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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Gutes hatte es ja.« Rudy sah Lucy an, die neben ihm auf dem Bett saß. »Als der Chirurg meine Nase repariert hat, hat er auch gleich den kleinen Höcker entfernt.« Vorsichtig betastete er die Schiene auf seinem Nasenrücken. »Er sagt, jetzt habe ich eine perfekte Römernase. So hat er es genannt. Römernase.«
    Ein wenig verdattert hielt er inne. »Was genau ist eigentlich eine Römernase?«

37
    Lucy klopft an die Tür von Zimmer 511.
    Am Türknauf hängt ein »Bitte-nicht-stören«-Schild, und drinnen plärrt der Fernseher. Hufe donnern, Schüsse knallen. Es klingt, als ob Rudy sich einen Western anschaut. Doch in Wirklichkeit beobachtet er Rocco.
    »Ja.« Nach einer Pause ist von drinnen Rudys Stimme zu hören.
    »Sicher gelandet«, antwortet sie im Helikopterjargon und lässt den Blick den Gang entlangschweifen, während sie Latexhandschuhe aus der Tasche nimmt und sie über die Hände stülpt.
    Als sich die Tür einen kleinen Spalt öffnet, schlüpft sie hinein und zieht sie hinter sich zu. Rudy, der auch OP-Hand- schuhe trägt, schließt ab und schiebt den Riegel vor. Lucy entledigt sich ihrer Jacke und mustert eindringlich Rocco Caggiano, seinen schwabbeligen, dicken Körper und die blutunterlaufenen Augen. Sie nimmt jede Einzelheit im Raum in sich auf. Über einem Stuhl hängt ein schwarzer Kaschmirmantel, und in einer Ecke auf dem Boden befindet sich ein Plastiktablett mit einer leeren Champagnerflasche neben einem Eiskübel aus Edelstahl, der voller Wasser ist. Das Schmelzen des Eises hat sicher einige Stunden gedauert. Außerdem gibt es im Zimmer noch ein Doppelbett und direkt davor, an einem Fenster mit zugezogenen Vorhängen, einen kleinen Glastisch und zwei Sessel. Auf dem Boden liegen einige britische Zeitungen. Vielleicht ist er ja vor kurzem in England gewesen. Allerdings hat Rocco sich nie die Mühe gemacht, eine Fremdsprache zu lernen. Also kann er die Zeitungen auch irgendwo auf dem Weg hierher gekauft haben.
    Zwischen Tisch und Bett ist ein Servierwagen geparkt, auf dem nur vier Tellerhauben aus Edelstahl zu sehen sind. Lucy muss an Roccos entfremdeten Vater Pete Marino denken, als sie den abgenagten Knochen eines T-Bone-Steaks, Stücke von der Schale einer Folienkartoffel, das Teilerchen mit einem Stück Butter (zerflossen), den leeren Brotkorb und den Glaskelch mit welken Salatblättern, Cocktailsauce, Zitronenstückchen und Shrimpsschwänzen betrachtet. Ein Stück Schokoladenkuchen hat Rocco so restlos verschlungen, dass bis auf die Schmierer, die offenbar von seinen Fingern stammen, nichts mehr davon übrig ist.
    »Ich muss mal wohin.«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    Lucy eilt ins Bad. Der Gestank ist atemberaubend.
    »Ist er nüchtern?«, fragt sie Rudy, als sie zurückkommt.
    »Mehr oder weniger.«
    »Muss genetisch sein.«
    »Was?«
    »Wie Vater und Sohn mit sich umgehen«, erwidert sie. »Aber mehr haben er und Marino nicht gemeinsam.« Dann wendet sie sich an Rocco. »Sind Sie in Stettin, um nach ein paar überzähligen Schusswaffen zu sehen? Vielleicht auch noch nach Munition, Sprengstoff, Elektronikartikeln, Parfüm und Designerkleidung? Wie viele gefälschte Lieferscheine haben Sie im Aktenkoffer?«
    Rocco starrt sie finster an und mustert dann interessiert ihr Dekollete.
    »Hören Sie auf, mich so anzuglotzen, verdammt«, zischt Lucy, die ihre Aufmachung ganz vergessen hat. Sie schließt die Knöpfe und setzt ihr Verhör fort. »Vermutlich sind derzeit Tausende davon im Umlauf, was, Rocco?«
    Er schweigt. Lucy bemerkt das Erbrochene auf dem Teppich zwischen seinen schwarzen Mokassins aus Krokodilleder.
    »Wird langsam Zeit, dass Sie an Ihrer eigenen Scheiße ersticken, Rocco.« Sie setzt sich auf die Bettkante.
    »Ist das eine Essiggurke in deinem Ärmel, oder bist du nur froh, mich zu sehen?«, meint Rudy zu Lucy, allerdings ohne zu lächeln oder die Augen von Rocco abzuwenden.
    Lucy fällt ein, dass sie ja noch den Totschläger im Ärmel ihrer Leinenbluse hat; sie holt ihn heraus und legt ihn aufs Nachtschränkchen. Es ist warm im Zimmer. Ein Blick aufs Thermostat sagt ihr, dass Rudy die Heizung auf fünfundzwanzig Grad eingestellt hat. Eine höhere Temperatur würde Verdacht erregen. Ein heißer Luftstrom bewegt die Vorhänge vor dem Fenster auf der anderen Seite des Raums. Das Fenster ist groß und geht auf die Vorderseite des Hotels hinaus. Rocco starrt auf die Pistole, und Tränen treten ihm in die Augen.
    »Aber, aber«, höhnt Lucy. »Für einen so harten und brutalen

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