlebt? Wenn sie sich jetzt ergaben, wurden sie entweder erschlagen oder in Gefangenschaft verfrachtet. Das hätten sie ja auch früher und einfacher haben können.
    Sie kroch auf dem Bauch in die Stadt. Ihr verwundetes Bein fühlte sich dabei an, als würde es abreißen. Die Lichtkreise der wenigen Fackeln mied sie, als seien sie glühend heiß. Es waren nur ein paar Bescheidene unterwegs, und dennoch musste Glai sich mehrmals auf ihren Sinn für entfernte Vibrationen verlassen, um Passanten ausweichen oder sich rechtzeitig in Hauseingänge drücken zu können.
    Schließlich fand sie tatsächlich eine kleine Schar von Einhandseglern, die zwar nicht bewacht wurden, allerdings alle vorbildlich angekettet waren. Als sie die Stabilität dieser Ketten prüfte, spielten ihr die Erschöpfung, die Schmerzen und der eigene Blutverlust einen Streich: Sie interpretierte die Ketten, las sie als Speichelfäden zwischen den Lippen Liebender, als Schmuck um den Hälsen betuchter Aztrivavezer Kurtisanen, als Symbole irgendeiner geheimen Art von Unfreiheit, als Querverbindungen zwischen Dingen, die voneinander getrennt waren, von Rechts wegen jedoch zusammengehörten, als auseinandergespreizte Buchstaben einer lange verloren gegangenen Schrift, als silberfarbenes Klirren von unglaublich reinem Klang, und zwei Beschnittene griffen sie auf, als sie versonnen an den Ketten lauschte, während sie ihnen wieder und wieder jenes wunderschöne silberfarbene Klirren entlockte.
    Als man sie forttrug, war sie noch geistesgegenwärtig genug, Koarons Versteck zu verraten, denn ohne ihre Hilfe und ihren Beistand würde der arme Junge spätestens am folgenden Tag elendiglich verdurstet oder verblutet sein.
    Koaron wurde gefunden und zu Glai in den sogenannten Ketzerkerker verbracht, in dem sich auch Gilgel, Tibe, Jitenji, Voy, Bakenala und sechsundfünfzig weitere überlebende Aztrivavezer befanden, überwiegend weibliche Sammler von den Schiffen, aber auch einige wenige Kampfteilnehmer, die sich – so wie Gilgel – in den Augen der Bescheidenen ausgezeichnet hatten.
    Adain wartete die ganze Nacht hindurch, dass sich etwas ereignete. Sie spürte keine echte Müdigkeit, kein Schlafbedürfnis, jedoch ein sehr quälendes Unwohlsein, das möglicherweise auf die Ungelöstheit ihrer Situation zurückzuführen war.
    Sie verstand nicht, weshalb Orogontorogon von ihr weggelaufen war. Sie verstand nicht, nach welchen Regeln die Menschen das Ende einer Schlacht definierten. Sollte sie in die Stadt gehen und dort weiterkämpfen? Bis wann? Bis sie alle Bescheidenen erschlagen hatte? Aber warum? Sie hatte ja gar nichts gegen die Bescheidenen . Sollte sie überlaufen auf die Seite der Sieger? Aber das kam ihr unlauter vor. Wenn sie sich an gar nichts hielt, nicht einmal an Absprachen, was unterschied ihr Dasein dann noch vom sinnlosen Umherwirbeln im Dämonenschlund? Und hatte sie denn nicht die Ruhe und das Studieren danach sehr viel mehr zu schätzen gewusst als die Haltlosigkeit und das unermessliche Kreisen?
    Sollte sie sich zurückziehen aus dieser Schlacht, die Ruine der Tausend Schreie in der Verbotenen Mitte aufsuchen und sich dort verbergen, von

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