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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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allen Menschen und Geistern verlassen? Aber mit den Menschen sein, singen und trinken, mit den Menschen Liebe machen war so viel interessanter, als die ganze Zeit über nur auf sich selbst und auf Überliefertes zurückgeworfen zu sein.
    Die Dunkelheit barg tausend Fragen und keine Antworten.
    Der Sonnenaufgang tauchte das Schlachtfeld in bizarres Rosa. Die weit aufgerissenen Augen der Geschlachteten bekamen einen schweinefarbenen Schimmer.
    Am Vormittag setzte Adain sich hin, um die müden Beine auszuruhen. Sie ließ auch das Kinn auf die Brust sinken und döste. Küstenvögel umkrächzten sie und balgten um Augäpfel und andere köstliche Weichteile.
    Um den Mittag herum wurde es sehr heiß. Fliegen schwirrten umher, und aus den ersten Leichen brachen Maden hervor und wimmelten blindlings durcheinander. Adain betrachtete diese Geschäftigkeit der Niedrigsten mit großem Interesse. Auch diese Wesen besaßen Lebenskraft und ein Ziel, auch wenn es ausschließlich aus Fressen und Überleben bestand. Aber wozu dienten Fressen und Überleben? Gewiss nicht einer Vorstellung von Glück, wie ihr die Menschen hinterherjagten. Die niederen Wesen kannten kein Glück, höchstens das Erhalten der Art, das vielleicht – wenn überhaupt – eine vage Befriedigung verschaffte. Aber das Erhalten der Art war ein höheres Prinzip, eines, das jenseits des persönlichen Daseins lag. Maden hatten also ebenfalls einen Glauben. Und ihr Glaube war nicht einfach nur eine abstrakte Vorstellung, sondern ein klar formulierter Wille.
    Adain fühlte sich einsam, denn ihre Art war ausgestorben. Unwiderlegbar war sie die letzte der Dämonen.
    Sie legte sich hin, abgekämpft von der Abwesenheit eines Kampfes. Die Stimme und Das Schweigen fühlten sich unbarmherzig schwer und leblos an.
    Die Sonne zog über ihr dahin durch einen Himmel, der den ganzen Tag über auf Wüste und Meer hinabschaute. Auf Weiß und auf Grün. Wäre das Land fruchtbar gewesen und von Gräsern wogend, wäre es ebenfalls grün erschienen. Wäre das Meer von einem Sturmwind aufgewühlt, würden die Gischtkronen der Wellen es weiß färben. Alles war eins und nur unterscheidbar durch die Stille.
    Die Sonne wanderte. Die Leichen um Adain herum verharrten, begannen aber aufzubrechen und übel zu riechen. Adain wunderte sich, dass die Kirrer nicht damit begannen, die Toten zu verscharren, um Fliegenplagen und Krankheiten abzuwenden. Aber womöglich war sie der Grund. Ein Dämon, der noch immer ungeschlagen auf dem Schlachtfeld lauerte. Der ignoriert wurde, für vielleicht weitere 210 Jahre.
    Gegen Abend erst hörte sie das Knirschen eines Seglers. Er kam nicht aus Richtung der Stadt, sondern aus dem Süden. Seine beiden Fahrer waren ganz weiß von unterwegs angelagertem Staubsand. Und dennoch erkannte Adain den König Paner Eleod sofort. Nicht nur, weil er dunkler war als alle anderen Menschen bislang. Sondern auch in sich selbst. Dieser – endlich – war ihrer würdig.
    Sie erhob sich und lächelte.
    Der König sah eine flachbrüstige Frau vor sich, deren Gesicht außergewöhnlich schön war. Ihre Waffen waren schwarz und ehrfurchtgebietend. Sie stand inmitten von Leichen, und er fragte sich, ob sie diese alle ganz allein erschlagen hatte. Kirrer und Aztrivavezer und sogar ein paar Wüstendämonen, alle wild durcheinander. Er ging langsam auf sie zu, lächelte ebenfalls und nahm einem halbierten Beschnittenen ein Perlmuttklingenschwert aus der Hand.
    Adain deutete eine Verbeugung an. »Ich frage mich, ob Ihr Euch vorstellen könntet, mich zu Eurer Königin zu machen. Es wäre die einzige dieser Situation angemessene Vorgehensweise.«
    Paner Eleod erwiderte die Verbeugung. »Eine Königin wie dich könnte kein Thron dieser Welt tragen.«
    Adain ließ sich nicht anmerken, dass diese Zurückweisung sie verletzt hatte. »Und wenn wir beide einfach fortgingen? Irgendwohin, wo keine Verantwortung zu schultern wäre und keine Erinnerungen mehr uns belasteten?«
    »Einen solchen Ort gibt es nirgends. Überall liegt Verantwortung.«
    »Und wenn ich …?«, begann sie, aber dann begriff sie, dass ihre Suche nach einer Lösung ein Zeichen von Schwäche war, und sie ärgerte sich über sich selbst. Mit gerunzelter Stirn nahm sie ihre Waffen hoch, zur Deckung wie auch zur Abschreckung. »Ach, mein König, lasst uns aufhören zu reden und es einfach tun.«
    Er lächelte, nickte und griff an.
    Seine Bewegungen waren schneller als die anderer Menschen.
    Adain riss Die Stimme hoch, und das

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