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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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ausdrücklich benachrichtigt worden: hat Stepan Trofimowitsch auch an Sie in demselben Sinne geschrieben?«
    »Ich habe von ihm einen sehr unschuldigen und ... und ... sehr edlen Brief erhalten ...«
    »Sie sind verlegen, Sie suchen nach Worten ... das genügt! Stepan Trofimowitsch, ich erwarte von Ihnen eine außerordentliche Gefälligkeit,« wandte sie sich plötzlich mit funkelnden Augen an ihn. »Haben Sie die Güte, uns jetzt sofort zu verlassen und in Zukunft nie mehr über die Schwelle meines Hauses zu kommen!«
    Ich bitte den Leser, sich an Warwara Petrownas vorherige starke Aufregung zu erinnern, die auch jetzt noch nicht vorüber war. Allerdings war Stepan Trofimowitsch wirklich schuldig! Was mich aber damals am meisten in Erstaunen versetzte, das war die bewundernswerte Würde, mit der er sowohl die »Entlarvung« durch Peter, ohne ein Wort dazwischen zu werfen, als auch die »Verfluchung« durch Warwara Petrowna über sich ergehen ließ. Woher nahm er soviel Mut? Ich hatte nur das eine bemerkt, daß er vorher bei der ersten Begegnung mit Peter und namentlich bei der Umarmung sich unzweifelhaft tief beleidigt gefühlt hatte. Das war, wenigstens in seinen Augen, ein tiefes, echtes Herzensleid. Er hatte in diesem Augenblicke auch noch ein anderes Leid, nämlich das schmerzliche eigene Bewußtsein, daß er eine gemeine Handlung begangen hatte; das hat er mir später selbst mit aller Offenheit gestanden. Nun aber ist ein echtes, unzweifelhaftes Leid imstande, sogar einen phänomenal leichtsinnigen Menschen manchmal gesetzt und standhaft zu machen, wenigstens auf kurze Zeit; ja, durch ein wirkliches, echtes Leid werden sogar Dummköpfe manchmal klug, natürlich ebenfalls nur für eine gewisse Zeit; das ist eben eine eigentümliche Wirkung des Leides. Wenn sich das aber so verhält, was konnte da mit einem solchen Menschen wie Stepan Trofimowitsch vorgehen? Eine vollständige Umwandlung, – allerdings auch nur für eine gewisse Zeit.
    Er verbeugte sich würdevoll vor Warwara Petrowna, ohne ein Wort zu sprechen; und in der Tat blieb ihm auch nichts anderes übrig. Er wollte auch schon in dieser Weise ganz weggehen; aber er konnte es doch nicht über sich gewinnen und trat zu Darja Pawlowna heran. Diese schien das geahnt zu haben; denn sie begann sofort ganz erschrocken selbst zu sprechen, als wenn sie sich beeilte, ihm zuvorzukommen.
    »Bitte, Stepan Trofimowitsch, um Gottes willen, sagen Sie nichts!« sagte sie in fieberhafter Hast mit schmerzerfüllter Miene und streckte ihm eilig die Hand hin. »Seien Sie überzeugt, daß ich Sie immer in gleicher Weise hochachten werde ... und verehren werde, und ... denken Sie von mir ebenfalls gut, Stepan Trofimowitsch; das wird mir sehr, sehr viel wert sein ...«
    Stepan Trofimowitsch machte ihr eine tiefe, tiefe Verbeugung.
    »Tu, was du willst, Darja Pawlowna; du weißt, daß du in dieser ganzen Sache völlige Freiheit hast! So ist es gewesen, so ist es jetzt, und so wird es auch in Zukunft sein,« sagte Warwara Petrowna mit großem Nachdruck.
    »Ach! Nun begreife ich alles!« rief Peter Stepanowitsch und schlug sich vor die Stirn. »Aber ... aber in was für eine Situation bin ich nun dadurch geraten? Darja Pawlowna, bitte, verzeihen Sie mir! ... Was hast du mir da angerichtet?« wandte er sich an seinen Vater.
    »
Pierre,
du könntest dich mir gegenüber anders ausdrücken; nicht wahr, mein Lieber?« sagte Stepan Trofimowitsch ganz ruhig.
    »Schrei nicht so, ich bitte dich!« versetzte Peter und bewegte abwehrend beide Hände. »Glaube mir, das kommt alles von deinen alten, kranken Nerven, und Schreien taugt dabei gar nichts. Sage mir lieber (denn du mußtest dir doch vorhersagen, daß ich gleich von vornherein davon zu reden anfangen würde): warum hast du mich nicht vorher orientiert?«
    Stepan Trofimowitsch sah ihn durchdringend an.
    »
Pierre,
du, der so viel von den hiesigen Vorgängen weiß, du solltest wirklich von dieser Sache nichts gewußt, nichts gehört haben?«
    »Wa-a-as? Na, du bist mir schön! Also nicht genug, daß ich ein altes Kind sein soll, ich soll auch noch ein böses Kind sein! Warwara Petrowna, haben Sie gehört, was er gesagt hat?«
    Es erhob sich ein großer Lärm; aber da brach plötzlich in Ereignis herein, das niemand hatte erwarten können
     

VIII.
     
    Vor allen Dingen muß ich erwähnen, daß in den letzten zwei, drei Minuten sich Lisaweta Nikolajewnas eine neue Unruhe bemächtigt hatte; sie flüsterte schnell mit ihrer Mama und mit

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