Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
will? Da ist doch nichts dabei.«
    »Vielleicht solltest du es mal bei ihrer Nichte probieren. Die ist eher in deinem Alter. Sehr attraktiv und blitzgescheit. Aber die ist vermutlich eine Nummer zu groß für dich. Außerdem ist sie mit einem Typen hier, auch wenn sie nicht im selben Zimmer geschlafen haben.«
    »Wann lerne ich sie kennen? Heute Abend? Kochst du uns was? Oder gehen wir ins Boutin’s?«»Was ist bloß los mit dir?«
    »Ich habe gestern Abend Austern gegessen.«
    Dr. Lanier reißt Papierhandtücher aus einem Metallspender an der Wand und legt einen kleinen Stapel neben Eric auf das Waschbecken. Als er aus der Toilette kommt, beobachtet er Scarpetta und stellt fest, dass alles an ihr außergewöhnlich ist, selbst die Art und Weise, wie sie nach ihrem Kaffee greift - langsam, bedächtig und eine Selbstsicherheit und Macht ausstrahlend, die ganz und gar nichts mit dem Trinken von Kaffee zu tun haben. Sie studiert Notizen in einem Taschenkalender mit einem schwarzen Einband, bei dem sie immer wieder neue Seiten einlegen kann. Lanier vermutet, dass sie ständig neue Seiten braucht, denn sie gehört zu den Menschen, die jede Einzelheit und jede Unterhaltung notieren, die vielleicht einmal wichtig werden könnte. Ihre Gewissenhaftigkeit geht über das hinaus, was in ihrem Beruf verlangt wird. Er nimmt neben ihr Platz.
    »Ich empfehle das Gumbo«, sagt er gerade, als sein Mobiltelefon eine dünne, elektronische Version von Beethovens Fünfter zum Besten gibt.
    »Könntest du nicht mal einen anderen Klingelton einstellen?«, beschwert sich Eric.
    »Lanier«, meldet er sich. Er lauscht eine Weile, runzelt die Stirn und sieht Eric an. »Ich fahre sofort los.«
    Er steht auf und wirft die Serviette auf den Tisch.
    »Auf geht’s«, sagt er. »Wir haben es mit einer ganz üblen Sache zu tun.«

114
    Das Gelände zwischen dem Flughafen von Baton Rouge und dem Lake Maurepas besteht aus Sümpfen, Flussläufen und Bächen, die Lucy nervös machen.Selbst mit aufblasbaren Schwimmkissen wäre eine Notlandung hier ziemlich unangenehm. Und wie ein Rettungsteam sie je erreichen sollte, ist eine andere wichtige Frage. Lucy möchte sich die Reptilien lieber nicht vorstellen, die in diesen dunklen Gewässern, an den schlammigen Ufern und im Schatten der mit Greisenbart überwucherten Bäume lauern. Im Gepäckraum führt sie stets eine Notfallausrüstung mit, zu der Walkie-Talkies, Wasser, Proteinriegel und Insektenschutzmittel gehören.
    Versteckt zwischen den dichten Bäumen stehen Unterstände und gelegentliche Fischerhütten. Auch als Lucy tiefer und langsamer fliegt, weist nichts auf menschliche Bewohner hin. An manchen Stellen gibt es nur für ein sehr kleines Boot oder vielleicht ein Luftkissenboot ein Durchkommen, und die schmalen Flussläufe wirken aus der Luft wie Venen, die sich durch das Schilf schlängeln.
    »Siehst du da unten Alligatoren?«, fragt sie Marino.
    »Alligatoren sind mir egal. Und sonst ist da unten nichts.«
    Als die Bäche in Flüssen münden und Lucy eine blassblaue Linie am Horizont erkennt, nähern sie sich wieder der Zivilisation. Der Tag ist mild und leicht bewölkt, gutes Wetter, um aufs Wasser hinauszufahren. Viele Boote sind unterwegs, und Fischer und Freizeitsegler blicken zu dem Helikopter hinauf. Lucy achtet darauf, nicht zu tief zu fliegen, damit es nicht wie ein Erkundungsflug wirkt. Sie ist nur eine Pilotin, die ein bestimmtes Ziel ansteuert. Sie nimmt Kurs nach Osten, hält Ausschau nach dem Blind River und fordert Marino auf, dasselbe zu tun.
    »Warum, glaubst du, heißt das Ding Blind River?«, gibt Marino zurück. »Weil es unsichtbar ist.«
    Als sie weiter nach Osten kommen, erkennen sie immer mehr kleine Bootshäfen. Die meisten sind gut in Schuss, und es liegen Boote vor Anker. Lucy bemerkt einen Kanal, wendet und folgt seinen Windungen nach Süden, bis er breiter wird und sich in einen Fluss verwandelt, der schließlich in einem See mündet. Verschiedene, düster wirkende Kanäle zweigen von dem Fluss ab, und als sie kreist und tiefer fliegt, kann sie keine einzige Fischerhütte ausmachen.
    »Wenn es Talley war, der den Arm als Köder an den Haken gesteckt hat«, meint Lucy, »dann hat er sich wahrscheinlich irgendwo ganz in der Nähe verkrochen.«
    »Tja, und falls das stimmt und du weiter kreist, wird er uns ganz sicher sehen«, merkt Marino an.
    Sie kehren um, suchen aber weiter die Gegend ab. Dabei halten sie vor allem Ausschau nach Antennen, achten jedoch darauf, keine

Weitere Kostenlose Bücher