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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Vaters sind alle Schwierigkeiten im Leben zu meistern, wenn man Gottes Willen achtet. Er liebt Nic zwar, weigert sich aber, was ihre gescheiterte Ehe betrifft, Partei für sie zu ergreifen.
    »Du solltest wissen, dass der Beruf einer Polizistin sich nicht dazu eignet, einen Mann zu halten, wenn man verheiratet ist«, sagte er zu ihr, als sie vor acht Jahren an der Polizeiakademie angenommen wurde. Davor hatte sie sich als Buchhalterin bei einem Ford-Händler in Zachary zu Tode gelangweilt und dort auch Ricky kennen gelernt. Nachdem sie drei Monate miteinander gegangen waren, waren sie zusammengezogen. Wieder eine Sünde. Aber so musste sie wenigstens nicht mehr in einem Geisterhaus leben.
    »Mama hatte auch ihr eigenes Geschäft«, hielt Nic ihrem Vater stets vor Augen, wenn er wieder damit anfing.
    »Das ist nicht dasselbe, Schatz. Sie hat keine Pistole getragen.«
    »Wenn sie eine gehabt hätte ...«
    »Jetzt halt aber den Mund!«
    Nur ein einziges Mal ist es Nic gelungen, den Satz zu beenden. Das war, als sie die Scheidung eingereicht hatte und ihr Vater ihr einen ganzen Nachmittag lang die Leviten las. Er lief in seinem Wohnzimmer auf und ab, und Unglaube, Angst und Wut malten sich in seinem Gesicht. Er ist ein großer, magerer Mann, sodass jeder zornige Schritt ihn von einer Wand zur anderen zu bringen schien und die antike Kristalllampe auf dem Tisch neben dem Sofa erzittern ließ, bis sie schließlich umkippte und zerbrach.
    »Schau, was du angerichtet hast!«, rief er aus. »Du hast die Lampe deiner Mutter kaputtgemacht.«
    »Du hast sie kaputtgemacht.«
    »Es gehört sich nicht für ein Mädchen, Verbrecher zu verfolgen und mit Pistolen rumzuballern. Deshalb hast du Ricky verloren. Er hat eine hübsche Frau geheiratet und keine Annie Oakley. Und was für eine Mutter ...«
    Und da hatte Nic es ausgesprochen: »Wenn Mama eine Pistole gehabt hätte, wäre sie nicht von einem verfluchten Arschloch hier in unserem eigenen Haus niedergemetzelt worden!«
    »Wage es nicht, solche Wörter in den Mund zu nehmen«, sagte er und betonte jedes eiskalte Wort mit einer stoßenden Bewegung des Zeigefingers, die sie daran erinnerte, was ihrer Mutter angetan worden war.
    Sie haben das Thema nie wieder angesprochen, auch wenn es weiter wie eine geballte Gewitterfront zwischen ihnen steht. Ganz gleich, wie oft sie einander auch sehen, Nic spürt nie seine Wärme und kommt nie an ihn heran. Nic ist nach zwei zu früh geborenen Babys, die nicht überlebten, zur Welt gekommen. Sie ist das einzige Kind ihres Vaters. Er war früher Sozialkundelehrer an der Highschool, und seit er im Ruhestand ist, langweilt er sich und hat sein Leben gewissermaßen an den Nagel gehängt. Wenn er nicht auf Buddy aufpasst, verbringt er seine Vormittage damit, dass er Kreuzworträtsel löst und übertrieben lange und schnelle Spaziergänge unternimmt.
    Sie weiß, dass er sich selbst die Schuld gibt. Ihre Mutter wurde vor acht Jahren am helllichten Tag ermordet, als er und Nic beide bei der Arbeit waren. Vielleicht macht Nic sich ebenfalls Vorwürfe, nicht so sehr wegen des Todes ihrer Mutter, wie sie sich sagt, sondern deshalb, weil sie nach dem Büro noch mit Freunden ausgegangen war. Sonst wäre ihr Vater nämlich nicht derjenige gewesen, der die Leiche seiner Frau auffand. Das ganze Haus war voller Blut, denn sie hatte sich gegen den Mörder gewehrt und war von Zimmer zu Zimmer geflohen. Als Nic, leicht angeheitert vom Bier, nach Hause kam, wimmelte es im Haus bereits von Polizei, und die Leiche ihrer Mutter war fortgeschafft worden. Nic hat sie nie gesehen. Bei der Trauerfeier blieb der Sargdeckel geschlossen. Bis jetzt hat sie es nicht über sich gebracht, sich eine Kopie des Polizeiberichts zu besorgen, und da der Fall nie aufgeklärt wurde, rückt das Büro des Leichenbeschauers den Autopsiebericht nicht heraus. Nic weiß nur, dass jemand mit einem Messer auf ihre Mutter eingestochen und eingehackt hat, bis sie verblutete. Dieses Wissen hat ihr bislang genügt. Jetzt tut es das aus irgendeinem Grund nicht mehr.
    An diesem Abend möchte Nic unbedingt darüber reden, doch das geht nicht, solange Buddy nicht anderweitig beschäftigt ist. »Möchtest du vor dem Schlafen noch fernsehen?«, fragt sie ihn.
    Das ist eine große Ausnahme.
    »Ja«, antwortet er, immer noch schmollend.
    Er läuft ins Haus, und der Fernseher wird eingeschaltet.
    Als sie ihrem Vater zunickt, begleitet der sie nach draußen.
    »Ich hoffe, es ist wichtig.« Er hat seine

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