Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
Vom Netzwerk:
zu kommen ... zur rechten Zeit würde ich sie selbst rufen lassen, – hörst du?«
    »Ich werde es ausrichten,« antwortete Alexei Jegorowitsch in bekümmertem Tone und mit niedergeschlagenen Augen.
    »Aber nicht eher, als bis du deutlich siehst, daß sie selbst zu mir kommen will!«
    »Seien Sie unbesorgt; es soll kein Versehen stattfinden. Die Besuche sind ja bisher immer durch meine Vermittlung erfolgt; es ist stets meine Mitwirkung in Anspruch genommen worden.«
    »Ich weiß. Aber nicht eher, als bis sie selbst kommen will! Bring mir Tee; wenn es geht, recht schnell!«
    Kaum war der Alte hinausgegangen, als sich fast in demselben Augenblicke dieselbe Tür öffnete und Darja Pawlowna auf der Schwelle erschien. Ihr Blick war ruhig, aber ihr Gesicht blaß.
    »Wo kommen Sie her?« rief Stawrogin.
    »Ich habe hier vor der Tür gestanden und gewartet, bis er wegging, um dann zu Ihnen zu kommen. Ich habe gehört, was Sie ihm auftrugen, und als er eben herauskam, habe ich mich rechts hinter dem Vorsprung versteckt, und er hat mich nicht bemerkt.«
    »Ich wollte schon lange den Verkehr mit Ihnen abbrechen, Dascha, ... solange ... es noch Zeit ist. Ich konnte Sie heute nacht nicht empfangen, trotz Ihres Zettels. Ich wollte Ihnen selbst schreiben; aber ich verstehe mich nicht auf das Briefschreiben,« fügte er ärgerlich und anscheinend sogar mit einem Gefühle des Ekels hinzu.
    »Ich habe selbst schon gedacht, daß wir unsern Verkehr abbrechen müssen. Warwara Petrowna hat zu starken Verdacht wegen unserer Beziehungen.«
    »Mag sie Verdacht haben!«
    »Es ist nicht gut, daß sie sich darüber beunruhigt. Und also ist es jetzt zu Ende?«
    »Warten Sie immer noch auf ein Ende?«
    »Ja, ich bin davon überzeugt, daß es kommen wird.«
    »Auf der Welt hat nichts ein Ende.«
    »Hier aber wird es ein Ende geben. Dann werden Sie mich rufen, und ich werde kommen. Jetzt leben Sie wohl!«
    »Aber von welcher Art wird das Ende sein?« sagte Nikolai Wsewolodowitsch lächelnd.
    »Sie sind nicht verwundet und ... haben kein Blut vergossen?« fragte sie, ohne auf die Frage nach dem Ende zu antworten.
    »Es war ein dummer Hergang; ich habe niemand getötet; beunruhigen Sie sich nicht! Übrigens werden Sie gleich heute alles von allen hören. Ich fühle mich etwas unwohl.«
    »Ich werde weggehen. Die Veröffentlichung der Ehe wird heute nicht stattfinden?« fügte sie unentschlossen hinzu.
    »Heute wird sie nicht stattfinden; auch morgen nicht; ob übermorgen, das weiß ich noch nicht; vielleicht sterben wir alle, und das wäre das Beste. Verlassen Sie mich, verlassen Sie mich endlich!«
    »Sie werden die andere nicht zugrunde richten ... die Unvernünftige?«
    »Unvernünftige Frauen werde ich nicht zugrunde richten, weder die eine noch die andere; aber die vernünftige werde ich, wie es scheint, zugrunde richten: ich bin so gemein und schlecht, Dascha, daß ich Sie, wie es scheint, am letzten Ende, nach Ihrem Ausdrucke, wirklich rufen werde und Sie trotz Ihrer Vernunft kommen werden. Warum richten Sie sich selbst zugrunde?«
    »Ich weiß, daß ich am letzten Ende die einzige sein werde, die bei Ihnen bleibt, ... und darauf warte ich.«
    »Aber wenn ich am letzten Ende Sie nicht rufe, sondern von Ihnen weglaufe?«
    »Das ist unmöglich; Sie werden mich rufen.«
    »Darin liegt viel Geringschätzung meiner Person,« versetzte Nikolai Wsewolodowitsch.
    »Sie wissen, daß nicht nur Geringschätzung darin liegt.«
    »Also Geringschätzung liegt doch darin?«
    »Ich habe mich falsch ausgedrückt,« erwiderte Darja Pawlowna. »Gott ist mein Zeuge, daß ich innig wünsche, Sie möchten meiner niemals bedürfen.«
    »Eine schöne Redewendung ist der anderen wert: ich wünsche ebenfalls, Sie nicht zugrunde zu richten.«
    »Niemals und auf keine Weise können Sie mich zugrunde richten, und das wissen Sie selbst am besten,« antwortete Darja Pawlowna schnell mit fester Stimme. »Wenn ich nicht zu Ihnen komme, dann werde ich Barmherzige Schwester und pflege Kranke, oder Bücherverkäuferin und verkaufe Neue Testamente. Ich habe meinen Entschluß gefaßt. Ich kann niemandes Weib sein; ich kann nicht in solchen Häusern leben wie dieses. Das will ich nicht ... Sie wissen alles.«
    »Nein, ich habe nie daraus klug werden können, was Sie eigentlich wollen; es scheint mir, daß Sie sich für mich interessieren, wie bejahrte Krankenpflegerinnen sich aus irgendwelchem Grunde für einen bestimmten Kranken mehr interessieren als für die übrigen, oder,

Weitere Kostenlose Bücher