Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
so?«, fragt sie, ohne sich darum zu kümmern, dass Berger alles mitbekommt.
    »Wie habe ich dich denn behandelt?« Lucy lässt sich wieder auf dem Wohnzimmersofa nieder und bedeutet Scarpetta, sich neben sie zu setzen. »Komm. Du auch, Jaime.«
    »Nur, wenn du es ihr erzählst«, erwidert Berger. »Ansonsten will ich mit diesem Gespräch nichts zu tun haben.«
    »Was sollst du mir erzählen?« Scarpetta nimmt neben ihrer Nichte Platz. »Was, Lucy?«
    »Vermutlich hast du gehört, dass Rocco Caggiano angeblich in Polen Selbstmord begangen hat«, verkündet Berger.
    »Ich hatte heute noch keine Gelegenheit, Nachrichten zu hören«, antwortet Scarpetta. »Entweder war ich am Telefon oder im Flugzeug oder im Taxi. Und jetzt bin ich hier. Was meinst du mit angeblich?«
    Lucy starrt schweigend auf ihre Füße. Berger steht auf der Türschwelle zum Wohnzimmer und sagt ebenfalls kein Wort.
    »Du warst tagelang verschwunden, und niemand wollte mir verraten, wo du steckst«, beginnt Scarpetta leise. »Warst du in Polen?«
    Nach einer langen Pause hebt Lucy den Kopf. »Ja, ich war da.«
    »Gütiger Himmel«, murmelt Scarpetta. »Angeblicher Selbstmord«, wiederholt sie dann.
    Lucy berichtet ihr von dem Hinweis auf die ermordeten Journalisten, den Chandonne ihr brieflich hat zukommen lassen. Sie erklärt, er habe ihr auch mitgeteilt, wo Rocco sich aufhielt. Zu guter Letzt erzählt sie ihr von der roten Meldung.
    »Rudy und ich haben ihn in dem Hotel aufgespürt, in dem er immer übernachtet, wenn er in Stettin seine schmutzigen Geschäfte abwickelt. Als wir die rote Meldung erwähnten, wusste er sofort, was sie für ihn bedeutete. Das Ende. Denn ganz gleich, ob er nun verhaftet worden wäre oder nicht, hätten die Chandonnes dafür gesorgt, dass er nicht mehr lange lebt.«
    »Und deshalb hat er sich umgebracht«, stellt Scarpetta fest und sieht Lucy forschend in die Augen.Ihre Nichte antwortet nicht. Berger verlässt den Raum.
    »Interpol hat die Information ins Netz gestellt«, meint Lucy, etwas zusammenhanglos. »Die Polizei geht von einem Selbstmord aus.«
    Scarpetta ist vorübergehend beruhigt, wenn auch in erster Linie, weil sie nicht die Kraft hat weiterzubohren.
    Sie klappt den Aktenkoffer auf und zeigt Lucy den Brief von Chandonne.
    Ihre Nichte geht zu Berger ins Arbeitszimmer. »Bitte, komm zurück«, fordert sie sie auf.
    »Nein«, entgegnet Berger. Ihr Blick ist enttäuscht und vorwurfsvoll. »Wie kannst du sie belügen?«
    »Das habe ich nicht getan.«
    »Du hast ihr etwas verschwiegen. Die ganze Wahrheit, Lucy.«
    »Später. Zur richtigen Zeit. Chandonne hat ihr geschrieben. Du musst dir den Brief ansehen. Da tut sich etwas wirklich Merkwürdiges.«
    »Worauf du Gift nehmen kannst.« Berger steht vom Schreibtisch auf.
    Sie kehren ins Wohnzimmer zurück und betrachten das Schreiben und die Umschläge, die in Schutzhüllen aus Plastik stecken.
    »Dieser Brief ist ganz anders als der, den ich gekriegt habe«, stellt Lucy fest. »Meiner war in Druckbuchstaben geschrieben und ist nicht auf dem normalen Postweg gekommen. Wahrscheinlich hat Rocco ihn für ihn aufgegeben. Rocco hat viel Post für ihn verschickt. Aber warum hat Chandonne mir und Marino in Druckbuchstaben geschrieben?«
    »Wie sah das Papier aus?«, erkundigt sich Scarpetta.
    »Es war aus einem Notizblock. Liniert.«
    »Das Papier aus dem Gefängnisladen ist billiger weißer Achtzig-Gramm-Standard, wie die meisten von uns es auch im Drucker benutzen.«
    »Wenn die Briefe an Marino und mich nicht von ihm stammen, von wem dann?« Lucy fühlt sich benommen. Ihr Gehirn ist überlastet und verweigert die Arbeit.
    Auf der Grundlage der Informationen in dem Brief, den sie erhalten hat, hat sie Rocco Caggianos Tod geplant. Als sie und Rudy ihn im Hotelzimmer gefangen gehalten haben, hat er den Mord an den Journalisten nie ausdrücklich gestanden. Lucy erinnert sich, dass er geflucht und die Augen zur Decke verdreht hat - seine einzige Reaktion. Allerdings weiß sie nicht genau, was er damit sagen wollte. Sie hat keine Beweise dafür, dass sich die von ihr an Interpol geschickten Informationen mit der Wahrheit decken. Ihr Beitrag genügte zwar für eine Verhaftung, aber nicht zwangsläufig für eine Verurteilung, da Lucy die Tatsachen ja gar nicht kennt. Hat Rocco sich wirklich einige Stunden vor ihrer Ermordung mit den beiden Journalisten getroffen? Und selbst wenn - war er tatsächlich derjenige, der sie erschossen hat?
    Lucy ist für die rote Meldung

Weitere Kostenlose Bücher