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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Krankheit verleiht. Und doch ist er völlig gesund und kräftig und sogar überhaupt nie krank gewesen.
    Er geht und bewegt sich sehr schnell, hastet aber niemals. Es scheint, daß ihn nichts in Verwirrung bringen kann; er bleibt in jeder Situation und in jeder beliebigen Gesellschaft derselbe. Er besitzt eine große Selbstgefälligkeit, bemerkt sie aber an sich gar nicht.
    Er spricht schnell und eilig, dabei aber selbstbewußt und ist nicht auf den Mund gefallen. Seine Gedanken sind ruhig und trotz der äußerlichen Eile genau präzisiert; und was besonders auffällt, an dem, was er einmal gesagt hat, ändert er nachher nichts mehr. Seine Aussprache ist erstaunlich deutlich; die Worte rieseln ihm aus dem Munde wie gleichmäßige, große, tadellose Körner, die dem Hörer sofort zu Diensten stehen. Anfangs gefällt einem das; aber dann wird es einem widerwärtig, und zwar gerade wegen dieser allzu deutlichen Aussprache und wegen dieses perlenartigen Geriesels stets dienstbereiter Worte. Man kommt auf den Gedanken, er müsse eine Zunge von besonderer Gestalt im Munde haben, ungewöhnlich lang und schmal, sehr rot, mit besonders feiner, sich ununterbrochen und unwillkürlich bewegender Spitze.
    Also dieser junge Mann kam jetzt eilig in den Salon, und wirklich, ich habe noch bis auf den heutigen Tag die Vorstellung, er habe schon im anstoßenden Saal zu sprechen angefangen und sei sprechend hereingekommen. In einem Augenblicke stand er vor Warwara Petrowna.
    »... Stellen Sie sich das vor, Warwara Petrowna,« ließ er die Worte herausrieseln, »ich komme herein und denke, er wird schon seit einer Viertelstunde hier sein; vor anderthalb Stunden ist er angekommen; ich bin mit ihm bei Kirillow gewesen; er machte sich von dort vor einer halben Stunde direkt hierher auf und sagte mir, ich möchte nach einer Viertelstunde ebenfalls hierher kommen ...«
    »Aber wer denn? Wer hat Ihnen gesagt, Sie möchten hierher kommen?« fragte Warwara Petrowna.
    »Nun, Nikolai Wsewolodowitsch! Also erfahren Sie das wirklich erst in diesem Augenblick? Aber sein Gepäck muß doch wenigstens schon hier angekommen sein; wie geht es zu, daß Ihnen das nicht gemeldet ist? Dann bin ich also der erste, der Sie davon benachrichtigt. Man könnte ihn ja zwar von einer gewissen Stelle abholen lassen; aber er wird gewiß gleich von selbst erscheinen, und wie es scheint, gerade in einem Zeitpunkte, der in wunderbarer Weise seinen Erwartungen und, soweit ich es wenigstens beurteilen kann, auch seinen Wünschen entspricht.« Hier ließ er seine Augen durch das Zimmer schweifen und heftete sie mit besonderer Aufmerksamkeit auf den Hauptmann. »Ah, Lisaweta Nikolajewna, wie freue ich mich, Ihnen hier gleich beim ersten Schritt zu begegnen; ich freue mich sehr, Ihnen die Hand zu drücken!« Damit flog er schnell zu ihr hin, um die Hand zu ergreifen, die Lisa ihm heiter lächelnd entgegenstreckte. »Und soviel ich bemerken kann, hat auch die hochverehrte Praskowja Iwanowna, wie es scheint, ihren ›Professor‹ nicht vergessen und ist nicht mehr zornig auf ihn, wie sie es immer in der Schweiz war. Aber wie geht es Ihnen hier mit den Füßen, Praskowja Iwanowna? Haben die Schweizer Ärzte recht damit gehabt, daß sie Ihnen das heimatliche Klima verordneten? ... Wie? Wundwasser? Das mag wohl sehr nützlich sein. Aber wie sehr habe ich bedauert, Warwara Petrowna« (er drehte sich schnell wieder um), »daß ich Sie damals nicht mehr im Auslande traf und Ihnen nicht mehr persönlich meinen Respekt bezeigen konnte; und zudem hatte ich Ihnen so vieles mitzuteilen. Ich habe diese Mitteilungen allerdings hierher an meinen Vater geschrieben; aber es scheint, daß er nach seiner Gewohnheit ...«
    »Peter!« rief Stepan Trofimowitsch, der nun aus seiner Erstarrung zu sich kam; er schlug erstaunt die Hände zusammen und stürzte zu seinem Sohn hin. »
Pierre, mon enfant,
ich habe dich ja gar nicht erkannt!« Er umschlang ihn mit seinen Armen; die Tränen rollten ihm aus den Augen.
    »Na, mach nur keine Geschichten, keine Geschichten! Ohne Gehabe! Na, nun genug, nun genug, ich bitte dich!« murmelte Peter eilig und suchte sich aus der Umarmung frei zu machen.
    »Ich habe es dir gegenüber immer, immer an mir fehlen lassen!«
    »Na, genug davon; darüber können wir ja später noch reden. Das habe ich mir doch gedacht, daß du eine große Geschichte machen würdest. Na, rege dich nur nicht so auf, ich bitte dich.«
    »Aber ich habe dich ja zehn Jahre lang nicht

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